Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

ich gebe dir ihre Positionen durch. Orientier dich an dem spitzen Felsen im Westen, der steht für zwölf Uhr, und ich gebe dir ihre Position durch. Die Richtung und die Entfernung. Das wird wie Tontaubenschießen.
    Hig? Hast du verstanden?
    Tontauben. Der spitze Felsen ist zwölf Uhr.
    Braver Junge. Du klingst ganz cool, Hig. Mir ist noch was eingefallen. Hast du die Ersatzwaffe dabei? Die Glock?
    Ja.
    Das wird ein Spaziergang. Wir machen das alles so, wie ich gesagt habe. Falls alles schiefgeht und dir einer zu nahe kommt, nimmst du das Ding und legst ihn um. Sorg dafür, dass du sie griffbereit hast. Verstanden?
    Verstanden. Alles Roger.
    So, und jetzt packst du deine Wasserflasche ein, fängst zu pfeifen an, nimmst das Seil und gehst los.
    Genau das habe ich gemacht. Ich pfiff. Ich zog mir das Seil über den Kopf wie einen Stirngurt, nur um meine Schultern zu entlasten, und setzte mich wieder in Bewegung. Ganz langsam. Auf einmal war ich müde bis in die Knochen, müder als ich es je mein in Leben gewesen war. Ein Teil von mir wollte sich einfach nur hinlegen und in der Morgensonne schlafen, ihnen das Fleisch, das Gewehr, mein Leben überlassen. Es einfach hinter mich bringen. Aber ein anderer Teil von mir wollte mit Bangley zusammenarbeiten. Ich meine, ich merkte, wie aufgeregt er über diese Herausforderung war, und ich spürte, dass der Verrückte tatsächlich an mich glaubte. Daran, dass ich es schaffen könnte. Es war seltsam, aber ich wollte es für ihn tun. Ich glaube, nur deswegen ist ein Team normalerweise stärker als die Summe seiner Teilnehmer. Ich beugte mich vor, stemmte die Füße in den Boden, zog wie ein Maultier im Geschirr und schleifte den Schlitten über den glatten Pfad, was einfach war, sobald er einmal Schwung draufhatte. Ich erreichte die Kuppe oberhalb der flachen Senke und nahm den Zügel in die eine Hand und legte die andere an den Rand des abgesägten Kajaks und zog es über die Kante. Ich hielt es mit einer Hand fest, während es die kurze Böschung runterrutschte. Und noch während es rutschte, packte ich das Seil und rannte los. Da unten in der Senke war es sandig. Ich zog mit aller Kraft. Weil ich aus ihrem Blickfeld verschwunden war, würden sie jetzt schnell aufholen und rennen wie die Blöden. Ich zerrte den Schlitten hinter einen dichten Salbeibusch am anderen Ende der Senke und stellte ihn quer zum Pfad. Noch in derselben Bewegung griff ich zu meinem großen Jagdmesser und schnitt ein paar dicke Zweige ab. Binnen einer Minute hatte ich den Schlitten abgedeckt. Das Kajak war grün, olivgrün, und auf einmal war ich verdammt froh, dass ich die Weitsicht besessen hatte, es quasi tarnfarben zu streichen und nicht in einem leuchtenden Fuchsiaton.
    Fünfzig Meter, Hig. Fünfzig Meter hinter der Senke.
    Ich zog das Gewehr aus dem Schlitten, dazu die eine Schachtel mit Patronen und legte mich hin, legte den Gewehrlauf auf die harte, feste Hirschflanke. Ich zerteilte die Tiere immer an Ort und Stelle und häutete sie erst später, was mühevoll war, das Fleisch aber für den Transport haltbar machte. Jetzt war ich froh über meine Gewohnheit. Das kurze Fell bildete eine gute, rutschfeste Ablagefläche für die Patronen Kaliber . 308 .
    Dreißig Meter. Dreißig, Hig.
    Er flüsterte fast.
    Jetzt werden sie langsamer. Die laufen in einer Reihe. Die haben ja keine Ahnung, Hig. Hast du gehört? Du bist am Drücker. Bleibt ganz cool und warte, bis die erste Hälfte am Fuß der Senke ist, und dann mäh sie um, von rechts nach links, von vorne nach hinten. Dann lädst du nach und macht es nochmal. Du schaffst das schon. Ich halt jetzt die Klappe. Viel Spaß.
    Weg war er. Bangley. Was für ein seltsamer Abschied: viel Spaß. Aber der Mistkerl meinte es ernst, das war das Komische an der Sache. Und es wirkte. Ich war aufgedreht. Balancierte den Gewehrlauf auf dem Hirschfell. Zog die Glock aus dem Halfter an meinem Gürtel und legte sie bereit, legte sie rechts von mir auf das Fell. In einem halben Meter Abstand. Ich schüttelte die rote Plastikhalterung für die Patronen aus der Schachtel, drückte die Patronen raus und legte sie rechts von mir mit der Spitze nach vorn aus, damit ich sie einschieben konnte, ohne sie umzudrehen. Meine Hände zitterten ganz leicht. Ganz leicht. Viel Spaß. Das änderte alles. Hig, du hast nichts zu verlieren. Das sagte ich mir. Da kannst du genauso gut Spaß dabei haben. Mein Herz klopfte, aber es war fast jenes glückliche, erwartungsvolle Klopfen, wie ich es