Das Ende eines Dämons
konnte.
Aber auch selbst hatte er einige Kundschafter zur Stadt geschickt, und sie berichteten Wunderdinge vom Prunk und Reichtum der Stadt. So hielt er es am zweiten Tag nicht mehr aus. In der Abenddämmerung machte er sich selbst auf den Weg, begleitet von einer Handvoll Krieger.
Die Jäger kehrten mit Beute zurück, und eine Tributkarawane mit Getreide und Gewürzen war eingetroffen. Der Tumult am Haupttor war unbeschreiblich.
Die tainnianischen Garde-Krieger, gut zwei Dutzend an der Zahl, drängten sich mit blanken Klingen und blanken Mienen und einer gleichgültigen Brutalität durch die Menge, bis das Chaos sich auflöste und Waren und Jagdbeute und schreiende Menschen in den schmalen Gassen verschwunden waren.
Mit täuschender Forschheit drängten sich auch O’Braenn und seine Begleiter an ihnen vorbei ins Innere.
Die dämonisierten Krieger starrten sie an - und durch sie hindurch. O’Braenn, der seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen trug, fragte sich, ob sie überhaupt jemanden wahrnahmen, solange einer nicht seine Klinge hob.
Sie mußten absteigen und ihre Pferde führen. Von innen erschien ihnen die Mauer noch gewaltiger als von außen. Das lag wohl daran, daß sie nun die unglaubliche Dicke erkennen konnten. Die Wehrgänge waren turmhoch über ihnen. Ein tiefer Wassergraben folgte, über den eine Zugbrücke führte. Die Straße verlief durch ein zweites Tor in einer schmaleren Mauer. Dahinter lagen die Silos und Vorratshütten und die Unterkünfte der Garde-Krieger, soweit sie nicht zur persönlichen Leibgarde des Hohenpriesters gehörten.
Die Straße führte hügelan zwischen die ersten Blockhütten - Schmieden, Ställen, einem Weinhaus. Auf einem freien Platz, der mit groben Steinen geplastert war und über den die Wagen der Karawane mit lautem Schlagen der Räder holperten, war ein Brunnen, und nicht weit davon ein schwarzes, steinernes Götzenbild Duldamuurs, an dem ein Ankömmling einen ersten Vorgeschmack des Reichtums der Stadt bekam, denn die Augen des Ungeheuers waren große Saphire und der Sockel schimmerndes, gehärtetes Silber.
Die Menschen gingen mit gesenkten Gesichtern daran vorbei. Es gab wenige Ausnahmen, und sie kannten keine Gefühle wie Furcht oder Grauen mehr.
Niemand hielt O’Braenn und seine Männer auf, obwohl kaum Caer auf der Straße zu sehen waren. Dieser Umstand war es vor allem, der sie mit Unbehagen erfüllte.
Offenbar war es üblich, die Pferde hier in einem der Ställe zu lassen, denn sie sahen niemanden, der zur inneren Stadt hoch ritt. So führten sie sie in eine der großen Hütten und banden sie fest. Ein Dutzend Pferde standen bereits da und kauten an dem Futter, mit dem sie jemand versorgt hatte.
Plötzlich glaubte O’Braenn seinen Augen nicht zu trauen.
Mit ein paar raschen Schritten durchquerte er die Hütte und wurde von einem leisen, vertrauten Wiehern begrüßt.
Vor ihm stand Cyr, sein Rappe.
Es war die alte Liebe auf den ersten Wiedersehensblick. Sie waren durch viele Kämpfe gemeinsam gegangen. Auf Cyr hatte Cord noch geritten vor den großen Eroberungszügen. Dies war noch ein Stück Vergangenheit - das letzte, das ihm geblieben war. Er streichelte seinen Hals und band ihn los.
»Du magst dir gern jedes der Pferde hier aussuchen, wenn deines zu erschöpft ist, um heute noch zu reiten, Herr.« Der Stallaufseher, ein Tainnianer von beeindruckender Statur und einem freundlichen Gesicht, war eingetreten. »Aber nicht diesen Rappen. Er ist in hohen Händen.«
»In wessen?«
»Ich verwahre ihn für Priester Waerin…«
»Ein Priester also«, zischte O’Braenn, und der Aufseher zuckte zusammen vor dem Grimm in der Stimme.
»Werden die Stadttore nachts geschlossen?«
»Ja, Herr… um Mitternacht…«
»Gut, so ist Zeit genug. Merk auf, Stallaufseher. Der Name dieses Rappen ist Cyr, und wenn ich ihn rufe, folgt er mir, weil ich sein Herr bin. Du wirst nichts dagegen tun können, wenn du nicht mit seinen Hufen Bekanntschaft machen willst…«
»Herr… ich…« Der Tainnianer war verzweifelt. Aber er fürchtete die Priester zu sehr, um das Pferd gehen zu lassen. Auf seinen Pfiff kamen ein Dutzend tainnianische Burschen in den Stall und starrten unsicher auf O’Braenn und seine Begleiter. Sie wußten, daß ihre zahlenmäßige Überlegenheit nicht viel bedeutete, denn im Gegensatz zu den Caer waren sie nur spärlich gerüstet und bewaffnet. Zudem hatten die Darainer bereits ein Jahr Zeit gehabt, sich mit der Tatsache abzufinden, daß die Caer
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