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Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum

Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum

Titel: Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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ohne jedes Wort mühsam abzuschreiben.
    Die Schreiber nutzten die sogenannte, sehr glatte Schönseite und was Frethmar sah, erfreute ihn. Lamar’chmalagga, der die Gilde der Kopisten leitete, wusste, dass Frethmar ein strenger Kunde war und Schreibfehler, Tintenkleckse und andere Schlampereien nicht akzeptierte. Seine Bücher waren für den normalen Bürger unerschwinglich, also legte der Zwerg Wert auf Qualität.
    Die Schreiber beachteten Frethmar nicht, sondern schienen wie mit einem magischen Bann versehen nur das Blatt vor sich zu sehen, während ihre Federn so schnell huschten, dass das Auge ihnen kaum folgen konnte. Selbstverständlich, wusste Frethmar, handelte es sich nicht um einen magischen Bann, sondern um Konsequenz. Wer seine Arbeit unterbrach und dabei erwischt wurde, wurde, wenn Lamar’chmalagga schlechte Laune hatte, an einen der Kampfmeister übergeben, um fortan als schmalbrüstige Beute in den Arenen von Port Metui zu sterben, dort, wo auch Connor vor langer Zeit hatte kämpfen sollen. Jede kopierte Seite bedeutete pures Gold , und Pausen trugen nichts ein.
    Frethmar registrierte den Fleiß mit Wohlwollen und verdrängte ein dumpfes Gefühl, als ihm einmal mehr aufging, dass er Sklaven beschäftigte, die regelrecht um ihr Leben schrieben.
    Wenn sie nicht für mich schreiben, tun sie es für einen anderen Dichter oder für den König. Sie müssen ihr Los ertragen, denn sie haben nur das eine gezogen.
    Er trat hinaus in die Hitze. Es war gegen Mittag, denn er hatte eine Morgenlesung gehalten, die nur von jenen besucht wurde, die nicht arbeiten mussten oder es nicht nötig hatten. Sie konnten sich die Eintrittspreise leisten, und auch heute hatte Frethmar in der Pause, welche die Lesung unterbrach, zwei sündhaft teure Bücher verkauft.
    Er überlegte, ob er auf den Markt gehen sollte, da dort das Leben brodelte. Es gab kaum etwas, das man auf dem Markt nicht kaufen konnte, (wenn es sein musste, sogar gedungene Mörder), die weiten Überstände boten reichlich Schatten und unzählige Händler kühle Getränke. Soeben wollte er sich aufmachen, als sein Körper von hinten zur Seite geschoben wurde, jemand drückte ihn in den Schatten, eine Schlinge legte sich um seinen Hals und zog sich zu.
    Er tastete nach seinem Langdolch, doch ein breiter Körper beugte sich über ihn und fauchte in sein Ohr: »Wenn du dich nicht bewegst, überlebst du. Wenn du dich wehrst, wird dir die Schlinge zuerst den Bart und dann den Kehlkopf durchschneiden. Sie ist aus Silberdraht und scharf wie eine Klinge. Also komme besser nicht auf dumme Gedanken.«
    Eher sterbe ich an deinem schlechten Atem!
    Blut lief ihm in den Kragen, ohne dass Frethmar Schmerzen empfand, was bewies, dass Stinkmund die Wahrheit sagte.
    » Du hörst mir genau zu, ist das klar?«
    Frethmar grunzte und beschloss vorerst, sich abwarten zu verhalten, was in Anbetracht seiner Lage einigermaßen positiv gedacht war, denn ihm blieb nichts anderes übrig.
    Er verspürte einen scharfen, knappen Schmerz an der Schulter, als habe ihn etwas geschnitten oder gebissen, versuchte sich impulsiv aus der Umklammerung zu lösen, die Schlinge schnitt noch etwas tiefer, sein Herz fing an zu rasen, und als er wahrnahm, dass er wieder frei war, hockte er auf den Knien im Sand und spuckte aus, während Blut von seinem Hals in den Bart floss. Er versuchte, dem Mann mit den Augen zu folgen, doch sein Blick wurde hohl, und bevor er sich darauf konzentrieren konnte, raste das Blut derart laut durch seinen Körper, dass ihm nichts anderes übrig blieb, als nach Luft zu schnappen, mit den Fingern leere Buchstaben in die Luft zu zeichnen und vornüber zu fallen, mit dem Gesicht in den Sand.
    Man hob ihn hoch und warf ihn auf einen Karren, wie einen Mehlsack, und danach eine muffige Decke über ihn.
    Er wollte sich wehren, aber er konnte sich nicht bewegen und war gezwungen, in dieser entwürdigenden Stellung zu verharren. Der Esel trabte los, der Treiber rief etwas in der Sprache der Südländer, dann wurde es dem Zwerg schwarz vor den Augen.
    Als er sie aufschlug, fiel ihm zuerst ein süßer Geruch auf, den er als eine Mischung aus Exkrementen und fauligem Stroh erfasste. Seine Glieder gehorchten ihm wieder, und in seinem Schädel pochte es dumpf. Vor seinen Augen tanzten Funken, die sich jedoch wegblinzeln ließen. Er tastete sich ab.
    Verdammt, sie haben mir den Dolch genommen!
    Er stemmte sich auf, fiel wieder zurück in die feuchte stinkende Masse, rollte sich an die Wand und

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