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Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

Titel: Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heller
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Hig.
    Schweigen.
    Aber du hast dich prima geschlagen. Vielleicht hättest du es sogar ohne die Granaten geschafft. So, wie du gezielt hast. Verdammt.
    Ich entdeckte das Sturmgewehr, das in etwa fünf Metern Entfernung unter eine Melde gerutscht war. Wieder legte ich den Kopf in den Nacken: Augen geschlossen, die Sonne im Gesicht, während das Klingeln in meinen Ohren abebbte wie ein unsteter Wind. Ich lachte. Ich weinte auch ein bisschen. Ich lachte und weinte gleichzeitig, wie ein Verrückter, ich weiß nicht mehr, wie lange.
    *
    Am selben Nachmittag unternahm ich einen Flug. Ich war eigentlich kaum in der Verfassung dazu, aber ich wollte unbedingt. Um die restlichen vier zu suchen, um herauszufinden, ob sie was gegen die Familien oder uns im Schilde führten. Aber keine Spur. Sie haben sich wieder in die Berge verdrückt, das haben sie getan. Es war eine gute Idee. Zu fliegen. Zum ersten Mal seit Jahren ohne Jasper. Ich legte seine Fasanendecke trotzdem auf den Copilotensitz, wohl als Glücksbringer, ich flog die Kurven vorsichtig und ging nie steil in den Sinkflug, um ihn nicht zu erschrecken. Ich flog so, wie ich es mir eben angewöhnt hatte. Ich drehte eine große Runde und schwenkte über den ersten Gebirgsausläufern wieder nach Osten ab, um mir das Schlachtfeld anzusehen, die drei Krater wie Fleischwunden in der Prärie, die Leichen immer noch da, wo Bangley und ich sie liegen gelassen hatten, nachdem er mir entgegengekommen war, um den Schlitten zu holen. Ich hatte kaum noch Kraft zum Ziehen. Nicht, dass meine Beine nicht stark genug gewesen wären, aber meine Schläfen pochten, und ich hatte einen Druck auf der Stirn und konnte mich kaum genug konzentrieren, um fünf Schritte geradeaus zu laufen. Außerdem war mir ein bisschen übel. Bangley war geduldig mit mir, und nachdem wir den Schlitten für eine Weile gemeinsam gezogen hatten, sagte er:
    Hig, mach mal Pause. Ich übernehme das. Du hast einen anstrengenden Tag hinter dir.
    Sagst du mir jetzt wieder, ich soll atmen?
    Er trank einen Schluck aus der Plastikschnute seines Wasserkartons und warf mir einen wohlwollenden Blick zu. Der Kautabakfleck an seiner Wange sah wie ein Muttermal aus. Genau an derselben Stelle wie bei Marilyn Monroe.
    Hig?
    Ja.
    Atme nur, wenn du willst. Weißt du, ich bin froh, wenn du so mit mir redest. Du hast eine Gehirnerschütterung, Hig, kein Zweifel. Was mir aufrichtig leid tut. Aber. Immer noch besser, als tot zu sein. Es könnte noch viel schlimmer sein. Der alte Hig hat immer noch beide Augen im Kopf und seinen Sinn für Humor nicht verloren.
    Er zog sich das Seil über die Stirn, lehnte sich vor und stapfte los.
    Vom Flugzeug aus konnte ich alles sehen: die Schleifspuren neben dem sandigen Pfad und das Gestrüpp, hinter dem ich mich versteckt hatte, einen roten Plastikfetzen auf der Erde, das war die Patronenhalterung, die mir aus der Schachtel gefallen war, die Stelle, an der ich gewesen war, als die erste Granate einschlug, keine dreißig Meter weiter. Die vier dort, wo ich sie erwischt hatte, drei unten in der sandigen Senke und einer oben auf der Kuppe, die Vögel, die sich im Schwarm erhoben, als ich darüber flog, Geier, Krähen, Raben, Elstern. Einen hatte die Granate zerfetzt, die genauso gut mich hätte erwischen können. Ein abgetrennter Arm, der Kopf halb weggesprengt. Ich hatte immer noch Kopfschmerzen, und als ich ihn im Tiefflug entdeckte, musste ich mich zum Seitenfenster rausbeugen und mich übergeben. Ich hatte nicht viel zum Auskotzen, nur einen Salat aus Bohnen aus der Dose und Wildfleisch, den Bangley im Hangar für mich angerichtet hatte, aber genug, um den Flugzeugrumpf einzusauen, den ich am nächsten Tag schrubben musste. Das da unten hätte genauso gut ich sein können. Eine Granate ist keine Präzisionswaffe. Bangley sagte, er hätte Abschusswinkel und Reichweite für fünf unterschiedliche Punkte auf dem Pfad ausgerechnet und wäre sich seiner Sache sicher gewesen. Trotzdem. Das da unten hätte genauso gut schiefgehen können, er kannte das Risiko, aber er hat gesehen, dass ich so gut wie erledigt war und.
    Ich wischte mir mit dem Handrücken den Mund ab und drehte nach Süden ab und dann nach Osten und kontrollierte die Zufahrtsstraßen zu den Familien, aber nichts. Und als ich von Osten wieder reinkam, stand ein gutes Dutzend von ihnen im Hof, und die rote Männerunterhose baumelte auf Halbmast, und ich landete. Holperte über die Einfahrt und schaltete den Motor ab. Kletterte mit steifen

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