Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum
seine Mutter wirklich war, konnte er seine Zufriedenheit nur schwer verbergen. Zwar sah sie in der Gestalt, die ihr der Lichtwurm geschenkt hatte, wunderschön aus, aber falls sie etwas vererbte, würden es vermutlich Dinge sein, die einen Barb ausmachten.
John liebte seine Eltern. Nachdem er Die Ode von Sharkan gelesen hatte, staunte er, wie stabil und natürlich sie nach diesen unvorstellbaren Abenteuern geblieben waren. Aber vielleicht kam eben dadurch ihre Toleranz, denn als er ihnen Sheyna, seine große Liebe, vorstellte und durchblicken ließ, dass sie Marketenderin war, verzogen seiner Eltern keine Miene. Andere Eltern hätten die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und dem Sohn eine bessere, vor allen Dingen lohnendere Wahl empfohlen, doch das geschah nicht. John war sich der gesellschaftlichen Position seiner Eltern bewusst, deshalb liebte er sie umso mehr, als sie Sheyna fragten, ob sie zu ihnen in das große Haus ziehen wolle.
Dabei blinzelten sich der ehemalige Dämon und die ehemalige Barb verschwörerisch an.
Wie sich herausstellte, behielten seine Eltern auf diese Weise eine gewisse Aufsicht über die Beziehung. Bluma, die von ihm so gerne Momma genannt wurde, sparte nicht mit guten Ratschlägen. Sheyna nahm sie dankbar an , und bald besserte sich ihre Ausdruckweise, ihre Art, sich zu kleiden, ihr Lesetempo und manche ihrer Ansichten. Momma baute das Mädchen systematisch auf, ohne jemals den Eindruck einer kontrollierenden Frau zu vermitteln.
Das Volksfest war vorbei. Die grausige Hinrichtung auch. Seitdem hatte John seine Eltern nicht mehr gesehen. Momma war noch immer auf der Burg, und Vater war vor drei Tagen bei Sonnenaufgang mit einem Schiff davongesegelt. Offensichtlich galt es, wichtige Dinge zu regeln.
John war nur selten auf der Burg gewesen und dem König begegnet. Connor, ein ehemaliger Haudrauf, wie John ihn in Gedanken nannte, hat sich ihm gegenüber stets onkelhaft verhalten, und manchmal fühlte sich der Junge von diesem muskulösen Riesen nicht richtig ernstgenommen.
John kümmerte sich um die Pferde und Tronser, die sein Vater züchtete. Es war Zeit, um die Zweijährigen einzureiten. Er hatte mit seinem Vater eine bittere Auseinandersetzung gehabt, als er dafür kämpfte, die Pferde noch ein Jahr wachsen zu lassen, aber Vater hatte sich durchgesetzt. Ein Zweijähriger sei alt genug!, vertrat Vater d ie Tradition. John bezweifelte das. Nein, sie würden noch wachsen, und die Knochen seien noch nicht hart genug. Er meinte mitgekriegt zu haben, dass diese jung zugerittenen Pferde sehr früh zuschanden waren. Dafür seien Pferde zu wertvoll, hatte er argumentiert.
Ein Jahr länger warten koste ein Jahr mehr Futter und Unterkunft, hatte sein Vater gemeint. Damit war das Thema erledigt gewesen. Der Alte konnte genauso starrsinnig sein, wie die meisten Leute über vierzig.
Hoffentlich werde ich nie so!
Das waren die Momente, in denen John vergaß, wer sein Vater einst gewesen war und den Mann genauso behandelte wie jeder Sohn seinen Vater. Anmaßend, rechthaberisch und aufbrausend. Also ganz normal.
Vier Schiffe legten ab, nachdem man die Könige prunkvoll durch die Stadt zum Hafen begleitet hatte.
John hielt den Wallach und redete ihm gut zu. Ein Grubentroll hopste auf und nieder und schnatterte etwas in seiner Sprache. Diese Kerle scheuten sich, die Hohe Sprache zu lernen, und das ärgerte ihn. So verstand er nie, was die kleinen, dunklen Kerle sagten, denn ihre Stimmen klangen stets so, als schmiedeten sie Pläne. Dafür roch er ihre Trollfürze umso intensiver.
Obwohl Momma mir beibringt, wie schnell man mit Einseitigkeiten nur ein Vorurteil fällen kann, bin auch ich nicht davor gefeit.
Ein Halbling zog einen Karren hinter sich her, auf dem zwei Ballen Stroh lagen. Der Alltag kehrte wieder ein in Dandoria, und John schaute nach Sheyna, mit der er sich verabredet hatte.
Als er sie sah, hüpfte sein Herz vor Freude. Wie er sie liebte. Ihre Haut war dunkelbraun, ihre Augen grau wie der Regen und ihre Haare pechschwarz und glänzend. Sie wirkte geschmeidig wie eine Raubkatze, und ihre Zähne blitzten makellos. Sie war schön wie eine Göttin.
Er winkte ihr und Argor schnaubte unwillig, da er ihm versehentlich zu hart am Gebiss zog.
Sheyna verschwand hinter einem Fuhrwerk, auf dem Fässer zur Burg transportiert wurden. Der betrunkene Kutscher gestikulierte. Als der Karren vorbei war, rief John: »Hier bin ich, Sheyna!«
Sie wollten gemeinsam zu den Ställen gehen, in
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