Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum
denen Fohlen, Einjährige, Zweijährige, drei gute Stuten und ein starker Hengst warteten. Und ein Heuschober, auf dem man es sich gemütlich machen konnte und noch viel mehr. Zwar galt es heute, mindestens zwei Pferde einzureiten, aber John ritt wie kein anderer, und die Pferde liebten seine ruhige Stimme und vertrauten ihm, sodass die Zähmung meistens schnell vonstatten ging.
Und ich habe mehr Zeit, die ich unbeobachtet und alleine mit Sheyna verbringen kann. Ich werde sie fragen, ob sie mein Weib werden will. Wir sind wie füreinander gemacht, und wir werden glücklich sein. Sie wird ‚ja’ sagen.
So ging es ihm durch den Kopf, während um ihn herum der Trubel der Stadt regierte.
Sheyna sah ihn endlich und winkte zurück. Sie strahlte übers ganze Gesicht. Sie hatte nur Augen für ihn und rempelte versehentlich einen Mann an, dessen langer Mantel im Staub wischte. Der Fremde sah sie erstaunt an. Sheyna entschuldigte sich rasch und ging weiter. Der Mann hob die Hand, oder als habe sie etwas verloren, das er ihr zurückzugeben gedachte, aber sie war zu weit entfernt. Er zögerte, drehte sich um, und verschwand in einer kleinen Menschenmenge, die sich um einen Fischhändler gesammelt hatte, der Sonderangebote verkaufte.
» Wir gehen zu den Ställen?«, freute sie sich wie ein Kind. Sie liebte Pferde und war John hin und wieder eine wertvolle Hilfe. Sie hatte beträchtliche Armmuskeln und führte die Mistgabel wie ein Stallknecht.
Als er sie alleine wähnte - es gab nur noch das Schnauben der Pferde, den Geruch von Dung und Heu und das Huschen von Mäusen - umfasste er ihre Hüfte und zog sie an sich. Er wollte sie küssen, doch sie drehte den Kopf weg und machte sich heftig von ihm los. »Was soll das?«, herrschte sie ihn an.
» Wir ... ich ...«, stotterte John verdattert.
» Was fällt dir ein, mich zu berühren, als sei ich eine von denen.«
» Was ist los? Sonst liebst du es, wenn ich dich küsse. Niemand schaut zu. Nur die Pferde, und die sind verschwiegen.«
» Küssen? Ich soll dich küssen?« Sie lachte hart. »Ein guter Freund bist du und ich mag dich sehr, aber dabei bleibt es.«
» Wir ... ich wollte dich ...«
Heiraten? Ja, das wollte ich.
Sie tätschelte seine Wange. »Schlag’s dir aus dem Kopf, John. Lass uns auch weiterhin Freunde sein, wie Bruder und Schwester.«
» Und gestern? Und vorgestern?«
» Ja?«
» Da mochtest du meine Küsse und Berührungen.«
Sie lachte lauthals und warf den Kopf zurück. »Bist du betrunken?«
Wie kam sie darauf? Er war stocknüchtern. Bei den Göttern, vor drei Tagen hatten sie sich geliebt und es war wunderschön gewesen. Erinnerte sie sich nicht daran?
»Du willst mich mit deinen Worten verwirren, weil du dich für unwiderstehlich hältst, John Darken.« Für sie war alles ein Scherz, und sie machte sich lustig über ihn. Wider Erwarten wurde sie ganz ernst und sah ihn neugierig an. »Mir ist nicht entgangen, dass du mich magst. Und vielleicht wird ja mal was daraus. Aber alles braucht seine Zeit. Und diese Zeit ist noch nicht gekommen. Und jetzt lass den Unsinn. Wir haben uns noch nie geküsst und mehr haben wir schon gar nicht getan. Ich weiß nicht, woher due diese Phantasie nimmst. Komm, die Pferde warten.«
Du hast gesagt, du liebst mich. Tausendmal hast du es gesagt!
John biss sich auf die Lippen und beschloss, vorerst nichts weiter zu sagen. Es gab Arbeit, die getan werden musste. Er würde sie beobachten, denn er wäre jede Wette darauf eingegangen, dass sie meinte, was sie sagte.
Als hätte sie es vergessen!
Das gibt es nicht. Das kann nicht sein.
Und doch gab es daran keinen Zweifel, das las er in ihren aufrichtigen Augen.
3
Über dem Meer lag eine Stille, die Darius erschütterte. Nachdem man den armen Frethmar ins Wasser gestoßen hatte, sagte niemand etwas. Jeder starrte auf die Stelle, wo er untergegangen war und wartete darauf, dass der Zwerg ertrank.
Darius hechtete ins Wasser. Er fügte sich beim Aufprall Schmerzen an der Schulter zu, doch er ignorierte sie. Er schwamm ein paar Züge, dann tauchte er, und suchte das einigermaßen klare Wasser nach Frethmar ab. Zuerst brannte das Salz in seinen Augen, dann relativierte sich das unangenehme Gefühl.
Dort hinten war Fret. Er sah aus wie eine Made, die sich verzweifelt aus ihrem Kokon zu befreien sucht. Er zuckte und zappelte und Luftblasen stiegen von ihm auf. Er sank immer tiefer.
Darius tauchte schnell auf, schnappte nach Luft, machte drei, vier, fünf
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