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Das Ende des Himmels: Roman (German Edition)

Das Ende des Himmels: Roman (German Edition)

Titel: Das Ende des Himmels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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zufällig aus dem Fenster und erstarrte.
    Ich träume immer noch.
    Stolperzunges Herz schlug schneller. Hinter dem Kreis aus Feuerschein lag nur Dunkelheit. Wach auf, du Narr! Wach auf! Der Himmel war völlig schwarz, ohne die Lichter, an denen die Toten ihr Lager aufgeschlagen hatten. Kein einziges Licht. Als wäre das Dach verschwunden und hätte Indrani mitgenommen.
    Er torkelte zu der Stelle hinüber, wo das Fenster sein sollte, mit rasendem Herzen, Gebete aus seiner Kindheit auf den Lippen. Doch im selben Moment, als er es erreichte, ging das Gitternetz der Lichterstraßen plötzlich wieder an und erstreckte sich über den Himmel, so weit er sehen konnte.
    Er wartete, dass noch etwas geschah.
    »Mann, leg dich wieder schlafen«, murrte jemand. Es klang nach Kubar, dessen Stimme selbst unter günstigen Bedingungen rau klang. »Wir haben morgen einen großen Tag vor uns.«
    Natürlich. In Nächten wie diesen war der Traum immer besonders lebhaft.
    Wenn sie jetzt ein großes Risiko eingingen, konnte sich der verletzliche Stamm eine kleine Atempause verschaffen, sich vielleicht sogar für mehrere Generationen das Überleben sichern. Er brauchte die Ruhe. Sie alle brauchten sie.
    Er horchte. Vielleicht bildete er es sich nur ein, aber die furchterregenden Geräusche des Alptraums schienen bereits verklungen zu sein.
    »Werd munter, Stolperzunge!« Ein Ellbogen stieß ihm in die Rippen, und Steingesichts Atem schlug ihm in einer übelriechenden Wolke entgegen.
    »He, pass auf!«
    »Tut mir leid, Stolperzunge.« Steingesicht blinzelte. Hoch über ihm leuchteten die Platten des Daches in hellem blauem Licht. Einst hatte er geglaubt, dass die Toten dort lebten – seine Vorfahren und die seiner Feinde. »Ich war noch …«
    »Ich weiß, wo du warst, Junge. Der ganze Stamm weiß es.« In der Nähe, in den Schatten, taten die anderen Jäger, als würden sie die Straßen beobachten und nicht mithören, wie der große Mann ihren jungen Häuptling tadelte. Die Schwestern Sodasi und Kamala flüsterten miteinander und warfen ihnen Seitenblicke zu. Der große, nervöse Vishwakarma bemühte sich, ruhig zu bleiben.
    »Indrani ist schon einhundertfünfzig Tage fort, aber wir sind immer noch hier, ja? Und wir brauchen dich, ganz besonders für das nächste Zehntel.«
    »Natürlich, natürlich.« Stolperzunge nahm den Sprecher in die Hand, ein Zauberding vom Dach, das sein Stottern vor den anderen verbarg. Trotzdem spürte er, dass er weiterhin stotterte. Es passierte meistens, wenn er nervös war oder sich einfach nur schämte. Bevor er auf den Punkt eingehen konnte, bewegte sich etwas in den Schatten, und alle schraken zusammen.
    »Vishwakarma, nein!«, zischte Stolperzunge.
    Gerade noch rechtzeitig.
    »Tut mir leid, Häuptling.« Der krumme Speer des Mannes zog sich von der Kehle eines Kundschafters zurück, eines Jungen, der Stolperzunge kaum bis zur Schulter reichte und noch viel zu jung war, um zu verstehen, wie knapp er dem Tod entronnen war.
    »Sie sind unterwegs!«, sagte der Junge keuchend.
    »Vierbeiner?«, fragte Stolperzunge.
    »Ja! Es sind drei.« Der Junge drehte sich um und deutete auf die schmale Straße. »Nur drei.«
    Alle lächelten. Diese Bestien jagten stets in Gruppen, die aus einem Vielfachen von drei bestanden. Hätten es die Vorfahren nicht gut mit dem Stamm gemeint, wären dort draußen mindestens neun gleichzeitig aufgetaucht.
    »Yama führt sie jetzt hierher.«
    Stolperzunge nickte und gab den anderen ein Zeichen, dass sie still sein sollten. Jeder wusste, was das bedeutete. Vierbeiner hatten ein so gutes Gehör, dass sie erkennen würden, dass Yama allein war und humpelte. Von nun an könnte jeder, der etwas sagte, den Plan verraten und die Zukunft des menschlichen Stammes in Gefahr bringen. Sie waren nicht genug, um überleben zu können. Das war Stolperzunge stets bewusst gewesen. Früher oder später würde einer zu viel aus dem Stamm gejagt und gegessen werden oder bei einem Unfall sterben. Dann würde ihre Zahl innerhalb weniger Tage schrumpfen. So war es immer.
    Dieser Haufen wäre längst ausgestorben, wenn Stolperzunge, Steingesicht und Indrani nicht dazugestoßen wären. Die kleinere Gruppe hatte die größere gerettet und als Gegenleistung ein Zuhause erhalten. Wenn doch nur Indrani geblieben wäre. Wenn er ihr hübsches Gesicht nur noch ein einziges Mal sehen könnte …
    Steingesicht stieß ihn an. Er hatte sich schon wieder von Grübeleien ablenken lassen. Das durfte er sich heute nicht

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