Das Ende meiner Sucht
Alkohol-Craving komplett unterdrückten. 7 Diesen Studien ist auch zu entnehmen, dass die Verabreichung von Baclofen an alkoholabhängige Patienten offenbar sicher und praktikabel ist. Baclofen wurde bei schizophrenen Patienten getestet, um zu erforschen, wie es durch Neuroleptika verursachte Bewegungsstörungen und die schizophrene Symptomatik beeinflusst 8–10 . Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass Baclofen in beiden Fällen wie Placebo wirkte. Doch die Gabe von Baclofen – bis zu 90 mg/Tag – führte nicht zu einer Verschlechterung der schizophrenen Symptomatik. 8,9,11–13 Überdies wurde in einem aktuellen Fallbericht beschrieben, dass Baclofen sicher und wirksam das Kokain-Craving eines kokainabhängigen Patienten mit einer schizoaffektiven Störung linderte. 14 In Anbetracht der Wirksamkeit von Baclofen bei der Reduzierung der Alkoholaufnahme von Alkoholikern und in Anbetracht der Tatsache, dass es die schizophrene Symptomatik nicht verschlimmert, erfolgte die Gabe von Baclofen im hier beschriebenen Fall mit dem Ziel, die Wirksamkeit und Sicherheit von Baclofen bei einem alkoholabhängigen, schizophrenen Patienten zu überprüfen.
FALLBERICHT
1999 stellte sich ein 49-jähriger männlicher Patient ambulant in der psychiatrischen Abteilung der Universitätsklinik Cagliari, Italien, vor mit Verfolgungs- und Beziehungswahn, visuellen Halluzinationen, Affektverflachung und Antriebslosigkeit. Aus den Informationen seiner Angehörigen ging hervor, dass etwa seit dem 28. Lebensjahr Alkoholabhängigkeit und Symptome einer Schizophrenie bestanden.
Die tägliche Alkoholaufnahme belief sich nach Angaben des Patienten selbst und seiner Angehörigen auf etwa 2 l Wein (rund 16 Standarddrinks täglich). Nach wiederholten Episoden mit Alkoholvergiftung und/oder Verschlimmerung der schizophrenen Symptome wurde er mehrfach in medizinischen und psychiatrischen Krankenhäusern hospitalisiert mit der Diagnose Alkoholabhängigkeit und paranoide Schizophrenie (nach den Kriterien des DSM-IV) und erhielt Haloperidol sowie Benzodiazepine. Er wurde auch mit Disulfiram behandelt und besuchte Meetings der Anonymen Alkoholiker ohne erkennbaren positiven Effekt im Sinne einer Reduzierung der Alkoholaufnahme. Von 1999 bis 2005 wurde er wegen mehreren Episoden mit akuter Alkoholvergiftung im Schnitt einmal jährlich stationär aufgenommen. Im Juli 2005 schlugen wir dem Patienten und seiner Familie eine neue medikamentöse Behandlung zur Verringerung seines Alkoholkonsums vor. Insbesondere diskutierten wir die mögliche Verabreichung von Baclofen. Eine schriftliche Einverständniserklärung wurde abgegeben. Vor der Verabreichung von Baclofen wurde eine Blutprobe entnommen zur Messung der folgenden Parameter hohen Alkoholkonsums: mittleres Zellvolumen (MCV) der roten Blutkörperchen, Aspartat-Aminotransferase (ASAT), Alanin-Aminotransferase (ALAT) und Gamma-Glutamyl-Transferase (Gamma-GT). Es wurde ein Schema aufgestellt, wonach der Patient in den ersten 3 Tagen einmal täglich, in den ersten 4 Wochen einmal wöchentlich und danach einmal alle 2 Wochen untersucht werden sollte. Bei jeder Kontrolle wurde ein Alcotest mit dem Alco-Sensor IV (Syen Elettronica, Gardigiano di Scorzè, Venedig, Italien) zur Messung des Atemalkohols durchgeführt. Außerdem wurden jedes Mal die folgenden Skalen erhoben: Zung Depressions-Skala, Spielberger State Anxiety Inventory, Brief Psychiatric Rating Scale (BPRS), Clinical Global Impression (CGI)-Improvement und CGI-Severity, eine visuelle Analogskala (VAS) zur Einschätzung des Craving und die Obsessive Compulsive Drinking Scale (OCDS 15 ) in ihrer für Italien validierten Form. 16 Die Angaben zur Alkoholaufnahme stammten von dem Patienten selbst und wurden durch ein Familienmitglied bestätigt. Mögliche Nebenwirkungen der Baclofen-Therapie wurdenebenfalls dokumentiert. Die Behandlung begann mit 5 mg oral dreimal täglich über drei Tage, ab Tag 4 wurde die Dosis auf 10 mg dreimal täglich gesteigert. Der Patient erschien zu allen vereinbarten Terminen und nahm die Baclofen-Tabletten vorschriftsmäßig ein, wie durch Nachzählen der übrig gebliebenen Tabletten überprüft wurde. Er berichtete über keinerlei Nebenwirkungen mit Ausnahme einer leichten Sedierung ganz zu Anfang der Behandlung. Der Patient hörte in der ersten Behandlungswoche zu trinken auf, die Atemalkoholkonzentrationen waren über den gesamten Behandlungszeitraum negativ. Die OCDS- und VAS-Scores gingen nach den ersten 4
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