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Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum

Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum

Titel: Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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muss«, sagte er stattdessen, und Trevor sehnte sich zurück nach diesem einen Satz, der ihm so gutgetan hatte. »Ich kannte schon einmal jemanden wie dich. Er ähnelte dir sehr.«
    » Und was wurde aus ihm?«
    » Man muss ihn fürchten.«
    Ich liebe dich, mein Junge!
    So sprach ein Vater mit seinem Sohn, und Trevor fand den Mut zu einer Frage. »Seid Ihr mein Vater?«
    L’ordynn Grodon starrte den Sechszehnjährigen an und brach in schallendes Gelächter aus. »Oh nein, junger Mann. Oh nein!«
    Trevor begriff nicht, was daran so lustig war und fragte nie wieder. Auch das ließ sich nicht mehr ändern.
    Irgendwann wurde die Traumstimme zu einer Erinnerung, vage wie ein Windhauch im Herbst.
    Mutter!
    Nicht zu ändern.
    Der Siebzehnjährige las viel und beschäftigte sich mit den Schriften des Blinden Magisters Nordengrol. Er las Frethmars Ode von Sharkan und Jamur Lindors Lied des Mannes, der zu den Riesen ging . Er studierte das Recht und die Zahlen.
    Er lernte die körperliche Liebe und die Macht der Worte. Er erlebte, wie König Rod Cam den Thron bestieg , und er trauerte um Kameraden, die im Einsatz getötet wurden. Er lernte jedes Gefühl, nur das der Liebe lernte er nicht.
     
     
    » Mutter«, wiederholte er und starrte die abgerissene Frau an, der Tränen über die Wangen liefen. »Es ist deine Stimme, und ich erinnere mich daran. Sie besuchte mich in meinen Träumen. Oder täusche ich mich? Ergreift mich der Wahnsinn?«
    Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Augen und murmelte: »Nein, du täuschst dich nicht, Trevor.«
    » Aber ... liebe Güte, was ist mit dir geschehen? Was ist dir zugestoßen?« Trevor hatte das Gefühl, zu träumen. Mit dieser Überraschung hatte er nicht gerechnet. Und diese Frau hatte er zuvor behandelt wie eine ... eine ...
    Um Haaresbreite hätte er seine eigene Mutter getötet!
    »Ich erwarte nicht, dass du eine schmutzige Frau umarmst«, flüsterte sie und Trevor begriff, wie sehr sie es sich wünschte. Doch er konnte nicht. Es hatte ihm niemand beigebracht. Ein Grund, warum Evelyynn ihn verlassen hatte und zu Frederic gegangen war.
    Er hockte sich vor sie und reichte ihr die Hand. Er war versucht, seine Finger wegzuziehen, als sie danach griff, aber das wollte er ihr nicht antun. »Warum hast du mich alleine gelassen? Warum hast du dich nie um mich gekümmert?« Zorn wallte in ihm auf.
    » Das ist eine lange Geschichte, Trevor«, antwortete sie. Bei den Göttern, wie sehr der Alkohol ihr Gesicht gezeichnet, wie tief der Hunger sie zerfurcht hatte, wie grausam die Jahre zu ihr gewesen sein mussten.
    » Ich will deine Geschichte hören«, gab er zurück, noch immer maßlos verwirrt.
    » Nein, das willst du nicht«, antwortete sie, und ihre Augen schlossen sich, als verberge sie sich vor der Außenwelt.
    » Nur die Götter wissen, warum ich deine Stimme erkannte«, sagte Trevor. »Und nun willst du dieses Zeichen ignorieren?«
    Ihr Kopf schnellte hoch , und nun sah sie wieder aus wie zuvor, als wolle sie ihn erneut anspucken und zischen wie eine Schlange. Trevor wich nicht zurück. »Wenn du es erfährst, wirst du töten. Du wirst Rache nehmen. Dir wird nichts anderes übrigbleiben.«
    » Was tat man dir an? Wer ist mein Vater? Ist es Grodon?«
    » Grodon?« Sie lachte grell und kurz, es hätte auch ein Schreckenslaut sein können. »Grodon war mein Geliebter, aber dein Vater ist er nicht.«
    Trevor atmete schwer.
    »Das schockiert dich, nicht wahr?« Ihre Augen funkelten im Dämmerlicht des Kerkers.
    Der Meisterdieb hütete sich, zu lügen.
    »Grodon war zwei Jahre lang der Mann an meiner Seite. Ich kam als Mädchen in die Diebeshalle, und er unterrichtete mich. Doch bald genügte ihm das nicht mehr. Ich war erst dreizehn, als er mich in sein Bett nahm. Ich verehrte ihn, vielleicht liebte ich ihn sogar, oh ja, das tat ich. Jedenfalls so lange, bis ein neuer Schüler kam. Er war noch ein Junge, vierzehn Jahre alt, sah aber aus wie ein erwachsener Mann und benahm sich auch so. Er war eine Naturbegabung, ein Genie. Es ging drei Jahre gut, dann betrog ich Grodon mit ihm. Irgendwann ließ sich die Frucht unserer Liebe nicht mehr verbergen.«
    » Du wurdest schwanger«, ergänzte Trevor.
    » Und L’ordynn Grodon begriff, was geschehen war. Ich brachte dich, Trevor, auf die Welt. Das gestand man mir noch zu, obwohl Grodon vor Eifersucht tobte. Er war wie ein wildes Tier. Nach der Geburt verprügelte er mich, und schließlich jagten mich Soldaten aus der Halle der Diebe. Die Gilde

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