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Das Erbe der Elfen

Das Erbe der Elfen

Titel: Das Erbe der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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fesselnden Unterrichts.
    Den größten Teil des Tages verbrachte sie mit Yennefer. Ins Dormitorium kehrte sie spät in der Nacht zurück, fiel wie ein Stein ins Bett, schlief sofort ein. Die Adeptinnen beschwerten sich, sie schnarche schrecklich, versuchten sie zu wecken. Vergebens.
    Ciri schlief fest.
    Ohne Träume.
     
    »O Götter«, seufzte Yennefer resigniert, fuhr sich mit beiden Händen durch die schwarzen Locken, senkte den Kopf. »Das ist doch so einfach! Wenn du es nicht schaffst, diese Geste zu beherrschen, was soll dann mit den schwierigeren werden?«
    Ciri wandte sich um, begann etwas zu murmeln, fauchte, rieb sich die taub gewordene Hand. Die Zauberin seufzte abermals.
    »Schau dir noch einmal die Zeichnung an, sieh, wie die Fingerstellung sein muss. Beachte die Erklärungspfeile und die Runen, die die Geste beschreiben, welche man ausführen muss.«
    »Ich habe mir diese Zeichnung schon tausendmal angeschaut! Die Runen verstehe ich! Vort, cáelme. Ys, veloë. Von sich weg, langsam. Nach unten, schnell. Die Handfläche ... hm, so?«
    »Und der kleine Finger?«
    »Den kann man nicht so halten, ohne gleichzeitig den Ringfinger krumm zu machen!«
    »Gib mir die Hand.«
    »Auu!«
    »Leise, Ciri, sonst kommt Nenneke wieder gelaufen, weil sie denkt, dass ich dir bei lebendigem Leibe die Haut abziehe oder dich in Öl brate. Verändere die Fingerstellung nicht. Und jetzt führe die Geste aus. Drehung, Drehung im Handgelenk! Gut. Jetzt schüttle die Hand aus, lockere die Finger. Und noch einmal. Nicht doch! Weißt du, was du getan hast? Wenn du auf diese Weise einen wirklichen Zauber gewirkt hättest, hättest du einen Monat lang den Arm in der Schlinge getragen! Hast du denn Hände aus Holz?«
    »Meine Hände sind an das Schwert gewöhnt! Davon kommt das!«
    »Unsinn. Geralt hat sein Leben lang mit dem Schwert herumgefuchtelt, aber seine Finger sind geschickt und  ... hmm  ... sehr feinfühlig. Weiter, Eulchen, versuch es noch einmal. Na siehst du? Du brauchst nur zu wollen. Du brauchst dir nur Mühe zu geben. Noch einmal. Gut. Schüttle die Hand aus. Und noch einmal. Gut. Bist du müde?«
    »Ein bisschen  ...«
    »Warte, ich massiere dir Hand und Handgelenk. Ciri, warum benutzt du die Salbe nicht, die ich dir gegeben habe? Deine Pfötchen sind rau wie bei einem Kormoran  ... Und was ist das? Die Spur von einem Ring, ja? Bilde ich mir das ein, oder habe ich dir verboten, Schmuck zu tragen?«
    »Aber ich habe diesen Ring von Myrrhe beim Kreiseln gewonnen! Und ich habe ihn nur einen halben Tag lang getragen  ...«
    »Ein halber Tag ist zu lange. Trag ihn bitte nicht mehr.«
    »Ich verstehe nicht, warum ich nicht  ...«
    »Du brauchst es nicht zu verstehen«, schnitt ihr die Zauberin das Wort ab, doch sie klang nicht zornig. »Ich bitte dich, keinerlei Schmuck dieser Art zu tragen. Wenn du willst, kannst du dir eine Blume ins Haar stecken. Dir einen Kranz winden. Aber kein Metall, keinen Kristall, keinen Stein. Das ist wichtig, Ciri. Wenn es an der Zeit ist, werde ich dir den Grund erklären. Zunächst vertrau mir und richte dich nach meiner Bitte.«
    »Du trägst deinen Stein, Armreifen und Ringe! Und ich darf es nicht? Liegt es daran, dass ich eine  ... Jungfrau bin?«
    »Eulchen.« Yennefer lächelte, strich ihr über den Kopf. »Was reitest du nur immer auf dieser Sache herum? Ich habe dir doch schon erklärt, dass es keine Bedeutung hat, ob du eine bist oder nicht. Gar keine. Wasch dir morgen die Haare, denn ich sehe, dass es an der Zeit ist.«
    »Frau Yennefer?«
    »Ja?«
    »Kann ich  ... Bei der Ehrlichkeit, die du mir versprochen hast  ... Kann ich dich etwas fragen?«
    »Kannst du. Aber, bei den Göttern, bloß nicht wegen der Jungfräulichkeit, bitte.«
    Ciri biss sich auf die Lippe und schwieg lange.
    »Na schön«, seufzte Yennefer. »Meinetwegen. Frag.«
    »Es ist nämlich so  ...« Ciri wurde rot, fuhr mit der Zunge über die Lippen. »Die Mädchen im Dormitorium schwätzen andauernd und erzählen alle möglichen Geschichten  ... Vom Belleteyn-Fest und so  ... Und über mich sagen sie, dass ich eine Rotznase bin und ein Kind, weil es schon an der Zeit wäre  ... Frau Yennefer, ist das wirklich so? Wie merkt man, dass es an der Zeit ist  ...?«
    »...  dass man mit einem Mann ins Bett gehen kann?«
    Ciri lief rot an. Sie schwieg einen Augenblick lang, dann hob sie den Blick und nickte.
    »Das kann man leicht feststellen«, sagte Yennefer ungezwungen. »Wenn du anfängst,

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