Das Ende der Nacht: Horror-Roman
Er vernahm keine Schritte, nur das leise Rascheln von Stoff. Plötzlich stand eine junge Frau neben ihm und lächelte ihn an.
"Hallo", sagte sie.
Kevin schaute nun zu ihr auf.
"Hallo", sagte er schüchtern.
"Wo kommst du denn her?"
"Michelle und Kathleen haben mich hierher gebracht."
Kevin bekam Tränen in den Augen.
"Bist du traurig?"
"Ja, mein Freund ist so gemein zu mir." Die Tränen liefen jetzt an seinen Wangen hinunter. "Er sagt nur noch schlimme Sachen zu mir. Ich frage mich, ob er wirklich noch mein Freund ist. Als ich ihn kennengelernt habe, war er so nett und hat mir geholfen."
„Ich helfe dir immer noch“, sagte das Licht, das sich frech neben das Gesicht der Frau geschoben hatte. „Ich helfe dir, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen.“
„Nein“, sagte Kevin, „nein, nein.“ Er schluchzte und weinte.
Die junge Frau bückte sich zu ihm hinunter und nahm ihn in ihre Arme, streichelte mit einer Hand zärtlich seinen Kopf.
„Ich heiße Laura“, sagte sie, „und du?“
„Kevin“, antwortete er.
„Weißt du, manchmal können Freunde ziemlich gemein sein und dann fragen wir uns, ob sie wirklich unsere Freunde sind. Eben gerade hat ein Freund von mir einen Wutausbruch gehabt. Da bin ich einfach gegangen. Das ist das Beste, was du tun kannst, wenn dein Freund mal schlecht zu dir ist. Ihn links liegen lassen.“
„Das habe ich ja versucht“, sagte Kevin, „aber er folgt mir immer. Egal, wo ich hingehe, er ist immer da.“
"Und wo ist dein Freund jetzt?"
Benny schwebte nun über dem Esstisch. Und Kevin fühlte sich, als ob er von ihm beobachtet wurde. Und war da nicht ein Lächeln in dem Licht?
"Da", sagte er und zeigte auf ihn.
"Aber da ist doch nichts, Kleiner."
"Nur ich kann ihn sehen."
"Ach so“, sagte Laura und ließ den Jungen nun los. Kevin hatte aufgehört zu weinen. „Und wie heißt dein Freund?"
"Benny."
"Dann sag ihm jetzt, dass du nicht willst, dass er mit dir so redet."
"Das habe ich auch schon. Er hört nicht auf. Ich habe ihm das schon so oft gesagt."
"Seit wann ist er denn so?"
"Gestern Nacht war er es noch nicht. Ich habe die meiste Zeit geschlafen, auf dem Weg hierher. Und seit ich dann einmal aufgewacht bin, sagte er nur noch solche bösen Sachen."
"Was sagt er denn?"
"Mein Vater soll meine Mutter umgebracht haben. Und das stimmt nicht. Das weiß ich", sagte er weinerlich.
„Du weißt gar nichts“, lachte das Licht.
„Halt die Klappe, Benny.“
Laura blickte irritiert zur Stelle, mit der Kevin gesprochen hatte, dann schaute sie wieder zu ihm.
"Was ist Benny denn?"
"Mein Licht."
„Was?“
„Benny ist mein Licht.“
"Und... hat er dir das gesagt? Ich meine, dass er dein Licht ist?"
"Sicher. Sonst würde ich das ja nicht wissen."
"Und er hat dir auch gesagt, dass er dir helfen will und dass du nie mehr alleine sein wirst? Und dass du dir einen Namen für ihn aussuchen darfst, weil er ja dein Licht ist?"
"Ja“, antwortete Kevin erstaunt, „woher weißt du das?"
"War nur eine Vermutung", sagte sie, erhob sich, ging zur Bar und kehrte mit einem Glas Amaretto zurück. "Wollen wir zusammen ins andere Zimmer gehen? Dorthin, wo Michelle ist? Oder möchtest du lieber alleine bleiben?"
"Ich komme mit", sagte Kevin, „alleine bin ich sowieso nicht mehr.“
III
"Pack die Knarre weg, Thomas!", schrie Gabriel und stand auf.
"Aber ich... sie..."
Gabriel ging zum Schachtisch, stützte sich mit beiden Händen auf ihm ab und beugte sich zu Thomas hinunter, dass ihre Gesichter nur wenige Zentimeter trennten.
"Jetzt erzähl mir mal, Arschloch! Aus welchem Grund hältst du es für nötig, diese Frau zu liquidieren?!" Das letzte Wort schrie er und spuckte seinem Gegenüber damit ins Gesicht. „Verdammt noch mal, Thomas!“
Michelle kam es so vor, als ob Gabriel schon seit einiger Zeit das Verhalten seines Freundes missfiel und er ihr Erscheinen nur als Vorwand nutzte, um seiner Abneigung endlich Luft zu machen.
"Regel Nummer Vier", antwortete Thomas leise und schaute zu Boden.
"Diese Regel besagt, dass keiner etwas davon wissen soll, bevor der Tag kommt. Wer hat gesagt, dass wir jetzt keine Gäste aufnehmen können?"
"Niemand."
"Also entschuldige dich!"
Gabriel ging zurück zu seinem Sessel und Thomas legte den Revolver wieder auf den Tisch. Dann schaute er zu Michelle, musterte sie und schüttelte leicht den Kopf.
"Tut mir leid", sagte er und es klang beleidigt. Dann wendete er sich wieder dem Schachbrett zu.
"Schon okay. Ich
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