Das Erbe der Jedi-Ritter 10 - Jainas Flucht
einer Frage in den Augen an Zekk.
»Ich bleibe auf Hapes oder gehe dorthin, wo ich am dringendsten gebraucht werde«, sagte er leise, eine Welt des Bedauerns in den Augen.
Wer könnte ihn dringender brauchen als Jacen? Jaina unterdrückte den Zorn, der in ihr aufstieg, und akzeptierte seine Entscheidung mit einem knappen Nicken. Doch gab sie sich keine Mühe, ihre Emotionen vor ihm abzuschirmen.
Kurz spürte sie Zekks Schwanken, spürte, wie die Stärke ihrer Vision seine tiefen Glaubensgrundsätze erschütterte. Heftig wallte die Verführung auf. Sie würde Jacen irgendwie befreien, und es würde leichter für sie sein, wenn die anderen jungen Jedi sie begleiteten. Wenn sie Zekk zum Umschwenken bringen konnte, würde sie alle auf ihre Seite ziehen. Unter ihre Kontrolle.
Das war ein logisches Ende des Pfades, den ihre Gedanken beschritten hatten, und dennoch scheute Jaina davor zurück. Rasch und vorsichtig zog sie sich von Zekk zurück und hoffte, er würde nicht bemerken, dass sie ihn dazu veranlasst hatte, seine hart erkämpften Werte infrage zu stellen. Die Verwirrung, die in seinem Macht-Sinn flackerte, ließ vermuten, dass sie Erfolg gehabt hatte − dass ihm nicht aufgefallen war, was sie beinahe getan hätte.
Sie nahm die Pilotenhaube ab und warf sie Zekk zu. »Ich muss eine Weile allein sein«, sagte sie abrupt und wandte sich von den anderen Jedi ab. Ihr Weg führte sie in die kleine Kammer, wo sie Anakins Leiche verstaut hatten. Niemand folgte ihr, doch fühlte sie Erleichterung bei ihnen, weil sie endlich begann, sich mit ihrer »Trauer auseinander zu setzen«. Vielleicht war es Zeit dafür. Nach dem ersten heftigen Gefühlsaufruhr hatte Jaina ihre Emotionen schlicht verdrängt. Es war nicht so schwierig, da sie sich jahrelang vor dem konstanten Bombardement durch die Gefühle anderer Leute hatte schützen müssen. Sie zögerte an der Schwelle und starrte den stillen Fremden an, der in einer Yuuzhan-Vong-Koje lag. Er sah aus, als würde er schlafen, sein stiller Körper zeigte wenig Ähnlichkeit mit dem Bild ihres Bruders, das sich Jaina ins Gedächtnis gebrannt hatte. Der Schmutz des Kampfes war abgewaschen worden, die fürchterlichen Wunden waren verbunden und mit sauberem Stoff bedeckt − Leinen und Leder, das sie irgendwo gefunden hatten.
Das Gesicht war das von Anakin. Die Größe, die Gestalt. Aber seine eisblauen Augen hatte man geschlossen und das widerspenstige braune Haar ordentlich gekämmt. Jaina trat näher, und ohne nachzudenken streckte sie die Hand aus und zerzauste es mit einer Bewegung, die sie, die große Schwester, so oft gemacht hatte.
Ein leiser Schritt hinter ihr kündigte Teklis Anwesenheit an. »Besser«, stimmte die Chadra-Fan zu. »So hat es schließlich immer ausgesehen.«
Jaina drehte sich zu der kleinen Heilerin um, ihre Augen waren trocken, und ihr Herz war kalt. »Danke für die Mühe, die du dir mit ihm gegeben hast. Ich hätte nicht gewollt, dass unsere Mutter ihn so sieht, wie er war.«
Sie wandte sich um und ging ruhig davon, wobei sie deutlich die Trauer spürte, die von der Chadra-Fan ausging. Dankbar akzeptierte sie: Es erschien ihr richtig, dass jemand fähig sein sollte, um Anakin zu trauern.
Trotz der Mauer, die sie um ihr Herz errichtet hatte, spürte Jaina, dass Tekli nicht nur um Anakin trauerte, sondern auch um sie.
Harrar stellte den Villip zur Seite und sah den jungen Krieger an, der umherfegte wie ein Blitz, der einen Platz sucht, um einzuschlagen.
»Die Jeedai hat den Kontakt abgebrochen«, sagte Harrar.
Khalee Lah berührte die Stirn mit zwei Fingern. »Ich habe einen Bluteid geleistet, sie herzuholen, aber jetzt schwöre ich vor Ihnen und allen Göttern, dass sie ihre letzten Tage in Schmerz verbringen und ohne Ehre sterben wird!«
Der Priester tat das Gelübde mit einem ungeduldigen Wink ab. »Haben Sie nicht gehört? Mir schien es, indem sie das Schiff Trickster nennt, wollte sie andeuten, dass sie tatsächlich den Brauch anwendet, Schiffe nach ihren Piloten zu benennen.«
»Glauben Sie, zu solcher Spitzfindigkeit sei sie fähig?«, höhnte Khalee Lah.
»Sie ist ein Zwilling. Sicherlich hat das seine Bedeutung, auch wenn es um Ungläubige geht, sonst wären die Götter nicht so sehr auf dieses Opfer erpicht.«
»Sie ist sowohl eine Jeedai als auch ein Zwilling«, stimmte der Krieger zu, »aber sehen Sie sich vor, Eminenz, nicht der Ketzerei zu verfallen, die dieser Jeedai eine übertriebene Stärke unterstellt. Diese Frau ist
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