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Das Erbe - Das Tal - Season 2 ; Bd. 2

Das Erbe - Das Tal - Season 2 ; Bd. 2

Titel: Das Erbe - Das Tal - Season 2 ; Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Irgendwann hatte ich herausgefunden, dass es sich dabei um die lateinische Bezeichnung für die Nacktmulle handelte.
    Im ersten Moment sah ich nur Schuhe. Dünne Slipper, Hausschuhe, Wanderstiefel, alles war dabei. Sie hatten keine Hemmungen, auf uns einzutreten.
    »Aufhören«, brüllte ich. »Verdammt! Hört auf.«
    Niemand reagierte. Es war klar. Es war normal. Es war das Kennzeichen des Mobs, über alles hinwegzutrampeln, was sich ihm in den Weg stellte.
    Meine Finger tasteten den Boden entlang. Ich ignorierte den Schmerz, als ein Fuß auf die rechte Hand trat, und robbte auf Knien zum Wegrand.
    Die Brille lag direkt zwischen zwei Sicherheitsleuten. Die Bügel verdreht und die Gläser blind vor Feuchtigkeit und Schneematsch.
    Ich rappelte mich auf, ohne die Kapuze über den Kopf zu stülpen, und machte zwei Schritte in ihre Richtung. In gebückter Haltung hob ich das Gestell auf, drehte mich und spürte Erleichterung. Glaubte schon, nicht bemerkt worden zu sein, als einer der beiden fragte: »Wie ist Ihr Name?«
    Ich konzentrierte mich ganz auf die Brille, wischte sie mit den Fingern sauber und versuchte, die Bügel in ihre richtige Stellung zu bringen.
    »He, ich habe Sie was gefragt.«
    Wenn der Verstand aussetzte, musste der Charakter übernehmen. Der Gedanke glomm kurz in mir auf. Ein kleiner Funke. Aber er brachte die Wut, wenn nicht zum Erlöschen, so doch zum Schweigen.
    Das Gestell fühlte sich kalt an, als es mein Gesicht berührte. Ich schob es hoch auf meine Nase und hob kurz den Kopf. Erkennen konnte ich nichts.
    »Meine Brille …«, stammelte ich. »Ohne sie bin ich blind wie … wie ein Nacktmull.«
    »Wie was?«
    »Ich meine, wie eine Fledermaus …«
    Ich wagte nicht, die Gläser trocken zu reiben. Er sollte meine Augen nicht sehen. Ihre Farbe nicht erkennen. Ich blinzelte unaufhörlich.
    »Chris«, hörte ich Robert hinter mir rufen. »He, Chris.«
    Ich drehte mich um. Rob kam direkt auf mich zu. Er konnte nichts sehen. Hatte keinen blassen Schimmer, was vor ihm war. Aber seine aufrechte Haltung täuschte vor, er kenne die nächsten Schritte genau. Er war der Sehende, ich der Blinde.
    »Hast du deine Brille gefunden, Chris ? «, fragte er und nahm meinen Arm. »Ohne seine Brille …«, erklärte er dem Sicherheitsbeamten.
    » … ich weiß, ist er blind wie eine Fledermaus«, erwiderte der Mann kopfschüttelnd. »Sehen Sie zu, dass Sie in den Bus kommen. Und alles Gute.«
    Ich spürte Roberts Hand auf meinem Arm. »Fledermäuse«, flüsterte er in mein Ohr, »Fledermäuse sind nicht blind.«
    Dass wir uns dem Bus näherten, konnte man früher hören und riechen als sehen. Der Gestank nach Abgasen hing in der Luft und färbte die gefrorene Luft dunkelgrau. Plötzlich hüllten uns wieder Stimmen ein. Weinen und Laute der Angst vermischten sich mit Motorgeräuschen. Und dann tauchte der Bus auf. Ich konnte die Aufschrift Grace College deutlich erkennen.
    Nur wenige Sekunden und wir hatten ihn erreicht. Man würde uns zwingen einzusteigen.
    Ich versuchte, stehen zu bleiben, doch ein Beamter in der Uniform der Polizei schob mich weiter. Dann hob er das Megafon an seine Lippen und wiederholte: »Bewahren Sie Ruhe und steigen Sie in die Busse!«
    Genauso gut hätte ein Roboter sprechen können, ein Automat, der immer dasselbe mit monotoner Stimme wiederholte. Und ich … ich ging einfach weiter. Auch wenn sich alles in mir sträubte. Das war nicht das, was ich wollte. Ich musste weg hier. Mich aus der Menge befreien, umkehren und zurück zum Gebäude. Selbst wenn meine Freunde es geschafft hatten. Und in dem Moment fragte ich mich, ob es mir um etwas anderes ging? Ging es wirklich um den, der durch die Gänge eilte, eine Waffe in der Hand? Oder ging es um Jacob, der vor Jahren genau das getan hatte?
    Ich fühlte ein Brennen in mir. Mein Herz war noch immer ein Pulverfass, das jederzeit explodieren konnte. Ich fürchtete mich davor, wieder zu versagen.
    Es war gut, dass Robert neben mir war. Ich hatte ihm seine Brille zurückgegeben, sie hing schief in seinem Gesicht. Immer wieder griff er nach ihr und schob sie nach oben. Ich musste ihn festhalten, damit er nicht stolperte.
    Nur noch wenige Schritte und wir hatten den Bus erreicht. Was dann? Verzweifelt suchte ich nach einem Ausweg, als eine Stimme sich über alle Geräusche hinwegsetzte.
    »David! Robert!« Ich sah mich um. »He, ich bin hier.«
    Mein Blick flog über die Menge, aber es war Robert, der zuerst reagierte.
    »Dort ist Benjamin«, schrie

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