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Das Ende des Himmels: Roman (German Edition)

Das Ende des Himmels: Roman (German Edition)

Titel: Das Ende des Himmels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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gerettet habt. Ich verdanke euch mein Leben.«
    Eine Hälfte von Dharams Mund verzog sich wieder zu dem seltsamen Lächeln. »Keine Ursache«, sagte er. »Mir tut es leid. Schließlich bist du nicht an unsere zivilisierten Sitten gewöhnt. Wahrscheinlich wirst du dich nie daran gewöhnen. Für dich muss das alles sehr verwirrend sein …«
    »Ich habe mir nur Sorgen um Indrani gemacht«, erklärte Stolperzunge.
    »Oh, ich weiß«, sagte Dharam. »Ich weiß es, und auch ich mache mir Sorgen um sie, glaub mir. Ich hatte gehofft, wir könnten zusammenarbeiten, um sie ausfindig zu machen, bevor ihre Feinde es tun.«
    Der Mann hielt mehr Abstand zu ihm als vorher, und seine eng anliegende Kleidung zeigte die Muskeln, die sich an der Hinterseite seiner Beine spannten.
    »Indrani war sehr … angespannt, als sie hier eintraf. Feinde suchten nach ihr, und wir mussten sie abschirmen. Erinnerst du dich daran, wie du sie aus dem Haus deines Bruders geraubt hast?«
    Stolperzunge nickte. Er wusste jetzt, dass das Dach sein Volk ausspionierte, aber es war trotzdem ein gewisser Schock für ihn, dass ein Fremder so gut über eine geheime Tat Bescheid wusste.
    »Als sie nach der Rettung das erste Mal aufgewacht ist … Erinnerst du dich daran, Stolperzunge?«
    »Sie hat mich nicht wiederkannt«, sagte der Jäger.
    Dharam lächelte, als wäre er begeistert von Stolperzunges Fähigkeit, sich an Dinge zu erinnern.
    »Als wir sie hierherholten, schien sie Angst vor uns zu haben und rannte durch einen öffentlichen Korridor davon.«
    Der junge Jäger sprang auf die Beine.
    »Oh, mach dir keine Sorgen! Mach dir keine Sorgen! Hier gibt es keine Wesen, die sie jagen könnten.« Die Art, wie Dharam lächelte und sprach, machte es für Stolperzunge schwierig, die Aufrichtigkeit seiner Worte einzuschätzen. Aber Indrani hatte zu ihm gesagt, dass im Dach kein Fleisch gegessen wurde, und wenn das stimmte, hätten die Bestien hier kein Motiv, sie zu töten. Er zwang sich, wieder Platz zu nehmen, während ihm bewusst war, dass er seinen Besucher beinahe ein zweites Mal erschreckt hatte.
    »Gut«, sagte Dharam. »So ist es besser. Als sie das letzte Mal auf diese Weise gelitten hat, warst du in der Lage, sie wieder zurückzuholen, nicht wahr?«
    »Ich dachte, sie wäre von selbst wieder gesund geworden.«
    »Nein, mein wackerer Wilder. Laut unseren Aufzeichnungen ist der Anblick eines geliebten Menschen oft die beste Therapie für eine solche Krankheit. Aber jetzt hör mir zu – ich muss noch etwas wissen, womit wir ihr vielleicht helfen können. Dann könntest du viel schneller wieder bei ihr sein.«
    »Ja?«
    Dharams Mundwinkel zuckte. »Hat Indrani … hat sie jemals erklärt, warum sie über der Oberfläche abgeschossen wurde? Schließlich hat dies dazu geführt, dass ihr euch begegnet seid. Sie muss dir gesagt haben, wie es dazu gekommen ist.«
    Stolperzunge erinnerte sich noch gut an ihren Sturz vom Himmel. Wie könnte er diese Ereignisse jemals vergessen? Aber über den Zwischenfall hatte sie nur gesagt, dass ihr Angreifer »böse« war.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Gar nichts? Bist du dir ganz sicher? Sie hat nicht zufällig erwähnt …?«
    »Sie hat nichts gesagt. Aber ich verstehe sowieso nicht, wie uns das bei der Suche nach ihr weiterhelfen soll.«
    Dharam erstarrte, und sein Blick schien ins Leere zu gehen. »Was ist das?«, fragte er. Stolperzunge wusste nicht, was er darauf anworten sollte, aber Dharam sah ihn ohnehin nicht an. »Wo?«, fuhr er fort, gefolgt von einer Pause. Dann: »Also gut, ich komme sofort rüber.«
    Er drehte sich um und verließ den Raum an derselben Stelle in der Wand, durch die er hereingekommen war. Stolperzunge rannte dem Besucher hinterher, knallte mit voller Wucht gegen die Wand und wurde zu Boden geworfen. Er konnte nur noch an seine arme fieberkranke Frau denken. Er befürchtete, dass sie sich fühlte, als würde sie durch einen niemals endenden Alptraum irren.
    Er wurde wütend. Er verstand nicht, warum Dharam ihn hier alleingelassen hatte, wenn er doch der Einzige war, der ihr helfen konnte. Es kam ihm pervers, ja beinahe wahnsinnig vor. Er stand auf und lehnte sich gegen die Wand.
    »Ich will raus«, flüsterte er. »Bitte lasst mich einfach raus.« Und mehr war offenbar gar nicht nötig. Er musste nur fragen. Die Wand löste sich vor ihm auf, und er konnte hindurchtreten.

5
    Der Fan
    Stolperzunge schnappte nach Luft.
    Im nächsten Moment wurde er von Menschen angerempelt. Es waren Hunderte. Mehr,

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