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Das Ende der Nacht: Horror-Roman

Das Ende der Nacht: Horror-Roman

Titel: Das Ende der Nacht: Horror-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolas Preil
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das Blut in all seinen Adern zugleich pulsieren. Das ist Leben, Xaver, nur so ist es richtig! Marias Körper rebellierte ein wenig gegen die gewalttätige Kraft ihres Mannes, aber sie war zu erschöpft. Ein einfaches Spiel. Xaver nahm die rechte Hand vom Kopfkissen, um erneut in die Innenseite seines Jacketts zu greifen. Dieses Mal holte er seine Dienstwaffe hervor und legte ihren Lauf an das Kopfkissen. Er drückte ab. Das Kissen unterdrückte den Knall und der Schuss war nicht lauter als Porzellan, das zersprang. Augenblicklich hörte Maria auf sich zu bewegen. Ein kleines Lächeln zog über Xavers Lippen. Jetzt hast du es also getan, Xaver. Mutig, mutig. Nur weiter so. Dein Drang ist kaum zu halten. Er hob das Kopfkissen an und starrte in das eingeschossene Gesicht seiner Frau. Die Kugel war über dem rechten Auge eingeschlagen und hatte ein blutendes Loch hinterlassen. Xaver gab ihr einen Kuss auf die Wange. Dabei schmeckte er Blut, das über ihre Schläfe hinunter geronnen war. Mit seiner Zunge leckte er sich über die Lippen und flüsterte: „Das reicht noch nicht, mein Schatz.“ 
    Er hob das Kopfkissen wieder auf, presste es auf ihr Gesicht und drückte erneut ab. Einmal, zweimal, immer an anderen Stellen. Erst nach dem vierten Schuss zog dieses gleiche, leichte Lächeln über sein Gesicht und er legte das Kissen beiseite. Die Einschüsse hatten Marias Gesicht entstellt. Es war nurmehr eine blutige Masse, die tiefrote Löcher enthielt. Ihre Wangenknochen waren vollständig zerstört, im Fleisch schimmerte es weiß. Xaver hob ihren Kopf an, um ihr das Kissen wieder unter zu legen. Dabei klatschten Teile des Gehirns auf eine Blutlache, die sich darunter gebildet hatte. Ist das nicht der schönste Anblick, den du je gesehen hast, Xaver? Vollkommen.  
    Bevor er das Zimmer verließ, zog er der Leiche seiner Frau die Decke über den Kopf und wusch sich die Hände im Badezimmer. Sein Anzug war sowieso verdreckt. Das bisschen Blut fiel nicht mehr auf.
    Sachte öffnete er dann die Zimmertür einen Spalt und spähte hinaus. Entlang des Flures weiter hinten waren nur drei Krankenschwestern, die sich leise unterhielten. Ein perfekter Mord also. Perfekt für Xaver, dass er ungehindert das Krankenhaus verlassen konnte. Er lief nicht zum Fahrstuhl, er stolzierte. Und als er durch die Eingangstür geschritten war, ergriff eine ungekannte Freude sein Gemüt und seine Lippen formten ein breites Grinsen. Xaver war stolz auf sich, denn er war jetzt Vater.
    Der Regen hatte aufgehört.
     
     
    II
     
    Er hatte an diesem Abend gesehen, wie sein Vater seine Mutter tötete. Wie er ihr die Augen mit einem Eisenhaken ausstach und ihr anschließend den Unterleib aufschlitzte. Nachdem sie ihr Leben ausgehaucht hatte, inmitten ihrer Innereien, schlitzte sich sein Vater die eigene Bauchdecke auf und wühlte heraus, was zuvor versteckt gewesen war. Der Junge wusste nun, wie ein Mensch von innen aussah, kannte das rote Feuchte, das Fleischige, die unförmige Masse unserer Eingeweide. Warum er überlebt hatte, wusste er nicht. Der Blutrausch seines Vaters musste jeden Gedanken an seinen Nachkommen erstickt haben. Aber war es nun wirklich besser, noch am Leben zu sein, wenn diese Bilder im Kopf nicht mehr weichen wollten?
    Er war von zu Hause geflohen und nachdem er eine schier endlos lange Zeit gelaufen war, sah er an einem Ort, der ihm fremd war, zwei Gruppen von Jugendlichen dabei zu, wie sie sich gegenseitig mit Schüssen durchlöcherten. Er hatte solche Schießereien bisher nur im Fernsehen gesehen, in Filmen aus Amerika. Ghetto-Kriege hatte sein Vater das genannt und hinzu gefügt, dass so etwas niemals in Deutschland möglich war. Doch an diesem Abend war alles möglich. Und als die Jugendlichen stöhnend und blutend am Boden lagen, hatte er auch dieses schreckliche Szenario verlassen. Dann rannte er so weit ihn seine Beine tragen konnten. Irgendwohin, denn Hamburg war groß.
    Jetzt saß Kevin auf einer Parkbank, verstört und verängstigt, in der nächtlichen Einöde eines Spielplatzes in Steilshoop. Zusammengekauert, die Füße auf der Sitzfläche, die Arme um seine Knie geschlungen, wimmerte er vor sich hin und versuchte, die Bilder zu vergessen. Seine Bilder, die in Erinnerung noch so winzige Details hervor brachten. Das leise, ploppende Geräusch, als der Eisenhaken die dünne Membranschicht der Augen seiner Mutter durchstach. Das Reißen am Fleisch, wie oft sein Vater zustach, bis er sie endlich aufzerren konnte. Die

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