Das Ende der Dinosaurier
folgen. Das wird der kritische Punkt sein. Sobald die hier Geborenen die Leitung übernehmen, wird es keine Erinnerungen mehr geben, die die Moral untergraben. Dies wird ihr Leben sein, und sie werden ein Ziel haben, etwas, wofür sie kämpfen können ... eine ganze Welt, die es wiederzugewinnen gilt. Wenn, Van, wenn wir die Kenntnis der Naturwissenschaften auf dem Doktorandenniveau am Leben erhalten können. Du verstehst, warum, nicht wahr?«
»Natürlich verstehe ich«, erwiderte Vandermeer reizbar, »aber das macht es noch nicht möglich.«
»Aber jedes Aufgeben wird es unmöglich machen. Soviel ist gewiß.«
»Gut, ich werd's versuchen«, sagte Vandermeer im Flüsterton.
Kittredge legte sich auf sein Feldbett und schloß die Augen und wünschte sich verzweifelt, daß er in seinem Schutzanzug auf der Planetenoberfläche stünde. Nur für eine kleine Weile. Er würde kurz nach Sonnenuntergang neben dem Gerippe des Schiffes stehen, das demontiert und ausgeschlachtet worden war, um die Lebensblase hier unten zu schaffen. Und er würde seinen Mut zusammennehmen und, aufblickend durch die dünne, kalte Marsatmosphäre, noch einmal den strahlenden, toten Abendstern sehen, der die Erde war.
*
Manche Leute beschuldigten mich, daß ich alles, was ich schreibe, bis zum letzten ausquetsche. Tatsächlich ist das keine vorsätzliche Politik von mir, aber ich muß zugeben, daß die Nachdrucke und Neuauflagen sich zu summieren schienen. Das war schon 1954 so.
Ich hatte LET'S NOT für eine Studentenzeitung an meiner Universität geschrieben und natürlich weder Geld dafür erwartet noch bekommen. Nicht lange danach bat mich Martin Greenberg von der Gnome Press jedoch um eine Einleitung für eine neue Anthologie, die er herausgeben wollte. Sie sollte den Titel ALL ABOUT THE FUTURE tragen und 1955 erscheinen.
Ich wollte nicht ablehnen, weil ich Martin Greenberg mochte, obwohl er mit seinen Tantiemenzahlungen Jahre im Rückstand war. Andererseits wollte ich ihn auch nicht mit mehr Material belohnen, also schloß ich einen Kompromiß.
»Wie wäre es statt dessen mit einer kleinen Geschichte?« sagte ich und bot ihm LET'S NOT an. Er brachte sie als eine der Einleitungen (die andere, eine mehr konventionelle, war von Robert A. Heinlein) und, Wunder über Wunder, zahlte mir zehn Dollar.
Im gleichen Jahr gab es wieder einen Wendepunkt in meinem Leben. (Komisch, wieviele Wendepunkte es im Leben gibt und wie schwierig sie zu erkennen sind, wenn sie kommen.)
Seit den Tagen meiner Dissertation hatte ich immer wieder Sachliteratur geschrieben, wenn man es so nennen kann, denn es handelte sich hauptsächlich um wissenschaftliche Aufsätze im Zusammenhang mit meiner Forschungsarbeit. Es waren nicht viele, weil ich bald entdeckte, daß ich kein begeisterter Forscher war. Hinzu kam, daß das Abfassen der Artikel eine schrecklich mühsame Arbeit darstellte, da die wissenschaftliche Terminologie scheußlich stilisiert ist und geradezu nach schlechter Lesbarkeit verlangt.
Das Lehrbuch war angenehmer, aber ich war durch meine beiden Mitautoren ständig behindert und aufgehalten worden, weil sie – wunderbare, nette Kollegen – einen anderen Stil schrieben. Meine Frustration weckte in mir das Verlangen, ganz allein ein Buch über Biochemie zu schreiben, nicht für Studenten, sondern für die Allgemeinheit. Aber ich betrachtete es lange als einen Traum, denn ich konnte zu der Zeit nicht über meine Science Fiction hinausblicken.
Mein Mitautor Bill Boyd hatte jedoch ein populärwissenschaftliches Buch über Genetik geschrieben, GENETICS AND THE RACES OF MAN (Little-Brown, 1950), und im Jahre 1953 kam ein gewisser Henry Schuman aus New York, Besitzer eines kleinen Verlagshauses, das seinen Namen trug. Er versuchte, Bill zu überreden, daß er ein Buch für ihn schreibe, aber Bill hatte andere Pläne, und weil er eine gutherzige Seele ist, versuchte er, Mr. Schuman die Absage schmackhaft zu machen, indem er mich mit ihm bekannt machte und vorschlug, er möge mich als Autor des Buches gewinnen.
Natürlich war ich einverstanden und schrieb das Buch. Als die Zeit der Veröffentlichung heranrückte, hatte Henry Schuman seinen Verlag jedoch an einen anderen kleinen Verlag verkauft, Abelard. Als mein Buch dann erschien, trug es den Titel THE CHEMICALS OF LIFE (Abelard-Schuman, 1954).
Es war das erste Sachbuch für die breite Öffentlichkeit, an dem kein Mitautor beteiligt gewesen war und das allein meinen Namen trug. Es hatte mir
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