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Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum

Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum

Titel: Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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Haker Flack, einem Kopfjäger, beeindruckt hatte. Diese Männer konnten genauso gut dreißig oder sechzig sein. Auf jeden Fall hatten sie eine mysteriöse Aura, die einem eine Gänsehaut machte. Der Mann strebte auf Darius zu. Er streckte lange , weiße Finger aus und stellte sich vor.
    » Mein Name ist Chargos L’olkien und ich freue mich, Eure Bekanntschaft zu machen.«
    » Darius Darken, Minister des Königreiches Dandoria.«
    Die Männer schüttelten sich die Hände.
    »Ihr seid in königlichem Auftrag unterwegs?«, fragte L’olkien.
    » Das wollte der Kapitän vorhin auch wissen.«
    L’olkien lächelte. »Eine diplomatische Antwort.«
    Darius hob eine Augenbraue.
    L’olkien sagte: »So, wie Ihr die Kunst beherrscht, mit hundert Worten zu verschweigen, was man mit einem Wort sagen könnte, verehrter Minister, wird Eure Reise zweifellos erfolgreich enden.« Er blickte zum Himmel auf. »Sagt, könnte es sein, dass ein Sturm aufzieht?«
    Darius folgte den Blicken des Mannes, dann betrachtete er sein Gegenüber unauffällig. Der schmale , schlanke Körper war in weiches, helles Wildleder gekleidet, der Kopf glich dem eines Geiers, mit einem langen Hals, vorstrebendem Kinn und ebensolcher Nase. Die Augen, klein und dunkel, lagen hinter knochigen Überhängen verborgen, der Kopf war kahl rasiert, dafür mit sonderbaren Motiven tätowiert. L’olkien ähnelte einem Skorpion, der unter einem Stein wartet, bis ein Leichtsinniger ihn stört.
    Aber wo hat er seinen Stachel?
    Darius war in hochherrschaftlichem Auftrag unterwegs und hatte in Amazonien weitere Anweisungen erhalten, die ein völlig erschöpfter Reiter im Namen des Königs übermittelte. Er sollte den König der Südlande zu einer Feierlichkeit anlässlich der zwanzigjährigen Herrschaft von König Connor einladen. Darius hätte zu gerne gewusst, wer sich das ausgedacht hatte, da er aber wusste, dass Bluma dem inneren Kreis der Minister angehörte, und infolgedessen informiert war, machte er sich keine Sorgen um Sinn oder Unsinn der Nachricht. Verschwiegenheit gehörte zu seinem Naturell, solange er denken konnte, und war ein Merkmal seiner Tätigkeit als Advokat gewesen. Deshalb ließ er sich auf nichts ein und antwortete stattdessen: »Ja, der Himmel verändert seine Farbe.«
    Mit einem Mal herrschte rege Betriebsamkeit an Bord.
    Darius nickte dem Mann zu und ging achteraus, wo ein breitgewachsener und haariger Kerl am Steuerrad stand. Im Lichtschein des sich verändernden Himmels wirkten seine kleinen Augen bösartig. Das messingbeschlagene Rad schien von seinem Körper regelrecht absorbiert zu werden. Als er Darius gewahr wurde, grinste er zahnlos und freundlich.
    Darius lehnte sich in Lee des Steuerhauses an die Reling und starrte zu den windumsausten Spieren und die zahllosen Taue hinauf. Die Winterkönigin war ein wunderbares Segelschiff und hatte das Mittmeer unzählige Male überquert.
    Unversehens ging das Schiff so tief, dass sie wie ein Holzklotz wirkte, der immer wieder überspült wird. Sogar die sechs Fuß hohe Schanzkleidung aus Eisen konnte nicht verhindern, dass die Seen über das Deck stürzen.
    »Es fängt an!«, rief der Steuermann.
    Sie hatten die Hälfte der Segel gesetzt, das Schiff lief mit klappernden Schlagpforten, und das Wasser strömte aus ihren Speigatten.
    »Der Wind schlägt um.« Plötzlich stand der Kapitän neben Darius. Ein Windstoß kam aus Nordwesten, ein sausender Sturm, ein gewaltiger atmosphärischer Schlag, der die Takelung einen harfenden Protest singen ließ. Darius wurde zurückgeschleudert und gegen das Holz gepresst, der Atem wurde ihm mit einer solchen Kraft in die Lungen gedrückt, dass er fast erstickte, und er fühlte sich wie ein Strohhalm vor dieser gewaltigen Kraft.
    Kapitän Dickens schritt, das Gesicht in den Wind gerichtet, ruhig auf und ab, hocherhobenen Hauptes und abwartend. »Geht unter Deck oder besorgt euch Ölzeug!«, sagte er zu Darius. »Die Götter streiten sich, und wenn Ihr nicht aufpasst, werden sie Euch trinken.«
    Es war zu spät, um Schutzkleidung zu suchen. Es kam die Dunkelheit. Sie überfiel die Winterkönigin wie ein Blitz.
    Bei den Göttern, man kann die Schwärze greifen! Das ist, als hätte sich Unterwelt nach oben gestülpt!
    »Helm in Lee!«, hallte der Sturmruf, der wie ein Echo vom Rudergänger beantwortet wurde.
    Dann riss der Himmel auf und schickte weiße Blitze, badete das Schiff in blauen Flammen , und der Donner brüllte unaufhörlich. In der Takelung krochen Matrosen

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