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Das Erbe der Elfen

Das Erbe der Elfen

Titel: Das Erbe der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Rede eigentlich?«
    »Um sie kennenzulernen. Was man nicht weiß, muss man lernen. Wer keine Sprachen kennt, ist ein Krüppel.«
    »Es reden doch sowieso alle nur die Gemeinsprache!«
    »Stimmt. Aber manche nicht nur. Ich versichere dir, Ciri, es ist besser, zu manchen als zu allen zu gehören. Also, ich höre. Im vollständigen Satz: ›Wir haben heute schönes Wetter, lass uns also Schlitten fahren gehen.‹«
    »Elaine  ... Hmm  ... Elaine tedd a’taeghane, a va’en aesledde?«
    »Sehr gut.«
    »Ha! Also gehen wir.«
    »Gleich. Lass mich mich erst zu Ende schminken.«
    »Und für wen malst du dich so an, he?«
    »Für mich selbst. Eine Frau unterstreicht ihre Schönheit für ihr Selbstgefühl.«
    »Hmm  ... Weißt du was? Ich fühle mich auch etwas schlecht. Lach nicht, Triss!«
    »Komm her. Setz dich mir auf die Knie. Leg das Schwert weg, ich hab dich gebeten! Danke. Jetzt nimm den großen Pinsel, pudre dir das Gesicht. Nicht so viel, Mädchen, nicht so viel! Schau in den Spiegel. Siehst du, wie hübsch du bist?«
    »Ich sehe keinen Unterschied. Ich mal mir die Augen an, ja? Was lachst du? Du malst dir immer die Augen an! Das will ich auch!«
    »Gut. Los, leg dir Schatten auf die Lider. Ciri, mach nicht beide Augen zu, du siehst ja nichts, schmierst dir übers ganze Gesicht. Nimm ein kleines bisschen und streif dir nur über die Lider. Streifen, hab ich gesagt! Warte, ich reib ein wenig weg. Mach die Augen zu. Und jetzt auf.«
    »Ooh!«
    »Ist da ein Unterschied? Ein kleines bisschen Schatten schadet nicht einmal so hübschen Augen wie deinen. Die Elfen haben gewusst, was sie taten, als sie sich Schatten auf die Lider legten.«
    »Die Elfen?«
    »Das wusstest du nicht? Das Schminken haben die Elfen erfunden. Eine Menge nützliche Dinge haben wir vom Älteren Volk übernommen. Und ihnen verdammt wenig dafür gegeben. Jetzt nimm die Kreide, zieh ganz dünn am Oberlid entlang, direkt bei den Wimpern. Ciri, was tust du?«
    »Lach nicht! Das Lid zittert mir! Deshalb!«
    »Mach den Mund ein wenig auf, dann hört es auf zu zittern. Siehst du? Fertig.«
    »Ooh!«
    »Komm, jetzt gehen wir mit unserer Schönheit die Hexer verblüffen. Es gibt kaum einen angenehmeren Anblick. Und dann nehmen wir den Schlitten und verschmieren uns in tiefen Schneewehen die ganze Schminke wieder.«
    »Und malen uns wieder an!«
    »Nein. Wir sagen Lambert, er soll das Bad heizen, und dann baden wir.«
    »Wieder? Lambert hat gesagt, dass wir zu viel Brennholz zum Baden brauchen.«
    »Lambert cáen me a’báeth aep arse.«
    »Was? Das habe ich nicht verstanden  ...«
    »Mit der Zeit wirst du auch die Idiome beherrschen. Bis zum Frühling haben wir noch viel Zeit für den Unterricht. Aber jetzt  ... Va’en aesledde, me elaine luned!«
     
    »Da, auf diesem Stich  ... Nein, zum Kuckuck, nicht auf dem  ... Auf diesem. Das ist, wie wir schon wissen, ein Ghul. Lass hören, Ciri, was du über den Ghul gelernt hast  ... He, schau mich mal an! Was hast du, in drei Teufels Namen, auf den Lidern?«
    »Besseres Selbstgefühl!«
    »Was? Na, egal. Also, ich höre.«
    »Hmm  ... Der Ghul, Onkel Vesemir, ist ein Ungeheuer, welches Leichen frisst. Man trifft ihn auf Friedhöfen an, in der Umgebung von Grabhügeln, überall, wo Tote begraben werden. In Nek  ... Nekropolen. Auf Schlachtfeldern  ...«
    »Er wird also nur Leichnamen gefährlich?«
    »Nein, nicht nur. Lebende fällt ein Ghul ebenfalls an. Wenn er Hunger hat oder in Wut gerät. Wenn es zum Beispiel eine Schlacht gibt  ... viele Gefallene  ...«
    »Was hast du, Ciri?«
    »Nichts  ...«
    »Ciri, hör zu. Vergiss, was damals war. Das kommt nicht mehr wieder.«
    »Ich habe gesehen  ... In Sodden und im Flussland  ... Ganze Felder  ... Sie lagen da, Wölfe und verwilderte Hunde haben an ihnen gefressen. Vögel haben auf ihnen herumgehackt  ... Bestimmt hat es dort Ghule gegeben  ...«
    »Deswegen lernst du jetzt etwas über Ghule, Ciri. Was man kennt, ist kein Albtraum mehr. Wogegen man kämpfen kann, das ist nicht mehr gar so bedrohlich. Wie kämpft man mit einem Ghul, Ciri?«
    »Mit dem Silberschwert. Ein Ghul ist empfindlich gegen Silber.«
    »Wogegen noch?«
    »Grelles Licht. Und Feuer.«
    »Also kann man ihn mit Licht und Feuer bekämpfen?«
    »Man kann, aber das ist gefährlich. Ein Hexer benutzt weder Licht noch Feuer, denn die verschlechtern die Sicht. Jedes Licht erzeugt Schatten, und Schatten erschweren die Orientierung. Man muss immer im Dunklen

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