Das Ende - Alten, S: Ende
rissen sich los, um die quatschende hispanische Frau zu belauschen.
»Na los, Autumn! Erzähl deinem Vater, was du getan hast.«
»Lass mich in Ruhe!«
»Ich werde dich in Ruhe lassen, wenn du noch mal wegläufst!«
»Sophia, bitte.«
Das schreiende Kind entwand sich der Frau und stieß dabei Patricks Spaghetti-Teller um. Die Kleine wich dem Griff ihres Vaters aus und flüchtete den Flur hinunter, wobei sie Zeter und Mordio schrie, als sie die Treppe hoch in ihr Zimmer stapfte.
»Autumn, komm hierher zurück! Doug?«
»Nicht ich, Leigh. Sie braucht ihre Mutter.«
»Ich kann sie nicht bändigen, Mrs. Nelson«, ereiferte sich das Au-pair-Mädchen. »Sie weigert sich, angeschnallt zu bleiben, sie rennt weg, wenn ich mit ihr spreche. Das Kind ist zu aufgedreht für jemanden in meinem Alter. Ich werde nicht fertig mit ihr.«
»Es ist schon spät – ich sollte wohl gehen.« Bridgett drückte die Schulter ihrer Schwester, mit einem Mal dankbar, dass ihre Ehe kinderlos blieb. »Das Essen war köstlich. Ich ruf dich morgen an.« Sie senkte die Stimme. »Möchtest du, na ja, dass ich Patrick am Krankenhaus absetze?«
»Patrick!« Leigh übergab Parker ihrem Mann und hetzte den Flur hinunter zu der verschlossenen Badezimmertür. »Shep, sind Sie okay?« Keine Antwort. Ihr stockte das Herz. »Shep? Verdammt, Shep, machen Sie die Tür auf!«
Sie drehte den Knauf. Überrascht, die Tür unverschlossen vorzufinden, holte sie kurz Luft und schob sich hinein. Sie machte sich darauf gefasst zu schreien: RUF 9-1-1 an, während sie ihre Berufswahl und die Maßlosigkeit und Ignoranz verfluchte, die dazu geführt hatten, dass …
… leer.
Sie überprüfte das Fenster. Verschlossen und verriegelt. Er ist noch in deinem Haus. Finde ihn schnell, bevor …
Sie verließ das Badezimmer und nahm zwei Treppenstufen auf einmal. Hektisch durchsuchte sie Parkers Zimmer, dann ihr großes Schlafzimmer und das Bad. Sie sah in dem begehbaren Wandschrank nach. Unter dem extragroßen Bett. Nichts außer dem Plüschtier ihrer Tochter.
Der Kern eines Gedankens verfestigte sich zum schlimmsten elterlichen Albtraum. »Autumn …«
Mutter Bär raste quer durch den Flur in das Schlafzimmer ihres Jungen. Die »Dora the Explorer«-Lampe auf dem Schreibtisch des Kindes beleuchtete die zwei reglosen, ineinander verschlungenen Gestalten auf dem Bett.
Doug gesellte sich schweigend zu ihr.
Patricks Kopf wurde von Kissen gestützt. Seine Augen waren geschlossen. Auf der Brust des einarmigen Mannes lag zusammengerollt die Tochter der Nelsons.
Zwei aufgewühlte Seelen. Getröstet im Schlaf.
Frederick, Maryland
2:05 Uhr
Das Bauernhaus lag auf zwölf Morgen im ländlichen Frederick County. Errichtet im Jahr 1887, war das Haus baulich in gutem Zustand, nachdem seine früheren Bewohner das Fundament gestützt, das Dach ersetzt und die Außenmauern renoviert hatten. Noch immer blieb viel Arbeit zu tun – die verrottende Scheune war ein Schandfleck, der unbedingt abgerissen werden musste –, aber die neue Besitzerin, die in den letzten drei Schwangerschaftsmonaten war, hat kaum für irgendetwas anderes Zeit gehabt als für ihre Arbeit und die Ausstaffierung des Kinderzimmers für ihr ungeborenes Kind.
Mary Louise Klipot hatte das Haus bei einer Versteigerung erworben, nachdem die Bank den Vorbesitzern die Hypothek gekündigt hatte. Die Lage war ideal – abgeschieden, doch in der Nähe mehrerer Einkaufszentren und nur zwanzig Autominuten von Fort Detrick entfernt.
Andrew Bradosky war zwei Wochen nach seinem Heiratsantrag eingezogen.
» … während Bertrand DeBorn heute, am Vorabend eines globalen Gipfels, die Pflichten des amtierenden Verteidigungsministers übernimmt. Uns zugeschaltet ist jetzt der politische Analyst von Fox News, Evan Davidson. Evan, welche Auswirkungen wird Präsident Kogelos Entscheidung, seinen Verteidigungsminister zu entlassen, Ihrer Meinung nach auf den morgigen Gipfel haben?«
Mary betrat von der Küche aus das Wohnzimmer, in jeder Hand einen Becher Kakao. Sie reichte eine Tasse Andrew, der neben dem Kamin kniete und noch ein Scheit auf die verlöschende Glut legte. »Liebling, probier mal, ob er heiß genug ist.«
Andrew nahm mehrere Schlucke von dem heißen Getränk und wischte sich die Schlagsahne von der Oberlippe. »Mmm, der ist gut. Mary, können wir unser Gespräch zu Ende führen?«
Halb setzte Mary sich, halb sank sie in den gepolsterten Schaukelstuhl. Ihr tat das Kreuz weh.
»Ich hab dir
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