Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum
Schiff erfasst. Der Drache schwang sich in den Himmel auf und flog davon.
» Ich hoffe, wir waren rechtzeitig hier«, sagte der Drachenreiter.
Darius und Frethmar sperrten die Augen auf.
Der Reiter stapfte auf sie zu. Sein runder Körper war in Leder gekleidet. Langsam zog er sich die Handschuhe von den Fingern und die enge Kappe vom Kopf.
»Mmpf, is’ was?«, fragte er gutgelaunt.
4
Magus Lancrost schlief.
L’ordynn Grodon, Meister der Diebesgilde von Loreon, bereitete es Unbehagen, einen Magier zu bestehlen, doch er hatte keine andere Möglichkeit, wollte er seine Pläne durchführen.
Also tat er das, was er lehrte und perfekt beherrschte: Er schlich in die Kammer des Magus und entwendete ihm das Buch. Dabei war er leise wie ein Insekt und geschmeidig wie eine Schlange.
Er stopfte das Buch in seinen Beutel, vergewisserte sich, d ass der alte Magus noch schlief und huschte hinaus. Erleichtert seufzte er und machte, dass er davon kam.
In seiner Kammer legte er das Buch auf das Schreibpult und machte sich daran, es zu kopieren. Er war ein guter Schreiber, beherrschte mehrere Sprachen und war dennoch froh, dass der Text in der Hohen Sprache von Mittland abgefasst war.
Es dauerte die ganze Nacht und seine Finger waren steif vom der Feder. Inzwischen scherte er sich nicht mehr um eine schöne Schrift, sondern tat, was nötig war, um die, wie er meinte, wichtigsten Seiten abzuschreiben.
Ihn interessierten lediglich die magischen Sprüche, die seiner Vorstellung nahe kamen, anderes ignorierte er. Die Sonne ging auf, als er fertig war. Nun musste er das Buch zurückbringen, was gefährlich war, denn der Magus galt als Frühaufsteher. Es blieb zu hoffen, dass der Mann noch schlief, ansonsten würde er den Verlust des Buches unschwer entdecken.
Grodon lächelte müde. Er hatte ein schweres Betäubungsmittel in den Wein des Magus gemischt und ho ffte, es würde halten, was die Hexe ihm versprochen hatte.
Als er sich in die Kammer des Magus schob, lächelte er still. Die Hexe hatte nicht zuviel versprochen. Es roch nach Schweiß und Furz, aber von Grodon aus hätte es auch nach Moder und Tod stinken können. Wichtiger war, das magische Buch wieder an seinen Platz zu legen.
Narr!, dachte der Lehrmeister. Wie hohl konnte man sein, etwas so Wertvolles nicht zu verschließen, vor allen Dingen, wenn man von Dieben umgeben war?
Wenige Minuten später war er zurück in seiner Kammer und blinzelte übermüdet, aber zufrieden in die Sonne. Er lachte. Alles war gut gegangen.
Nun würde er den Nebeldämon erschaffen.
Und Herr von Mittland werden.
5
Trevor Dar’ont mochte diesen Mann, der einerseits herzlich und unkompliziert war, andererseits ohne Eitelkeit wusste, auf wessen Rat er hören musste und deshalb kluge Entscheidungen traf.
Kein Wunder, dass man ihn seit zwanzig Jahren liebte.
Früher galt das Gesetz, ein König lebe nie länger, als seine Feinde es zuließen, aber soweit Trevor es mitbekam, hatte Connor keine Feinde. Jedenfalls keine Feinde in seiner näheren Umgebung.
Soeben überlegte er, ob er die Tochter von Aichame Bint Fyral, Ceyda, besuchen sollte, als ein Ruf durch die Gänge und Hallen schallte.
» Auf den Hof. Alle auf den Hof!«
Als Trevor nach draußen kam, war es schon geschehen.
In der Mitte des Burghofes hockte ein roter Drachen, der seine Flügel spreizte und seine Zähne sehen ließ. Der Reiter sprang behände ab. Es handelte sich um einen schmalen Mann mittleren Alters, der ganz in grüne Stoffe gekleidet war und sich mit einer Verbeugung vorstellte: »Mein Name ist Saymoon, Euer Gnaden.«
Connor antwortete: »Ich glaube, man sah fast zwanzig Jahre lang keinen Drachen mehr. Um Haaresbreite hätten wir Euch abgeschossen. Unsere Erinnerungen an Drachen sind, gelinde gesagt, nicht erbaulich. Es gab damals nicht nur Sharkan, sondern noch zwei rote Drachen. Ist das einer der zwei?«
» Ich fing sie beide. Es ist sehr lange her. Ich brachte ihnen Manieren bei.«
» Man kann einem Drachen Manieren beibringen?«
» Wenn ein Drache Euch respektiert, tut er alles für Euch.« Nach einer wissenden Pause: »Es ist stets eine Frage des Respekts, nicht wahr?«
Connor lächelte.
»Außerdem, mein König, seid Ihr ein weiser Mann, der nicht sofort mit Schießpulver hantiert. Wir sind hier, um Euch eine gute Nachricht zu übermitteln.«
Inzwischen war der Burghof mit zehn Dutzend Menschen gefüllt, und alle starrten auf das rote Wunder. Die meisten von ihnen hatten von Drachen
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