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Das Ende meiner Sucht

Das Ende meiner Sucht

Titel: Das Ende meiner Sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivier Ameisen
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begleitende Angst lindern kann.
    Die bislang bekannten Daten wurden in einem Brief an den Herausgeber des Journal of the American Medical Association (Ameisen, 2005a) und in einer Fallstudie von Dr. Olivier Ameisen, der einen Selbstversuch durchführte, berichtet (Ameisen, 2005b). Dr. Ameisen hatte zuvor die empfohlenen Dosierungen von Disulfiram, oralem Naltrexon, Acamprosat und Topiramat versucht und durch KVT und intensive Mitarbeit bei den Anonymen Alkoholikern (AA) längere Phasen von Abstinenz erreicht. Jedoch hatte er weiter Alkohol-Cravings und Angstsymptome, die bereits vor seiner Alkoholabhängigkeit bestanden, trotz Versuchen mit Buspiron, selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern, Valproat und Carbamazepin. Unter der Hypothese, dass die dosisabhängige Unterdrückung der Alkoholaufnahme (3 mg/kg Körpergewicht) bei Tieren auf Menschenübertragbar sei, führte er einen Selbstversuch durch. Er nahm bis zu 270 mg/Tag (3,6 mg/kg Körpergewicht) Baclofen in den ersten 37 Tagen und erlebte erstmals seit Beginn seiner Alkoholabhängigkeit die Abwesenheit von Craving. Tatsächlich berichtete er von einem Zustand vollständiger und anhaltender Gleichgültigkeit gegenüber Alkohol bei gleichzeitiger erheblicher Verminderung der Angst über einen Zeitraum von 9 Monaten bis zur Abfassung seines Berichts. Wegen Schläfrigkeit reduzierte er die Dosierung später auf 120 mg/Tag und nahm in Stresssituationen zusätzlich 40 mg nach Bedarf. Die Schläfrigkeit ging zurück, Muskelschwäche und sonstige Nebenwirkungen verspürte er nicht. Die Blutwerte blieben innerhalb der Normgrenzen.
PATIENT UND METHODEN
    Herr A. ist ein 59-jähriger verheirateter, erfolgreicher Geschäftsmann, der häufig nationale Konferenzen leitet und vor Hunderten von Menschen spricht. Sein Familienleben ist stabil, er raucht nicht, hat keine sonstigen chronischen Erkrankungen und treibt regelmäßig Sport. Er suchte mich im Mai 2005 als auf Suchterkrankungen spezialisierten Psychiater auf, obwohl er wegen Angst und Depression in hilfreichen therapeutischen Beziehungen sowohl zu einem Psychologen wie zu einem Psychiater stand. Bei ihm war eine ausgeprägte depressive Störung diagnostiziert worden. In den letzten 2–3 Jahren hatte Paroxetin seine Symptome gelindert. Zuvor hatte er versuchsweise Fluoxetin, Citalopram und Sertralin genommen, nach eigener Einschätzung wurde die Wirkung durch seinen damals höheren Alkoholkonsum verfälscht. Er stellte sich als Alkoholiker vor und schilderte eine erhebliche familiäre Vorbelastung. Er berichtete von einer starken Abneigung gegen AA-Meetings, die er ausprobiert habe, und lehnte eine weitere Teilnahme ab. An der Empfehlung für eine ambulante »chemische Programmierung« war er nicht interessiert. In den Psychotherapiesitzungen wurde ihm zu vollständiger Alkoholabstinenz geraten.
    Er wünschte sich jedoch glühend, in der Lage zu sein, sein Trinkverhalten zu kontrollieren, sodass es ihn nicht weiterhin in unvorhersehbarer Weise in Schwierigkeiten bringen und/oder immer wieder in seiner Berufsausübung behindern würde. Um das zu erreichen, hatte er bereits das an der Universität Michigan angebotene Programm Drinkwise absolviert. Dieses Programm arbeitet mit Techniken der KVT, um Menschen mit einem diagnostizierten Alkoholmissbrauch zu helfen, dass sie kontrolliert trinken können, wenn sie das wollen. Bei Herrn A. funktionierte das Programm nicht, was ihn zu Recht zu dem Schlussveranlasste, dass bei ihm nicht Alkoholmissbrauch vorlag, sondern Alkoholabhängigkeit.
    Sein anderer Psychiater hatte ihm bereits orales Naltrexon verschrieben. Erst bei einer Dosierung von 100 mg/Tag hatte er ein Nachlassen seiner Cravings bemerkt. Es hielt jedoch nur kurz an, und zu dem Zeitpunkt, als er sich bei mir vorstellte, nahm er 150 mg/Tag ohne erkennbaren Nutzen. Er trank weiter im Durchschnitt 35 Drinks verteilt über eine Woche und bis zu 12 Drinks auf einmal. Er machte sich nach wie vor Sorgen wegen der potenziell schädlichen Wirkungen dieses Trinkverhaltens auf seine Gesundheit, seine Berufsausübung und sein Familienleben. Ich riet ihm, weiter 150 mg/Tag Naltrexon zu nehmen und verschrieb zusätzlich 2 g/Tag Acamprosat. Da das nach einem Monat sein Craving und seine Alkoholaufnahme nicht reduzierte, wechselte ich von Acamprosat zu Topiramat. Auch das Topiramat brachte keine Besserung, ging aber mit Wortfindungsstörungen einher, einer Nebenwirkung, die er nicht tolerieren konnte.
    An diesem Punkt im September

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