Das Erbe der Carringtons
Rest der Familie, ist sie am unbegabtesten und sie hat
auch keine angeborenen, magischen Fähigkeiten. Ich vermute, dass sie deshalb so
zickig und hochnäsig ist. Sie versucht damit ihre, wie sie glaubt, magischen
Defizite zu kompensieren“, fuhr Alina fort und gab Sarah dadurch noch mehr zum
Nachdenken. Kompensierte Lorraine auch ihre Mängel? Sarah wüsste gern, ob das
stimmte. In dem Fall wäre Lorraine nicht halb so gefährlich, wie sie gedacht
hatte. Oder machte sie das noch gefährlicher, weil sie dadurch unberechenbar
wurde?
„Aber
jetzt genug von Hilda. Der Trank muss umgerührt werden, und du wolltest mir von
den Dämonen berichten, die dich angegriffen haben.“
Sarah
widmete sich dem Kessel. Als sie mit dem Zauberstab kreisende Bewegungen in der
Flüssigkeit machte, fing diese an, glitzernde Funken auszuspucken. Ihre Augen
weiteten sich. Das war ihr noch nie passiert. Lag es daran, dass sie einen
Zauberstab benutzte? Sah ihre in den Trank fließende Magie so toll aus?
Alina
blickte zufrieden in den Kessel. „Siehst du? Eine unbegabte Hexe könnte das
nicht.“
Sarah
grinste stolz.
„Cool!
Und was die Dämonen angeht, sie haben mich hinter dem Pandora überfallen. Ich
weiß nicht, was sie wollten.“
„Pandora,
das ist der Club für Übernatürliches in Lunadar, oder? Wahrscheinlich warst du
dann nur gerade in der Nähe und, wie sie dachten, ein leichtes Opfer“, überlegte
Alina, fügte einen Moment später aber hinzu: „Andererseits sind im Pandora
bestimmt viele übernatürliche Wesen, die von einem Angriff auf offener Straße
nicht begeistert wären. Es ist nicht gerade schlau, jemanden dort zu
attackieren. Was waren denn das für Dämonen?“
Sarah
zuckte mit den Schultern und sah von dem vor sich hin brodelnden Zaubertrank zu
ihrer Cousine. „Keine Ahnung. Ich kann sie dir beschreiben, aber das half bei
meiner Freundin Ariana, die Beraterin ist, auch nichts. Wir haben sie schon in
Büchern gesucht, aber nichts gefunden“, antwortete sie. Dann erinnerte sie sich
an die Begegnung mit ihrem stalkerischen Helfer. Hatte er die Kreaturen nicht
namentlich erwähnt?
„Du
hast eine Beraterin?“ Alinas erstaunte Stimme holte Sarah aus ihren Gedanken.
„Nein,
Ariana ist eine Freundin und sie ist auch keine richtige Beraterin. Ihre Mutter
hat einen Magie-Laden aufgemacht und sie arbeiten dort zusammen“, erklärte
Sarah.
Alina
schmunzelte. „Eine Beraterin zur Freundin zu haben, ist etwas Besonderes. Ich
frage mich…“ Sie brach ab und setzte sich auf einen Hocker.
„Was?“
hakte Sarah nach.
„Hexen
und Berater sind selten befreundet, außer wenn sie ein Berater-Band verbindet.
In dem Fall arbeiten sie nicht nur zusammen, sondern sind sich auch sehr Nahe
und würden alles für einander tun. Aber das passiert sehr selten. Meistens sind
Berater nur Angestellte.“
„Ein
Berater-Band?“, fragte Sarah. „Davon habe ich noch nie gehört.“
„Ich
weiß auch nicht viel darüber. Vielleicht solltest du mit Eleonora sprechen. Sie
hatte eines mit ihrer Beraterin, bevor diese gestorben ist.“
Sarah
starrte ihre Cousine entgeistert an. Mit dem Familienoberhaupt sprechen? Auf
keinen Fall! Sogar Hilda hatte vor der älteren Frau Respekt. Das konnte kein
gutes Zeichen sein.
„Uroma
beisst nicht und im Gegensatz zum Rest der Familie ist sie ein Engel“,
beteuerte Alina.
Sarah
war sich nicht sicher, ob das für Eleonora sprach. Im Vergleich zum Rest der
Carringtons konnte fast jeder als Engel durchgehen.
Alina
zuckte mit den Schultern. „Wahrscheinlich glaubst du mir erst, wenn du sie
näher kennenlernst und am besten ohne Anhang. Sie ist zwar meistens von anderen
Carringtons umringt, die allein nichts zustande bringen, aber da fällt mir
garantiert was ein.“ Sie sah nachdenklich aus.
„Warum
sagst du mir nicht, was du über dieses Berater-Band weißt? Und in Büchern kann
ich mich auch darüber schlaumachen“, schlug Sarah vor.
„Wie
gesagt, ich weiß nicht viel darüber. Es ist ein magisches Band zwischen…“, fing
Alina an, wurde aber von Sarah unterbrochen.
„M agisch ?
Ich dachte, Berater sind gegen Zauberei immun.“
„Es
gibt für alles eine Ausnahme“, entgegnete Alina. „Mehr weiß ich aber wirklich
nicht. Tut mir leid.“
„Kein
Problem“, erwiderte Sarah. Sie konnte sich sowieso nicht vorstellen, dass sie
magisch mit Ariana verbunden war. Das klang lächerlich. Außerdem gab es
Wichtigeres, über das sie nachdenken musste. Die Dämonen zum Beispiel. Sie
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