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Das Ende der Welt (German Edition)

Das Ende der Welt (German Edition)

Titel: Das Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Höra
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tauchten immer mehr Soldaten auf und beschossen Adams Leute, die in Deckung gehen mussten. Schon stürmte ein Haufen Soldaten den Aufstieg zum Tor. Schüsse fielen, Menschen schrien. Dann tauchte ein hünenhafter Soldat auf, der sich den Zaren über die Schulter geworfen hatte. Seine Arme baumelten leblos herunter, und ich befürchtete, er sei tot.
    Soldaten zerrten Leela, Amandus und Burger vom Stadttor und in die Mitte des Platzes, wo Catos Männer einen Ring gebildet hatten. Schlagartig erstarrte alles wie auf Befehl. Eine der Türen des Armeelasters hatte sich geöffnet, und Cato stieg betont langsam aus. Er hob entschuldigend die Arme gen Himmel und ging auf die Mitte des Platzes zu. In der Hand hielt er ein Mikrofon. Ich verlor allen Mut. Unser Aufstand war gescheitert.
    »Freunde«, dröhnte Catos Stimme blechern durch den Verstärker. »Diese Verräter«, er zeigte auf Amandus, Leela und Burger, »wollen euch weismachen, ich hätte euch betrogen. Dabei waren sie es, die euch betrogen haben.« Seine Stimme wurde immer lauter und höher. »Dieser Abschaum hat euch jahrelang terrorisiert und belogen. Amandus und Burger arbeiten zusammen. Während der eine eure Kinder umbringt, stiehlt der andere euer Geld. Sie sind Schädlinge, die es nicht verdient haben, weiterzuleben.« Er machte eine Pause. »Ich bin sehr enttäuscht, dass sie mein und euer Vertrauen so gewissenlos missbraucht haben. Dafür werden sie bezahlen, meine Freunde.«
    Niemand traute sich, etwas zu unternehmen, als Cato seine Schützen anwies, Aufstellung zu nehmen. Ein Standgericht, ging es mir durch den Kopf, und ich konnte nicht glauben, was ich sah: Cato wollte die drei vor aller Augen hinrichten lassen. Mein Magen krampfte sich zusammen. Leela! Sie durfte nicht sterben. Ohne nachzudenken, zog ich meine Pistole und feuerte in die Luft. Sofort rückten die Menschen von mir ab. Eine Gasse entstand, durch die ich auf Cato zurannte. Als ich ihn fast erreicht hatte, riss mich jemand von den Füßen, und sofort knieten zwei Soldaten auf mir und drehten mir die Arme auf den Rücken. Dann schleiften sie mich vor Cato, der mich schmunzelnd ansah. »Es war klar, dass du nicht weit sein kannst«, sagte er triumphierend.
    »Nun, du darfst das dreiblättrige Kleeblatt um ein weiteres ergänzen. Vier Blätter, was für ein Glück«, sagte er und klatschte entzückt in die Hände. »Die ganze Bande auf einmal. Es werden herrliche Zeiten anbrechen«, sagte er schwärmerisch. »Solche Menschen wie ihr stören dabei nur.«
    Er gab seinen Soldaten den Befehl, wieder Aufstellung zu nehmen. Unter ihnen war auch Prüm, der mich angrinste, als hätte er den Verstand verloren. Leela und ich fassten uns an den Händen. Wenigstens würden wir zusammen sterben, und wenn es hinter dem schwarzen Vorhang ein neues Leben gab, so würden wir dort zusammen sein.
    »Legt an!«, befahl Cato. Ich sah in den Himmel.
    Vielleicht werde ich die Sonne sehen, überlegte ich.
    »Achtung!«, hörte ich Catos Stimme von weit weg. Ich schloss die Augen, drückte Leelas Hand, dann krachten Schüsse. Seltsamerweise spürte ich keinen Schmerz und fiel auch nicht um. Ist der Tod so sanft, dachte ich und öffnete die Augen, als ich erneut Schüsse hörte. Ich traute meinen Augen nicht: Das Erschießungskommando hatte seine Gewehre gesenkt und sah sich verwirrt um. Burgers Nachhut hatte den Platz besetzt und richtete die Waffen auf Catos Männer, die weiterhin auf Leela, Amandus und Burger zielten. Sie blickten unentschlossen zu Cato und warteten auf seine Befehle. Ich entriss dem mir am nächsten Stehenden das Gewehr und richtete es auf Cato. »Befiehl deinen Männern, sie sollen sich ergeben, sonst erschieße ich dich.«
    Cato hob abwehrend die Hände, als träfe es einen völlig Unschuldigen. Er lächelte kalt. »Du weißt, was für ein Tag heute ist, oder?« Ich sah ihn verwirrt an.
    »Herzlichen Glückwunsch, Kjell! Heute ist dein Geburtstag«, fuhr er fort. »Du weißt, was das bedeutet.«
    Er schloss langsam die Augen. »Tu es! Erschieß mich!«, befahl er. Ich versuchte zu schlucken, aber es ging nicht. Mein Mund war so trocken, dass meine Zunge einfach am Gaumen kleben blieb.
    »Sag deinen Leuten, sie sollen aufgeben!«, zischte ich. Cato lächelte mit geschlossenen Augen. »Du willst doch ein Mann sein, oder?« Er klappte ein Augenlid hoch und erinnerte mich an eine Kröte. Eine alte, boshafte Kröte. »Zum Erwachsenwerden gehört der Tod«, sagte er. »Erweise mir die Ehre und töte

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