Das Ende der Nacht: Horror-Roman
Eisentür ihr Ende fand. Gabriel holte ein dickes Schlüsselbund aus seiner Hosentasche, wählte einen großen, silbernen und öffnete. Knarrend und quietschend schlitterte die Tür über den Boden.
Weitere, noch tiefere, modrige Dunkelheit herrschte im Raum, in den sie gelangten.
"Hast du ein Feuerzeug?", fragte Gabriel, "Ich habe meines oben vergessen."
Sie gab ihm das, wonach er gefragt hatte. Er entzündete einige Kerzen, die auf einem Altar standen, sodass der Raum etwas erhellt wurde. Michelle entdeckte weiß gemalte Zeichen auf dem Kellerboden. Wahrscheinlich hatten sie dazu Kreide benutzt.
"Das ist also unser Geheimnis, Michelle.“
Er deutete auf den Altar, auf die Zeichen und lehnte sich schließlich lässig gegen die offene Eisentür.
„Ich verstehe nicht“, sagte sie.
„Wir sind die Ursache.“
Michelle schüttelte den Kopf.
"Ich verstehe immer noch nicht."
"Siehst du die Zeichen? Kennst du ihre Bedeutung?"
Michelle nahm eine Kerze vom Altar und hielt sie nach unten über den Kellerboden.
"Sieht fast so aus wie ein Pentagramm", sagte sie und betrachtete die anderen Zeichen, die in das Fünfeck gemalt worden waren. Zeichen, die sie noch nie gesehen hatte. Eines davon erinnerte an das Symbol an Gabriels Ohrring, ein anderes an Lauras Tattoo.
"Ja, es ist fast ein Pentagramm. Das, was du siehst, ist das Ursprungssymbol. Es wurde erst Tausende von Jahren später vereinfacht. Die ursprüngliche Bezeichnung für dieses Zeichen ist Hiyleta."
„Habe ich noch nie gehört.“
„Das glaube ich dir. Die wenigsten wissen davon.“
"Und wofür ist es da?“
„Beschwörungen.“
„Wie in Dämonen und Geister beschwören?"
"Sozusagen. Wenn du die Schattengestalten als Dämonen bezeichnen möchtest, ja."
Michelle blieb der Atem weg. Jetzt begriff sie, dass diese Dinge wirklich geschahen, dass sie wirklich in diesem Haus war, dass Christina geköpft worden war. Alles, verdammt noch mal alles ergab auf einmal einen durchgeknallten, unglaubwürdigen Sinn. Diese Offenbarung hatte sie nicht erwartet. Sie hatte vielleicht gedacht, dass die vier in diesem Haus schon einige Menschen hatten töten müssen oder dass sie vielleicht sogar wussten, was geschah. Aber dass diese Leute für das Desaster verantwortlich sein sollten, wollte nicht in ihren Kopf. Beschwörungen waren nicht real. Und doch entsprachen Gabriels Worte anscheinend der Wahrheit, der einzigen überhaupt. Und das machte sie verdammt wütend.
IV
"Ihr habt es getan?!"
"Ja", antwortete Gabriel knapp, "hast du eine Zigarette?"
Michelle gab ihm eine, die er sich kurz darauf anzündete. Der blaue Dunst des Glimmstengels hüllte den Beschwörungsraum in eine noch unheimlichere Atmosphäre.
"Ihr habt die Tore geöffnet?"
Michelle schüttelte den Kopf. Sie wollte gar nicht mehr aufhören damit. Sie wollte es rausschütteln. Die Wahrheit.
"So ist es."
„Wie?“
„Das siehst du doch.“
"Warum?"
„Das würdest du nicht verstehen.“
„Versuch es, Gabriel, versuch es. Euretwegen habe ich letzte Nacht Menschen getötet. Euretwegen sind Christinas Eltern und die ganzen Dorfbewohner in diesem KZ-ähnlichen Scheiß gefangen. Verdammt, euretwegen ist Christina geköpft worden von so einem Tor. Also, sag mir, warum! Es ist doch scheißegal, ob ich es verstehe.“
Gabriel nickte und nahm einen tiefen Zug.
„Sagen wir einfach: meine Schwester, Thomas, Laura, Frederic und ich sahen keine andere Möglichkeit.“
"Frederic?"
"Kathleens Freund. Als du mit ihr durch die Straßen gefahren bist, habe ich ihn zum Tor gebracht. Er wollte sich die Welt dahinter einmal ansehen."
"Er ist durch das Dimensionstor geschritten?"
"Ja. Er hat viele alte Bücher über diese Dimension gelesen. Geschrieben von Alchemisten und Zigeunern. Es gab einige, die den Weg hinein fanden, ohne zu sterben, und sogar wieder hinaus kamen. Dann haben sie das Ganze aufgeschrieben. Ziemlich wirres Zeugs. Fred kennt den Weg in diese Welt und er war bereit, das Risiko eines Übergangs einzugehen. Er hat es geschafft."
Im Gegenteil zu ihrer besten Freundin, dachte Michelle. Diese ganze Scheiße war beinahe zu viel. Sie nahm sich selbst eine Zigarette und zündete sie an.
"Bist du jetzt zufrieden?", fragte er.
„Was soll denn das heißen, keine andere Möglichkeit?“
Gabriel stöhnte auf und zum ersten Mal war er ihr unsympathisch. Michelle schaute ihn an. Er wirkte plötzlich arrogant, stolz an der Tür lehnend, lässig, und er strahlte eine Kälte aus, die
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