Das Erbe der Jedi-Ritter 01 - Die Abtrünnigen
Kuppel.
Kyp dachte kaum mehr nach, reagierte aus reinem Entsetzen, kam auf die Knie, zog das Lichtschwert vom Gürtel und zündete die schimmernde Klinge. Ein einzelner, sauberer Schlag schnitt zwei Beine ab, der Rückhandschlag die letzten beiden, und dann flogen das Ungeheuer und die Kuppel davon.
Zorn stieg in Kyp auf, als er an die Leute dachte, die er an diesem Tag verloren hatte, und die Trümmer von R5-L4 betrachtete. Er wußte, daß von seinen viel versprechenden ›Dutzend-und-zwei-Rächern‹ außer ihm keiner entkommen war. Und als eine plötzliche Explosion den Rumpf seines X-Flüglers erschütterte und dieses störrische Geschöpf, das zwischen den Flügeln eingeklemmt war, irgendwie seine Zange so weit ausstreckte, um in das Ionentriebwerk einzubrechen, bezweifelte er, daß er davonkommen würde.
Er kroch aus seinem Cockpit und hielt sich dabei gut fest, denn er war nicht angeseilt, und ein Fehltritt würde ihn hilflos in den Raum treiben lassen.
Der X-Flügler drehte sich nun wieder – Kyp konnte die Bewegung bei der nicht vorhandenen Schwerkraft nicht spüren, aber er sah, wie sich die Positionen der Sterne veränderten. Er hielt sich fest, denn er wußte, daß die Drehung bald schneller werden und ihn abschütteln würde.
Nie hatte er solche Verzweiflung verspürt, ein Schiffbrüchiger auf einem Floß inmitten des gewaltigsten aller Meere. Aber er war ein ausgebildeter, geübter Jedi. Er schob seinen Zorn beiseite, weigerte sich aufzugeben und ging logisch und sorgfältig vor.
Das Insekt starrte ihn an; die Zangen schnappten hungrig zu.
Kyp stach mit dem Lichtschwert zu, die Energieklinge schnitt tief in den Kopf des Geschöpfs. Das Insekt begann hektisch zu zappeln, der X-Flügler wirbelte immer schneller und überschlug sich jetzt auch noch. Einen Augenblick lang verlor Kyp den Halt, taumelte nach rechts hinten. Sein Lichtschwert entglitt ihm, aber instinktiv griff er mit der Macht zu, denn er brauchte die Sicherheit, die ihm die Waffe verlieh, obwohl sie ihm in dieser Situation kaum half.
Sobald er das Lichtschwert wieder in der Hand hatte, griff er im Geist auch nach dem sich drehenden X-Flügler, hielt sich daran fest, wie andere es mit starken Armen gekonnt hätten. Näher und näher heran zog er sich, bis das Schiff in Reichweite war, dann hielt er sich am Schwanz fest und zog sich hoch.
Das Insekt, immer noch zwischen den Flügeln eingeklemmt, war reglos.
Kyp steckte das Lichtschwert ein und benutzte seine derzeitige Position, um einen genaueren Blick auf den beschädigten Antrieb zu werfen und sich zu überlegen, wo er mit den Reparaturen beginnen sollte. Was konnte er tun?
Mit einem Seufzen, rasch gefolgt von einem entschlossenen Grunzen, schob er sich wieder ins Cockpit. Er richtete das Schiff mit Hilfe der Düsen wieder aus, dann begann er eine allgemeine Inventur, versuchte zu begreifen, wo er sich befand und wie viel Schaden angerichtet worden war. Der Hyperantrieb schien zu funktionieren, aber ohne Kuppel wagte er nicht, ihn zu benutzen. Instinktiv griff er nach seiner Notfallausrüstung, hielt aber inne, als er erkannte, daß, nachdem die gesamte Kuppel verschwunden war, auch nichts mehr zu flicken wäre.
Was sollte er tun? Selbst wenn ein bewohnbarer Planet in der Nähe gewesen wäre, hätte Kyp ohne die Kuppel nicht landen können, und der Anzug würde nur noch ein paar Stunden schützen, oder vielleicht ein paar Tage, wenn er sich in Jeditrance versetzte.
Aber diese Gedanken würde er sich für später aufheben, dachte er entschlossen. Als Nächstes kam eine wirkliche Prüfung… Er schaltete den Innenantrieb wieder ein. Er zündete, spuckte, und Kyp stellte fest, daß er das Triebwerk nur in Gang halten konnte, wenn er abwechselnd beschleunigte und bremste, und auch das nur mit geringer Energie.
Er warf einen Blick zur Seite und erinnerte sich wieder an das dort eingeklemmte tote Geschöpf; beinahe hätte er die Flügel geöffnet. Aber dann fiel ihm ein, daß diese fremde Lebensform genau untersucht werden sollte. Selbst wenn er es nicht schaffen sollte, würden jene, die später sein Schiff fanden, dieses Geschöpf sehen müssen. Selbst wenn er es nicht schaffen sollte…
Dieser verstörende Gedanke hallte beunruhigend in seinem Kopf wider. Er lehnte sich zurück, zwang sich, sich zu entspannen und in den Fluß der Macht einzutauchen. Er stellte sich sein Schiff vor, konzentrierte sich über die Mechanik hinweg auf den Bereich des Philosophischen, auf den wahren
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