Das Ende der Geduld
mehrere junge arabische Männer an einem Mädchen begehen. Ihre Darstellung ist ebenso realistisch wie grausam. Ich werde häufiger gefragt, ob es denn tatsächlich diese Verbrechen gibt. Leider sieht die Wirklichkeit eher noch schlimmer aus. Es gibt immer wieder Fälle der übelsten sexuellen Erniedrigung. Diese werden derart hemmungslos und brutal begangen, dass ich sie in meinem Fallbeispiel nur allgemein schildern möchte. Die Taten, Entwicklungsbedingungen und Lebenslagen dieser Täter weisen augenfällige Parallelen auf, weshalb ich sie in ihren wesentlichen Grundzügen zusammenfassend darstelle.
Die Biografien der jungen Männer beinhalten einige Elemente, die sich auch bei anderen männlichen Tätern mit Migrationshintergrund finden lassen. Sie werden speziell von ihren Müttern extrem verwöhnt und erfahren keinerlei Grenzsetzung. Die Lehrerinnen, Lehrer und Jugendamtsmitarbeiter, die als Erste mit den Familien zu tun haben, wenn sich bereits in der Grundschule erste Verhaltensauffalligkeiten zeigen, berichten von Gewaltbereitschaft und Respektlosigkeit. Wenn die Mütter - und höchst gelegentlich auch die Väter - darauf angesprochen werden, suchen die Eltern das Verschulden grundsätzlich beim „System". Die Lehrer seien unfähig und zudem rassistisch, weil sie es wagten, das Kind zu kritisieren.
„Zu Hause ist das Kind ganz brav", heißt es dann. Ähnliche Erfahrungen teilen die Sozialarbeiter der Schulen und der Jugendhilfeeinrichtungen mit. Da sich die Verhaltensweisen der Kinder nicht ändern, kapituliert die Grundschule manchmal, zumal die Kinder auch nur sporadisch erscheinen. Sie wechseln aufgrund der Gesamtumstände einfach die Schule. Dies ist ein häufig vorkommender Mechanismus mit fatalen Folgen: Der problematische Schüler wird wie ein Wanderpokal herumgereicht, keiner kümmert sich so recht um ihn, er selbst kann schwerlich Bezüge aufbauen. Bereits mit zehn oder elf Jahren treiben diese Kinder sich dann den ganzen Tag gemeinsam mit Freunden herum. Andere Kinder werden erst nach Geld gefragt und dann durchsucht. Wenn man nichts findet, werden die Opfer geschlagen und getreten.
Meistens vergehen einige Monate, bis sich der Kontakt mit dem Jugendamt intensiviert. Dieses bietet zunächst eine Familienhilfe an, erkennt aber alsbald, dass wegen der Verweigerungshaltung der Eltern, die alle Handlungen ihrer Söhne rechtfertigen, eigentlich eine Unterbringung außerhalb der Familien angezeigt wäre, zumal die Kinder - nennen wir sie Yilmaz, Hussein und Kaan - inzwischen dazu übergegangen sind, auch Mitschüler zu malträtieren, zu berauben und zu schlagen. Dabei handelt es sich mittlerweile um ernste Vorfälle. Schüler werden aus nichtigem Anlass mit den Worten „Du bist tot" bedroht, begleitet von Handbewegungen, die das Durchschneiden der Kehle andeuten. Beleidigungen wie „Hurensohn" „Du Opfer" und „Du bist eine Nutte, du trägst kein Kopftuch" sind an der Tagesordnung. Ohne Vorwarnung wird anderen Kindern mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Damit nicht genug: Man zieht anschließend seinen Gürtel aus dem Hosenbund und schlägt damit wahllos auf das Opfer ein. Es folgen bald weitere Bedrohungen und Raubtaten. Der erzieherische Handlungsbedarf ist offensichtlich. Häufig entziehen die Familien die Kinder der staatlichen Intervention, indem sie sie in die Türkei oder den Libanon schicken, wo dann „Erziehung" stattfinden soll. Oftmals kehren jedoch die Söhne nach kurzer Zeit wieder zurück, da es ihnen in den „Heimatländern" nicht gefällt.
Naturgemäß haben sie dann den Anschluss an den Lehrstoff verloren und müssen ein Schuljahr wiederholen, was meist wegen der hinzutretenden Verfehlungen mehrere Schulwechsel nach sich zieht. Die verbalen und körperlichen Attacken gegen die neuen Mitschüler und Lehrkräfte lassen nie lange auf sich warten. Da sich nunmehr keiner mehr Rat weiß, sollen die verhaltensauffälligen Kinder psychiatrisch oder psychologisch begutachtet werden. Auch diese Maßnahme kann auf zweierlei Weise ausgehebelt werden: Entweder entschwinden die Jungen wieder in die „Heimat", oder einer stationären Begutachtung wird zwar zugestimmt, jedoch erscheint nach kurzer Zeit ein Familienmitglied in der Klinik und nimmt das Kind wieder mit, weil es aus Sicht der Sorgeberechtigten lange genug von zu Hause weg gewesen oder ein familiärer „Notfall" eingetreten sei, der eine sofortige Rückkehr erforderlich mache. Also tappen alle weiter im Dunkeln. Was folgt? Es
Weitere Kostenlose Bücher