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Das Erbe der Elfen

Das Erbe der Elfen

Titel: Das Erbe der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Tempel gibt es schließlich jede Menge Energie!«
    »Freilich, dort gibt es allerhand davon. Ebendarum ist der Tempel dort erbaut worden und nicht irgendwo anders. Und darum kommt es dir auf dem Gelände des Tempels auch so vor, als sei das Kraftschöpfen so leicht.«
    »Mir tun schon die Füße weh! Setzen wir uns ein Weilchen, ja?«
    »Gut, Eulchen.«
    »Frau Yennefer?«
    »Ja?«
    »Warum schöpfen wir Kraft immer aus Wasseradern? Magische Energie gibt es doch überall. Sie ist in der Erde, nicht wahr? In der Luft, im Feuer?«
    »So ist es.«
    »Und die Erde  ... Na, hier gibt es ringsum lauter Erde. Unter den Füßen. Und überall gibt es Luft! Und wenn wir Feuer haben wollen, brauchen wir ja nur eins anzuzünden und ...«
    »Du bist noch zu schwach, um Energie aus der Erde zu schöpfen. Du weißt noch zu wenig, als dass du etwas aus der Luft gewinnen könntest. Und mit dem Feuer zu spielen, verbiete ich dir kategorisch! Ich habe schon gesagt, dass man auf gar keinen Fall die Energie des Feuers anrühren darf!«
    »Schrei nicht. Ich habe es mir gemerkt.«
    Sie saßen schweigend auf einem trockenen umgestürzten Baumstamm, hörten den Wind in den Baumkronen rauschen, hörten einen Specht, der irgendwo in der Nähe verbissen hämmerte. Ciri hatte Hunger, und vor Durst wurde ihr die Spucke dick, doch sie wusste, dass Jammern nichts helfen würde. Früher, vor einem Monat, hatte Yennefer auf derlei Klagen mit einem trockenen Vortrag über die Kunst reagiert, die primitiven Instinkte zu beherrschen, später hatte sie sie einfach mit Schweigen abgetan. Proteste hatten ebenso wenig Sinn und brachten ebenso wenig Erfolg wie Beschwerden über die Bezeichnung »Eulchen«.
    Die Zauberin klaubte die letzte Klette vom Ärmel. Gleich wird sie etwas fragen, dachte Ciri, ich höre sie denken. Sie fragt wieder nach etwas, woran ich mich nicht erinnere. Oder etwas, woran ich mich nicht erinnern will. Nein, das hat keinen Sinn. Ich werde nicht antworten. Das ist vergangen, in die Vergangenheit führt kein Weg zurück. Das hat sie selbst einmal gesagt  ...
    »Erzähl mir von deinen Eltern, Ciri.«
    »Ich erinnere mich nicht an sie, Frau Yennefer.«
    »Versuch es. Ich bitte dich darum.«
    »Ich kann mich nicht erinnern!«
    »Schau auf meinen Stern.«
    Es schrien Möwen, die zwischen die Fischerboote herabstießen, wo sie Abfälle und von Deck geworfene kleine Fische fingen. Der Wind ließ die gerefften Segel der Drachenboote sacht flappen, über der Anlegestelle ballte sich der vom Nebel niedergedrückte Rauch zusammen. In den Hafen liefen die Dreiruderer von Cintra ein, die goldenen Löwen auf den blauen Bannern schimmerten. Onkel Crach, der neben ihr stand und ihr eine Hand, groß wie eine Bärentatze, auf die Schulter gelegt hatte, sank plötzlich auf ein Knie nieder. Die in einer Reihe aufgestellten Krieger schlugen mit den Schwertern rhythmisch an die Schilde.
    Über die Landebrücke kam Königin Calanthe auf sie zu. Ihre Großmutter. Sie, die auf den Skellige-Inseln offiziell Ard Rhena genannt wurde, die Höchste Königin. Doch Onkel Crach an Craite, der Jarl von Skellige, der noch immer mit gesenktem Haupte kniete, begrüßte die Löwin von Cintra mit einem weniger offiziellen, aber von den Inselbewohnern voll Ehrerbietung verwendeten Titel.
    »Sei gegrüßt, Modron.«
    »Füstentochter«, sagte Calanthe mit kalter und herrischer Stimme, ohne den Jarl eines Blickes zu würdigen. »Komm zu mir. Komm zu mir her, Ciri.«
    Die Hand der Großmutter war stark und fest wie die eines Mannes, die Ringe daran eiskalt.
    »Wo ist Eist?«
    »Der König  ...«, stotterte Crach. »Ist auf See, Modron. Er sucht die Wracks  ... Und die Leichen. Seit gestern  ...«
    »Warum hast du ihnen das erlaubt?«, schrie die Königin. »Wie konnte er das zulassen? Wie konntest du es zulassen, Crach? Du bist der Jarl von Skellige! Kein Drachenboot hat das Recht, ohne deine Erlaubnis auszulaufen! Warum hast du es erlaubt, Crach?«
    Der Onkel senkte den rothaarigen Kopf noch tiefer.
    »Pferde!«, sagte Calanthe. »Wir reiten zum Fort. Und morgen bei Tagesanbruch reise ich ab. Ich nehme die Fürstentochter nach Cintra mit. Ich werde ihr niemals erlauben, hierher zurückzukehren. Du aber  ... du hast mir gegenüber eine verdammte Schuld, Crach. Eines Tages werde ich sie einfordern.«
    »Ich weiß, Modron.«
    »Wenn ich nicht mehr dazu komme, dich daran zu erinnern, wird sie es tun.« Calanthe zeigte auf Ciri. »Ihr wirst du deine Schuld

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