Das Ende des Zufalls - Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht (German Edition)
damit zur kontinuierlichen Anpassung beziehungsweise Optimierung des Handlungsablaufs eingesetzt werden. Deshalb meinte auch Greene, bezogen auf unsere Zeit: „Veränderungen geschehen für jeden von uns zu schnell, um sie mit traditionellen Mitteln noch verarbeiten zu können.“
Die sechs Faktoren des erfolgreichen Smart Data Feedback Loops
1. Die Quantität und Qualität der Daten einer Situation
2. Die Qualität und Geschwindigkeit der Umwandlung dieser Daten in relevante Informationen und adäquate Entscheidungsunterlagen durch geeignete Rechenmodelle/Algorithmen (Smart Data)
3. Die Qualität und Geschwindigkeit der Umsetzung in eine Aktivität oder Simulation
4. Die Qualität und Quantität der aus der Situation gewonnenen Daten während und nach der Aktivität oder Simulation
5. Die Qualität und Geschwindigkeit der Umwandlung dieser Daten in relevante Informationen und adäquate Entscheidungsunterlagen durch geeignete Rechenmodelle/Algorithmen (Smart Data) zur Erstellung des Feedbacks
6. Die Qualität und Geschwindigkeit dieses Feedbacks zurück in den Handlungskreis
Aus diesem Loop ergibt sich aber auch noch eine alternative Kampftaktik, die Boyd in seinen militärstrategischen Schriften anspricht: Bin ich nicht in der Lage, durch diese Faktoren einen Vorteil zu erringen, so kann ich auch den Feedback-Loop des Gegners stören. Indem ich zum Beispiel dafür sorge, dass er nur Zugang zu weniger oder nicht relevanten Daten erhält oder an der Umwandlung der Daten in adäquate Information oder Aktion gehindert wird. Hier beginnt die Datensabotage, die im modernen Cyberwar und in Wettbewerbskämpfen eine immer größere Rolle spielen wird.
Wenn wir uns also für eine Zukunft rüsten wollen, in der uns eine fast uneingeschränkte Menge an Daten zur Verfügung steht und ihre Verarbeitung und Analyse für jeden zugänglich ist, dann wird das Konzept des „Smart Data Feedback Loop“ für alle Formen datengetriebener Produkte und Dienstleistungen ein wichtiger Faktor. Eines ist dabei aber immer wesentlich: Kein noch so gutes operatives System zur Zielerreichung ersetzt die Zieldefinition. Ohne eine konkrete Zieldefinition für den jeweiligen Loop würden wir kein nachhaltiges sinnvolles Ergebnis erhalten, sondern nur nach dem Motto agieren: Ich weiß zwar nicht wohin, aber dafür bin ich schneller dort! Wenn oft geklagt wird, dass wir „den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen“, also in Daten untergehen, dann ist die Wahrheit sehr oft, dass wir auch in weniger Daten untergehen würden. Weil uns weder das Ziel klar ist, noch welche Informationen und Handlungsmuster wir brauchen, um es zu erreichen.
Kurz vor Drucklegung dieses Buchs bin ich auf den „Jahresbrief“ von Bill Gates für 2013 gestoßen. Dort bezieht sich der Microsoft-Gründer auf das Buch „The Most Powerful Idea in the World: A Story of Steam, Industry, and Invention“ von William Rosen und schreibt, wie bewusst ihm durch die Lektüre die Wichtigkeit des Kreislaufs aus Zielformulierung, Messsystem und Rückführung der Erkenntnisse aus den Messdaten in einen Verbesserungsprozess geworden ist. Also genau das, was ich hier in der Weiterführung von John R. Boyds Gedanken als „Smart Data Feedback Loop“ bezeichnet habe.
PS: Ein Brief von Bill
„Im letzten Jahr ist mir immer wieder bewusst geworden, wie wichtig es ist, Messsysteme einzusetzen, um das Leben der Menschen zu verbessern. Man kann hervorragende Fortschritte erzielen, wenn man ein klares Ziel formuliert und ein Messsystem verwendet, das den Fortschritt in Bezug auf dieses Ziel vorantreibt …Vielleicht kommt Ihnen das alles ziemlich elementar vor, aber es erstaunt mich immer wieder, wie oft dieser Schritt nicht befolgt wird und wie schwierig es ist, diesen Messvorgang korrekt in die Tat umzusetzen“.
Bill Gates, Jahresbrief 2013
Big-Data-Analysen und der Daten-Panoramablick
In die Zukunft blicken und den Zufall eliminieren
„Zahlen betören und verführen mich, besonders wenn ich sie selbst zusammengestellt habe“, hat Mark Twain einmal amüsiert vermerkt, um dem noch hinzuzufügen: „Es gibt drei Arten von Lügen: Lügen, verdammte Lügen und Statistiken.“ 72
Die Zeiten haben sich geändert, und die Art, wie Zahlen und statistische Funktionen eingesetzt werden, auch. Datenanalyse ist heute eine hoch technologisierte, algorithmusgetriebene Wissenschaft, die ein großes Maß an Kreativität und auch Intuition in der Konstruktion der
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