Das Erbe der Jedi-Ritter 15 - Die Ruinen von Corusant
Rollen, die er in der Vergangenheit gespielt hatte. Er war ein guter Schauspieler. »Es ist dein Recht, mir zu misstrauen, Kunra. Statt jetzt gegen dich zu kämpfen, werde ich alles tun, was in meiner Macht steht, um dich davon zu überzeugen, dass du dich mit deinem Misstrauen irrst. Genügt das, um zumindest Frieden zwischen uns zu erlauben?«
»Im Augenblick«, knurrte der Krieger.
Niiriit nickte. »Also gut«, sagte sie. »Und jetzt setzt euch beide wieder hin. Es macht mich müde, euch nur anzusehen.«
»Ich denke«, sagte Nom Anor, »ich sollte mich nun vielleicht für die Nacht zurückziehen. Ich habe vieles gehört, über das ich nachdenken muss, und ich bin nicht mehr so jung wie unser Freund hier.«
»Selbstverständlich. Schlaf gut, Nom Anor. Wir werden ein andermal weiter über die Jeedai sprechen.«
»Das hoffe ich.« Er warf Kunra bei diesen Worten einen raschen Blick zu; der ehemalige Krieger war mürrisch und nachdenklich, aber Niiriit hatte seinen Zorn erfolgreich entschärft. Gut so − Nom Anor wollte schließlich nicht im Schlaf erstochen werden. Er nickte denen, die immer noch am Feuer saßen, zu, ging zum Luftschacht und stieg die spiralförmige Rampe hinab, die sie darin gebaut hatten. Der Weg nach unten war nicht steil und so gebogen, dass er etwa alle dreißig Meter einen Kreis vollendete. In diesen Kreisen hatten sie Räume eingerichtet, zwei pro Ebene, die als Quartiere für die Beschämten oder als Lagerräume für die Dinge dienten, die sie an der Oberfläche gestohlen hatten. Der Weg wurde von gelegentlichen Leuchtkristall-Nestern erhellt, die an der glänzenden, geschichteten Oberfläche angebracht waren, die der Chuk’a-Abfallverarbeiter herstellte. Es fühlte sich an, als ginge man in eine riesige Muschel hinein.
Er stieg weiter hinab, bis er sein Zimmer erreichte. Da er das neueste Mitglied der Gruppe war, hatte er das erst kürzlich vollendete Zimmer erhalten. Es hing immer noch eine Spur der organischen Prozesse, die den Raum geschaffen hatten, in der Luft. Nom Anor verfügte nur über die einfachsten Möbel: eine runde Truhe, die er aus dem Ei eines Chuk’a geschnitzt hatte, und eine Matratze aus Abfällen. Dennoch, es war bequemer als alles, was er seit Beginn seines Exils in der Unterwelt von Yuuzhan’tar besessen hatte.
Nom Anor löschte die Lichter und legte sich auf das Bett, immer noch in den zerfetzten Überresten des Umhangs und der Uniform, die er getragen hatte, als er eingetroffen war. Seine Bemerkung, über vieles nachdenken zu müssen, war keine Lüge gewesen. Die Geschichte von Vua Rapuung und dem Jedi lieferte ihm eine Möglichkeit, die er hier in den Tiefen von Yuuzhan’tar niemals erwartet hätte. Diese seltsamen, verbotenen Gedanken, die von Mund zu Ohr weitergegeben wurden, boten ihm selbst an diesem unwahrscheinlichen Ort noch Hoffnung. Das Geflüster zirkulierte offenbar im Yuuzhan-Vong-Untergrund wie ein Asteroid um ein Schwarzes Loch und wurde mit jeder Drehung schneller, getrieben von nichts anderem als dem Bedürfnis, an irgendetwas glauben zu wollen. Die Beschämten hatten dieses Geflüster vielleicht spontan begonnen, nur um ihr schreckliches Bedürfnis nach Anleitung, nach einer Richtung zu befriedigen. Aber er wusste, dass die Ereignisse der Geschichte von Vua Rapuung überwiegend auf Wahrheit beruhten, und das machte sie für ihn noch viel wirkungsvoller.
Die Jedi sind nicht unbedingt Abscheulichkeiten. Sie können ebenso leicht erlösen, wie sie töten können.
In seiner ursprünglichen Position hätte er nie solches Geflüster gehört, da er sich so weit oberhalb dieser verlorenen Geschöpfe befand, mit denen er nun zu tun hatte. Shimrra hatte keine Ahnung, wie dicht an seinem Herzen die Ketzerei wucherte. Wenn Nom Anor dem Geflüster zu seiner Quelle folgte, könnte er die Ketzerei aufdecken, den oder die Verantwortlichen, die diese Gerüchte über Yavin 4 in Umlauf gesetzt hatten, zur Verantwortung ziehen, und dadurch seine vorherige Position wiedererlangen − und vielleicht stärker werden als je zuvor.
Ich danke dir, Vua Rapuung, dass du mir Hoffnung gegeben hast.
Nom Anor lächelte ins Dunkel, als er über Kunras Bezichtigung nachdachte, dass er die anderen Beschämten und alles, wofür sie standen, innerhalb einer Sekunde verraten würde, wenn er glaubte, es würde ihm helfen, seine Ziele zu erreichen. Der ehemalige Krieger hatte selbstverständlich Recht − nur dass Nom Anor wahrscheinlich keine ganze Sekunde brauchen würde,
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