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Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

Titel: Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Rosin
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ob eine Frau wie ein Mann Sex haben kann. Die Antwort wird knapp zehn Minuten später geliefert und lautet: nicht wirklich. Das trifft auch heute noch weitgehend zu. Beim Sex haben die Frauen (wie in fast allen anderen Lebensbereichen auch) die Tendenz, einen Kern ihres alten – romantischen, zärtlichen, verwundbaren – Selbst zu bewahren, auch wenn sie neue sexuelle Rollen annehmen. Die Frauen an der betriebswirtschaftlichen Fakultät brauchen keinen Mann mehr, der sie unterstützt, doch das bedeutet nicht, dass sie keinen wollen. Außerdem fällt es ihnen schwer zu wissen, wann sie ihre Rüstung ablegen dürfen, nachdem sie jahrelang gelernt haben, auf der Hut zu sein. So schreibt Meghan Daum in ihrem Buch My Misspent Youth : »Die schlimmste vorstellbare Sünde war weder Grausamkeit noch Gehässigkeit, ja nicht einmal berufliches Scheitern, sondern Verwundbarkeit«.
    Ich kam während der Rekrutierungswoche in der betriebswirtschaftlichen Fakultät an und konnte beobachten, welchen Stress sie Frauen verursachte, die schon eine Beziehung hatten. Eine Frau war mit einem Mann zusammen, dem man gerade eine Stelle in London angeboten hatte. Sie war bereit, mit ihm nach London zu gehen, doch der Mann hatte sie noch nicht gefragt, und sie wollte das Problem nicht selber ansprechen, um nicht bedürftig zu wirken. Also wartete sie und schob die Antwort auf ihr eigenes Stellenangebot auf. Andere Paare erlebten Ähnliches mit Tokio und San Francisco als Möglichkeiten. Für diese harten, ehrgeizigen Frauen bestand die Herausforderung darin, ihr Herz aus Stahl so lange zu behalten, bis sie unverwundbar erschienen, aber nicht so lange, bis sie ihre Chance auf privates Glück verspielt hatten.
    Das erste Mal hörte ich durch ihren Exfreund von Sabrina. Er studierte wie sie Wirtschaftswissenschaften und war neun Monate mit ihr zusammen gewesen. Ich traf ihn bei der Midweek Party auf dem Balkon und fasste sofort Vertrauen zu ihm, weil er nicht das dumme Partygeschwätz draufhatte, das ich von seinen Kommilitonen zu hören bekam: »Ich will mich jetzt einfach noch nicht festnageln lassen« oder: »Scheiß auf die Ehe«. Er war immerhin bereit, sich auf ein ernsthaftes Gespräch über die Liebe einzulassen. »Ich habe meine Traumfrau schon gefunden«, erzählte er mir. »Zum sechsten Mal.« Er war in Sabrina verliebt, seit sie das erste Mal zusammen auf einer Studentenparty gewesen waren, wenngleich sie erst zwei Wochen später miteinander geschlafen hatten. Als sie es schließlich taten, war es eine ganz neue Erfahrung für ihn gewesen. Im Bett war Sabrina, wie er berichtete, ganz ihr großartiges, abenteuerlustiges Selbst: voller Selbstvertrauen, offensiv und ohne jede Hemmung, wenn es darum ging zu sagen, was ihr gefiel. Sie war beweglich und empfänglich und voller Überraschungen und schlug Dinge vor, die zu fragen ihm nicht eingefallen wäre. Sie schien den Sex noch mehr zu wollen als er. »Ich hatte in diesen Dingen bis dahin immer die Kontrolle gehabt, also war ich nicht daran gewöhnt«, sagte er. Er bezeichnete Sabrina immer wieder als »einzigartig« und als »etwas ganz Besonderes«, obwohl sie mehrere Monate zuvor Schluss gemacht hatten. »Sie werden es erleben, wenn Sie sie kennenlernen«, sagte er, also machte ich sie ausfindig.
    Mehrere Tage später fand ich sie in einer Situation, die direkt aus einer Sitcom über weibliche Singles hätte stammen können. Die Einunddreißigjährige saß mit einer Freundin zusammen, trank Wein und verzichtete auf die Cracker und den Käse, die auf dem Tisch standen. In ein paar Stunden würde sie sich mit einem Mann treffen, dem sie gerade eine SMS geschickt hatte, einem Trader, den sie und ihre Freundin als »den heißen Typ« bezeichneten. Sie hatte ihn im Sommer bei der Arbeit kennengelernt und ein paarmal mit ihm geschlafen. (Nach dem zweiten Mal hatte sie ihm per SMS »Ich spüre es einfach nicht« geschrieben, und – o Wunder – »er reagierte ganz cool. Er nahm es nicht persönlich.« Also sahen sie sich immer noch gelegentlich, wenngleich sie nicht mehr miteinander schliefen.)
    Im Augenblick jedoch sprachen die beiden Frauen über Dinge, die sie mochten: Rotwein, Konzerte von Lady Gaga, Angela Merkel und Nice Girls Don’t Get the Corner Office, einen Ratgeber, der Frauen erklärt, dass sie sich die Karriere versauen, wenn sie zu unterwürfig sind. Aber sie sprachen auch über Dinge, die sie nicht mochten: kleine Männer, Finanzkotzbrocken, Männer, denen sie einen Korb

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