Das Erbe der Carringtons
Höllendimension verbannt wird, kann nicht freundlich sein“, fuhr Alina
fort.
„Toll.
Müssen die unbedingt hierher kommen?“, wollte Sarah wissen.
Alina
belächelte ihre Frage. „Bei uns sind die Meisten Prima Vista und haben von
nichts eine Ahnung. Darüber hinaus sind sie schwach. Warum sollten Dämonen
nicht herkommen wollen?“
Sarah
seufzte. Alina hatte leider recht. Für Kreaturen, wie die Teycra, stellten
Menschen leichte Beute dar. Ihre Fäuste ballend, schwor Sarah sich, sobald sie
stark genug war, so viele bösartige Wesen wie möglich zurück in ihre
Höllendimensionen zu schicken oder sie gleich zu töten. Dann konnten sie nicht
mehr zurückkommen. Sie hatte Fähigkeiten, durch die sie, im Gegensatz zu
normalen Menschen, in der Lage war, etwas gegen mächtige Dämonen zu unternehmen
und genau das würde sie tun.
Abends
hatte Sarah eine neu aufgeladene Schutzkette, ein Schutzarmband und jede Menge
nützliche Hilfsmittel. Eine ausgebildete, mächtige Hexe konnte zwar fast alles
aus dem Nichts heraufbeschwören, aber das war anstrengend und Sarah war noch
weit davon entfernt, als mächtig oder ausgebildet zu gelten. Alina hatte deshalb
vorgeschlagen, Hilfsgegenstände zu erstellen, mit denen Zauber leichter
durchführbar waren. Sarah freute sich, dass sich ihre Cousine, obwohl sie sie
noch nicht einmal einen Tag kannte, schon so viele Gedanken um sie machte.
Als
sie die Hexenküche verließen, wollte sie Alina einige der magischen Helfer
abgeben, aber die bestand darauf, dass sie alle für Sarah waren. Als
Gegenleistung für ihre Hilfe, könnte sie sie zu einem Cocktail einladen. Darum
musste Alina nicht zweimal bitten. Ihren Samstagabend wollte Sarah ohnehin
nicht mit unfreundlichen Verwandten verbringen.
„Wo
gehen wir hin?“, fragte sie, als sie sich aus dem Schloss schlichen.
„Erst
mal irgendwo in die Altstadt, was essen, und dann natürlich ins Oz“, antwortete
Alina, bevor sie in den Mercedes stieg, dessen Tür von einem Fahrer aufgehalten
wurde. Sarah folgte ihr und versuchte nicht darüber nachzudenken, wie
selbstverständlich es für ihre Cousine war, von jemandem herumkutschiert zu
werden.
„Oz?“,
murmelte sie verwirrt, als sie sich anschnallte.
Alina
sah sie verblüfft an. „Manchmal hast du echt noch weniger Ahnung als die
meisten Prima Vista!“, entgegnete sie neckend. „So ziemlich jede Hexe des
Landes hat schon mal was vom Oz gehört. Es ist nicht nur der mysteriöseste und
begehrteste Club, sondern auch der Treffpunkt für alles Übernatürliche in der
Stadt.“
Wie
das Pandora in Lunadar, dachte Sarah. „Davon wissen aber sicher kaum Prima
Vista“, verteidigte sie sich. Vom Pandora wussten nicht viele normale Menschen.
Es war ein Geheimtipp.
„Doch,
fast jeder Einwohner Magijarias hat schon vom Oz gehört und möchte unbedingt
dorthin, aber kein Prima Vista schafft es. Menschen, denen bekannt ist, wo es
ist, wissen auch über das Übernatürliche Bescheid“, erwiderte Alina, als sie
losfuhren.
„Wieso
finden es Prima Vista nicht?“, fragte Sarah, nachdem Alina dem Fahrer eine
Adresse genannt hatte.
„Geheimniszauber.
Wir sind in der Magischen Stadt, Sarah. Hier gibt es an jeder Straßenecke
mindestens eine Hexe, wodurch so ziemlich alles möglich ist“, kam die Antwort
mit einem Lächeln, und Sarah merkte, dass Alina, trotz ihrer offensichtlichen
Abneigung gegen ihre Familie, Magijaria liebte.
„Wirklich?
Es gibt hier so viele Hexen? Und der Club ist geheim gehext? Wie funktioniert
denn das?“, wollte sie neugierig wissen.
Alina
lachte. „Ja, hier wimmelt es nur so von Hexen. Viele sind nur zu Besuch, um
sich die Magische Stadt anzusehen, aber es leben hier auch mehr als sonst
irgendwo. Was den Geheimniszauber des Oz angeht, musst du leider jemand anderen
fragen. Darin war ich nie gut. Ich habe schon fast jeden ausprobiert, um was
vor Eleonora zu verbergen, aber es hat noch keiner funktioniert. Sie findet
immer alles heraus.“
Sarah
hoffte, dass sie diese Fähigkeit von ihrer Urgroßmutter geerbt hatte. In ihrem
Leben gab es zu viel Rätselhaftes, hinter das sie noch kommen musste. Da sie
sich allerdings ihr bisheriges Leben lang an der Nase hatte herumführen lassen,
bezweifelte sie, dass sie gut darin war, Geheimnisse zu lüften.
Als
sie im Zentrum ankamen, hielt der Fahrer am Rand einer Fußgängerzone. Sarah
stieg aus und folgte Alina. Sie liefen durch kleine Gässchen, in denen es
Boutiquen, Restaurants, Imbisse und jede Menge Läden gab.
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