Das Erbe der Jedi-Ritter 15 - Die Ruinen von Corusant
als Verräterin und begeht eine Untat, die alles überschattet, was sie bisher getan hat: Sie bringt sowohl Kommandant Vootuh als auch Rapuung um.«
Ein bedauerndes, enttäuschtes Seufzen erklang von der Gruppe von Zuhörern. Nom Anor konnte es ihnen nachfühlen. Der Beschämte Vua Rapuung hatte endlich Rache gefunden, nur um einen Augenblick später wie ein Tier zu sterben, unfähig, sich gegen die biologischen Tricks der Gestalterin zu verteidigen.
»Das hätte das Ende der Geschichte sein können«, sagte I’pan, »wären die Jeedai nicht gewesen. Bevor die verräterische Mezhan Kwaad entkommen kann, wird sie von den Ungläubigen getötet. Sie verteidigen Vua Rapuungs Ehre unter großer Gefahr für ihr eigenes Leben. Sie sind allein auf diesem Planeten, umgeben von einer Armee mächtiger Yuuzhan-Vong-Krieger, die immer näher kommt. Nicht einmal die Quelle ihrer überlegenen Kräfte, ihre Macht, kann sie noch retten.
Als eine Gruppe von Kriegern, die treu zu den alten Göttern steht, die tapferen, aber zum Untergang verurteilten Jeedai angreifen will, stellt sich ihnen eine zweite Gruppe in den Weg, angeführt von Hul Rapuung, dem Bruder des gerächten Beschämten. Aus Respekt vor dem Andenken an Vua, sagt er, solle man den Jeedai erlauben, unbehelligt zu gehen. Sie haben einen, der selbst ein Krieger gewesen war, vor Schande und Ehrlosigkeit gerettet; verdienen sie dann nicht zu leben?
Nein, sagen jene, die sich an den alten Weg klammern. Die Jeedai sind Ungläubige. Sie trotzen den Göttern.
Hul Rapuung zeigt auf die abkühlende Leiche seines Bruders und antwortet: ›Wie viele von euch haben an seiner Seite gekämpft? Wer hat je den Mut von Vua Rapuung infrage gestellt? Wer zweifelte je daran, dass die Götter ihn liebten?‹
Gemurmel erhebt sich aus den Reihen der versammelten Krieger, und die beiden Gruppen packen ihre Amphistäbe fester.
›Ihr werdet sterben‹, sagen jene, die vor Hul Rapuung stehen. ›Was soll der Sinn davon sein?‹
›Ein Salut an die Jeedai!‹, ruft Hul Rapuung trotzig und schlägt mit seinem spuckenden Amphistab in die Luft. ›Ein Salut des Blutes!‹
Die beiden Gruppen prallen aufeinander, Yuuzhan Vong kämpfen gegen Yuuzhan Vong, alte Lehren gegen die neuen. Amphistäbe heben und senken sich, peitschen und schnappen nach Vonduun-Krabben-Rüstungen. Krieger sterben von der Hand jener, die einmal ihre Kameraden waren − und es sind jene, die von der Jeedai -Ketzerei berührt sind, die fallen. Sie sind denen, die dem alten Weg, Yun-Yuuzhan und seinem Diener, dem Höchsten Oberlord Shimrra, folgen, zahlenmäßig unterlegen, und daher sterben jene, die für die Ehre von Vua Rapuung kämpfen, bis zum letzten Krieger.
Aber ihr Opfer ist nicht vergeblich. Als die Sieger nach dem Kampf gegen ihre Kameraden zurückkehren, um die Ungläubigen zu töten, stellen sie fest, dass sowohl der Jeedai Anakin Solo als auch seine Begleiterin geflohen sind.«
I’pan hielt inne und trank einen Schluck Wasser. Seine Zuhörer saßen schweigend da, gebannt von den Ereignissen jenes lange vergangenen Tags auf Yavin 4.
»Dann hätte die Jedi-Ketzerei dort ihr Ende finden sollen«, sagte Nom Anor. Er sah die Gesichter rings um sich an. »Aber ihr seid alle die Brut dieser Ketzerei, nicht wahr?«
I’pan nahm wieder seinen Platz in der Runde ein. »Sie hätte ein Ende gefunden«, sagte er, »wären nicht die Beschämten gewesen, die vom Rand des Kampfes aus zugesehen hatten, neben dem Damutek der Gestalter. Sie verbreiteten die Nachricht, und diese Nachricht breitete sich weiter aus − von Mund zu Ohr, unter solchen, wie wir es sind: Es gibt einen anderen Weg für uns Beschämte, einen, der zur Erlösung führt. Wir haben eine neue Hoffnung gefunden, und das Wort für diese neue Hoffnung lautet Jeedai .«
I’pan verbeugte sich leicht, um anzuzeigen, dass er fertig war. Obwohl jene, die um das Feuer versammelt waren, die Geschichte sicher viele Male gehört hatten, waren sie wie gebannt sitzen geblieben, als lauschten sie den Worten zum ersten Mal. Einige in der Gruppe tätschelten einander nun die Schultern, während andere aufstanden und sich ihren Pflichten zuwandten.
Die Verbliebenen sahen Nom Anor an. Der ehemalige Exekutor hatte die Geschichte zum ersten Mal vollständig gehört, und die anderen waren neugierig, wie er darauf reagieren würde. Wenn er so bewegt davon war wie sie selbst, dann gehörte er eindeutig zu ihnen. Obwohl er sich nun seit ein paar Wochen bei ihnen aufhielt,
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