wobei sich ihr Gehirn mehr als nur darauf eingestellt hatte. Es hatte sich deutlich verändert. Anne hatte die Bilder von Professor Bernard vor Augen, als hätte sie diese erst gestern gesehen.
„Sie haben einen weiteren Verdacht.“ Anne lächelte Bakshi an. „Sprechen Sie ihn ruhig aus.“
Bakshis Gesicht bekam eine leichte Färbung. „Das sind alles nur Vermutungen, aber wenn Sie wollen ... Der Lebenskristall enthält Yras gesamtes Wissen. Vielleicht ist ein Teil davon auf Sie übergegangen. Das würde auch erklären, warum Sie Yras Namen kannten und ihre Sprache sprechen.“
„Sie sind wirklich gut“, sagte Anne.
Bakshis Gesicht wurde dunkler. „Danke. Das aus Ihrem Mund zu hören, ist eine große Ehre.“
Nicht nur ein Teil von Yras Wissen war auf sie übergegangen. Auch ein Teil ihrer Erinnerungen. Ganz persönliche Erinnerungen. Und vielleicht sogar ein Teil ihres Wesens? Hatte Walter Bullrider nicht gesagt, sie hätte sich verändert? Vielleicht waren nicht nur ihre langjährigen Erfahrungen und Erlebnisse der Grund.
Bakshi sah Anne ehrfürchtig an. „Man könnte sagen, Sie tragen etwas von vor fünfundsechzig Millionen Jahren in sich.“
„Und trotzdem bin ich ein ganz normaler Mensch und lebe heute“, sagte sie.
Sie stand wieder auf, ging zu Yra und strich ihr sanft über die Haut. Etwas von diesem Wesen aus einer anderen Zeit lebte in ihr. Das war so unfassbar, dass sie es nicht glauben würde, wenn sie es nicht besser wüsste.
Sie wandte sich wieder zu Bakshi.
„Ich möchte Sie bitten, darüber zu schweigen.“
Er nickte. „Von mir wird niemand etwas erfahren.“
Yra verschlief den Flug, die Landung, und auch den Transport nach Hofheim. Ihre Vitalwerte sanken stetig, wie bei einem Akku, dessen Ladung zur Neige geht. Aber im Osten ging die Sonne auf.
Auf Annes Terrasse setzten sie die schlafende Lantis in einen Liegestuhl mit Blick nach Osten. Allein die frische Morgenluft schien ihr schon gut zu tun. Die naturliebende Yra eingesperrt in einem keimfreien Labor, nichts wäre tödlicher für sie.
Auch Aroon Bakshi sah nicht mehr gut aus. Die vielen durchwachten Nächte hatten seine Kräfte aufgebraucht.
„Legen Sie sich hin“, sagte Anne. „Ich passe auf Yra auf.“
„Wenn sich ihr Zustand verschlechtert, müssen Sie mich holen. Unbedingt.“
„Versprochen“, sagte Anne.
Olaf brachte Bakshi in ein Gästezimmer. Dann setzte er sich zu seiner Frau und ließ sich alles erzählen.
Gegen elf Uhr öffnete Yra die Augen.
„Hier ist alles so grün“, sagte sie leise. „Und die Sonne ...“
Ein Anflug eines Lächelns huschte über ihr Gesicht. Zu mehr reichte die Kraft noch nicht.
„Legt mich ins Gras.“
Anne und Olaf trugen Yra auf den Rasen und legten sie, nackt, wie sie war, auf das Gras.
Yras Lächeln kehrte zurück.
Anne legte sich neben sie und griff ihre Hand. „Ich bleibe bei dir.“
„Gut“, sagte Yra und schlief wieder ein.
Olaf saß noch eine Weile im Liegestuhl und betrachtete die Frauen. Da lagen fünfundsechzig Millionen Jahre nebeneinander. Die beiden waren so verschieden und hatten doch vieles gemeinsam.
Ende.
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Eine Lantis ist zum Leben erweckt worden. Ein kleines Wunder. Damit hätte niemand gerechnet. Aber: Wer ist Yra? Warum gerade sie? Eigentlich gibt es mehr Fragen als zuvor.
Die verbliebenen Container lassen vermuten, dass Yra nicht die Einzige bleiben wird, die von dem ausgestorbenen Volk wiedererweckt wird. Tatsächlich bergen die Container weitere Überraschungen – und nicht nur gute. Das Erbe der Lantis hat auch eine andere Seite.
Lesen Sie davon im Herbst 2014.
Wer über Neuerscheinungen informiert werden möchte, kann mir gerne eine E-Mail schreiben an:
[email protected] Alle Einsender erhalten ein Sonderkapitel „Das Mond-Projekt“. Darin erfahren sie, wie die Container auf den Mond gekommen sind, - und bekommen eine kleine Idee, was möglicherweise noch auf die Menschheit zurollt.
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Erinnern Sie sich noch an Anne und Olaf in Genf? Da hieß es: „Der Terroranschlag und der damit verbundene Tsunami auf dem Genfer See hatten wochenlang die Nachrichten beherrscht. Aber das war eine andere Geschichte und lange her.“
Wenn Sie wissen möchten, was das für eine Geschichte ist, können Sie die in „Schwarze Energie“ lesen. Dieses Buch erzählt die Geschichte.
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Am Schluss noch eine Bitte:
Als unabhängiger Autor bin ich auf die Mithilfe meiner Leser angewiesen. Wenn Ihnen das Buch