Das Ende der Nacht: Horror-Roman
ihr vorher nicht aufgefallen war. Die Menschen in diesem Haus hatten sie um ihr Leben gebracht. Alle waren tot, dachte sie, niemand wird das hier überleben können. Ihre Wut kehrte zurück.
"Verdammt noch mal", schrie sie ihn an und schlug gegen seine Schulter. Er reagierte nicht darauf und nahm einen Zug von der Zigarette. "Ihr habt über das Schicksal der ganzen Welt entschieden!"
"Ich weiß. Und das war unsere Absicht. Glaube mir, Michelle, es hat alles einen Sinn."
"Nicht so was, Gabriel", sagte sie. "Was habt ihr bloß getan? Ihr habt Milliarden von Menschen auf dem Gewissen. Ist dir das egal?"
"Um ehrlich zu sein: ja."
"Wollt ihr jetzt für alle Ewigkeit in diesem Haus gefangen bleiben und darauf warten, dass die Schattengestalten hier eindringen und euch töten?"
"Erstens können sie hier nicht eindringen. Dir scheint nicht aufgefallen zu sein, dass wir in der näheren Umgebung Symbole an Bäume, Wände und Wege gemalt haben, die zur Verbannung dieser Kreaturen dienen. Des Weiteren möchte ich dir sagen, dass wir vorhaben, die Tore nach einem Tag wieder zu verschließen. Bis dahin müsste das Gröbste bereinigt sein."
"Bereinigt? Wie redest du eigentlich?"
Michelle schmiss eine Kerze vom Altar auf den Boden und trat wütend drauf, sodass sich das Wachs in die Ritzen ihrer Schuhsohle grub.
„Ihr seid krank, weißt du das? Scheiße, ihr seid alle krank.“
Gabriel sagte nichts.
"Ich hau ab", sagte sie und lief die Treppe hinauf. Sie konnte nicht sehen, ob Gabriel ihr folgte. Als sie ins Wohnzimmer trat, stellte sie sofort fest, dass Kevin fehlte. Sie hatte die Tür so hart aufgerissen, dass alle Anwesenden erschrocken in ihre Richtung schauten.
"Wo ist Kevin?", schrie Michelle und ging auf Kathleen zu, die gerade einen Zug von einem Joint nahm.
"Er war noch müde. Da habe ich ihn nach oben in ein Gästezimmer gebracht."
Michelle drehte sich um. Laura hatte gesprochen, die noch immer vor dem Fernseher die Nachrichten verfolgte.
"Hol ihn!", befahl sie ihr.
"Wieso?"
"Ich weiß jetzt alles über euer Treiben."
Michelle schaute abwechselnd zu jedem Einzelnen im Raum. Gabriel hatte mittlerweile das Wohnzimmer erreicht und blieb an der Tür stehen.
"Ich dachte schon, die Schatten seien bösartige Kreaturen, aber ihr seid viel schlimmer."
"Jetzt bleib mal locker, Mädchen", sagte Thomas und erhob sich von seinem Stuhl.
"Halt dein Maul, Thomas. Ihr seid alle krank. Wie könnt ihr so was nur verantworten? Mir ist es scheißegal, wie ihr die Tore öffnen konntet, schwarze Magie, Beschwörung, der ganze Dreck. Ist mir alles scheißegal. Wichtig ist, ihr habt es getan. Und das könnt ihr doch nicht einfach tun."
"Es ist einfacher, als du denkst", antwortete Gabriel.
"Für euch vielleicht, aber ich habe dadurch mein Leben verloren."
Und dann verschwand ihre Wut so schnell, dass sie nur noch auf die Knie fallen konnte und anfangen zu weinen. Warum nur?, fragte sie sich, warum? Sie spürte, wie sie umarmt wurde. Kathleen hatte sich zu ihr gehockt.
"Ich verstehe deine Reaktion", sagte sie leise.
"Wie freundlich, Kathleen. Dadurch kannst du nichts wieder gut machen, verstanden?" Michelle stand wieder auf, Tränen rannen über ihr Gesicht, und sie schaute auf ihre Mitschülerin hinunter. "Nichts kann das wieder gut machen."
"Du solltest trotzdem bei uns bleiben", sagte Gabriel, "Dort draußen ist es nirgendwo mehr sicher. Die Schatten haben so langsam die ganze Welt eingenommen. Wie spät haben wir es denn?"
"Zwanzig vor sieben", antwortete Thomas, der sich wieder gesetzt hatte.
"Also noch ungefähr fünfzehn Stunden, bis Frederic zurück sein muss."
Gabriel stellte sich neben Michelle und schaute ihr in die Augen. Jetzt war wieder diese Anteilnahme in seinem Blick und es kotzte sie an.
"Ihr wollt die Tore wieder schließen?", fragte sie.
"Ja, um halb elf. In etwa vierundzwanzig Stunden nach der Öffnung."
"Also, ich werde nicht bleiben. Warum sollte ich? Ich werde schon ein anderes Versteck finden. Holt Kevin! Ich nehme ihn mit."
"Wenigstens der Junge sollte für dich ein Grund sein, dein Vorhaben zu überdenken."
"Wieso?"
"Kevin hat ein kleines Problem mit seinem Freund."
"Mit Benny?"
"Ein Dämon", antwortete Gabriel und nickte, "der ist ebenfalls aus der anderen Welt. Dasunia heißt er in der hiyletanischen Sprache. Er nistet sich in den Gehirnen sich selbst erkennender Lebewesen ein, erscheint als Licht. Erst ist er dein Freund, dann macht er dich langsam aber sicher zu seinem Sklaven,
Weitere Kostenlose Bücher