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Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum

Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum

Titel: Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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blaue fadenscheinige Tuch, welches er um den Hals gebunden trug.
    Mirra hatte er etwas gestohlen, und sie war im treuen Glauben daran gestorben, es nie verloren zu haben.
    Vielen, denen er begegnete, stahl er Gutes und Böses, und stets musste er sich damit abfinden. Das Ergebnis war immer das gleiche: Der Bestohlene wusste nichts mehr von dem, was ihm genommen worden war.
    Es war ein dämmeriger Abend. Die Kameraden feierten. Einer der wenigen Abende, an denen man sich gehen ließ. Und Chargos war wie üblich in seiner Kammer. Es klopfte an der Tür.
    Grodon trat ein.
    »Also ist es jetzt perfekt«, sagte er zu Chargos, als habe er nur auf diesen einen Moment gewartet.
    » Woher wisst Ihr es, Meister?«, fragte Chargos.
    » Von Beginn an, Chargos.«
    » Warum die harte Schule, wenn Ihr es wusstet?«
    » Lernen, ohne zu denken, ist eitel.« Er räusperte sich. »Denken, ohne Lernen ist gefährlich.«
    » Das verstehe ich ...«
    » Man muss viel gelernt haben, um über das, was man nicht weiß, fragen zu können.«
    » Dann lasst mich jetzt fragen.«
    » Brauchst du wirklich Antworten? Weißt du es nicht selbst?«
    Ja, Chargos wusste es.
    »Du willst es bestätigt haben, nicht wahr?«
    Betrübt starrte ihn Chargos an, hilflos und wieder ein Junge, obwohl inzwischen fast zehn Jahre vergangen waren.
    »Du bist der einzige und wahre Dieb«, murmelte Grodon.
    Chargos schnappte nach Luft. Dieses Kompliment war kaum erträglich. Es kam von ihm, vom Meister der Diebe, der oft genug bewiesen und gezeigt hatte, wozu er fähig war.  »Ihr tut mir damit keinen Gefallen, Meister, wenn Ihr mir schmeichelt.«
    » Unsinn«, sagte Grodon. »Du genießt mein Lob, denn es schmeichelt dir. Außerdem ist es die Wahrheit. Was du vermagst, ist die Magie der Quinte. Du wirst der erste Schüler sein, der keine Abschlussprüfung zu bestehen hat.«
    » Aber das will ich.«
    » Nein!«, fuhr ihn Grodon an. »Du wirst derart überlegen sein, dass sich deine Kameraden wie Nichtsnutze fühlen, falls es nicht sowieso schon so ist. Ich stelle dich morgen dem König vor und wir werden sehen, wie es weitergeht mit dir.«
    Chargos lächelt und aus dem Lächeln wurde ein Grinsen. »Danke, Meister.«
    Grodon zog ein Gesicht. »Du weißt, was du bist, nicht wahr? Und innerlich gibst du mir Recht.«
    Chargos grinste noch breiter. »Haltet Ihr mich für einen Narren?«
    » Oh nein«, sagte Grodon. »Nicht für einen Narren. Aber wenn du mich fragst, will ich dir sagen, wofür ich dich halte.«
    Chargos legte den Kopf schräg.
    Meister Grodon sah hilflos aus und sagte: »So sehr ich dich bewundere und auf gewisse Art auch gerne habe, halte ich dich für eine Gefahr, Chargos L’olkien. Du bist eitel, selbstbewusst und von dir eingenommen, seitdem ich dich fand. Noch bist du jung, doch ich fürchte, wenn dich die falschen Ideen ergreifen, wirst du für Mittland eine Gefahr darstellen. Du hast Zola gehen lassen, ohne zu murren, ganz zu schweigen von deinem Sohn.«
    » So wenig Vertrauen habt Ihr zu mir?«, fragte Chargos, und er hätte weinen mögen, denn auf seine Weise hatte er den Meister lieben gelernt, und vergessen, was mit Zola und dem Jungen geschehen war. Grodons Misstrauen schmerzte ihn.
    » Ja, so wenig Vertrauen, Meisterdieb! Doch du kannst dir dieses Vertrauen erarbeiten. Deshalb habe ich nun eine Aufgabe für dich, die dir angemessen ist.«
     
     
    » ... gut?«
    Chargos Kopf schnellte hoch und er brauchte den Bruchteil eines Atemzuges, um in die Realität zurückzukehren.
    »War das Krötsch gut?«, wiederholte der Schankwirt seine Frage.
    » Ja, ja, sehr gut«, gab Chargos zurück und tastete nach dem Bierkrug. Wie viele hatte er inzwischen zu sich genommen? Drei? Vier?
    So wenig Vertrauen, Meisterdieb!, hallte der letzte Fetzen Erinnerung in ihm.
    Grodon hatte Recht behalten. Chargos gehörte seit zehn Jahren nicht mehr zur Gilde der Diebe.
    Soeben wollte er sich weiteren Erinnerungen hingeben, um seine und die Gedanken anderer zu ordnen, was notwendig war, um nicht wahnsinnig zu werden, als die Tür aufgerissen wurde.
    Mehrere Männer stürmten in die Schenke, angeführt von dem Mann, dem er das Leben, die Erinnerungen und eine Goldkette geschenkt hatte.
    »Das ist er«, kreischte Kostos. »Er hat mir gedroht, mich zu töten.«
    Drei weitere Männer lösten sich von ihm und stürzten sich auf Chargos, der schon aufgesprungen war. Alles ging blitzschnell. Die filzigen Haare und dichten Bärte verliehen ihnen ein wildes Aussehen, doch am

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