Das Erbe der Jedi-Ritter 15 - Die Ruinen von Corusant
der Gruppe immer noch nicht, trotz aller Anstrengungen Nom Anors zu demonstrieren, dass er würdig war. »Was sagst du nun, Exekutor ?«
Nom Anor sah Niiriit an, deren Augen beinahe übernatürlich hell leuchteten. Auf ihren Zügen lag ein Ausdruck solcher Intensität, dass er ihn beinahe unwiderstehlich fand. »Ich danke I’pan, dass er diese Worte mit mir geteilt hat. Ich fühle mich geehrt, dass er mich ihrer für würdig hielt. Ich würde sehr gerne mehr über Vua Rapuung und die Jedi hören, wenn wir Gelegenheit haben.«
Niiriit lächelte und sah ihn immer noch an. Er erwiderte das Lächeln und erkannte erst dann, dass es echt war. Niiriit war die Einzige in der kleinen Bande, die über genug Verstand verfügte, um ihn zu interessieren. In den sechs Wochen, seitdem er hier eingetroffen war, hatte er die Gespräche mit der ehemaligen Kriegerin am meisten genossen.
Kunra andererseits gab nur ein verächtliches Grunzen von sich und stand auf, um die Gruppe am Feuer zu verlassen. Nom Anor beobachtete, wie er in die Schatten eintauchte, und ihm wurde klar, dass Kunra vielleicht eifersüchtig war, weil ein höherrangiger Mann in die Gruppe aufgenommen worden war, der seine eigene Stellung gefährdete.
Und vielleicht, dachte Nom Anor, war nun der beste Augenblick, dieses Thema anzusprechen, nachdem sich so viele von ihnen hier versammelt hatten …
»Du willst mich hier nicht haben, oder, Kunra?«, rief er dem Exkrieger hinterher. »Du hältst mich nicht für würdig, dass mir die Geschichte von Vua Rapuung anvertraut wird.«
Kunra blieb stehen und wandte sich ihm zu. Seine Körpersprache war defensiv. »Ich behalte mir mein Urteil noch vor, Exekutor«, sagte er. »Und das ist mein gutes Recht.«
»Dein Urteil über mich?«
»Genau«, bestätigte Kunra nickend. »Ich habe mich dagegen ausgesprochen, dass du die Geschichte von Vua Rapuung hörst. Es ist das Einzige in unserem Leben, das uns Hoffnung gibt. Unser Glaube, dass der Weg der Jeedai ein besserer ist − ein gerechterer Weg für alle, nicht nur für jene, die von den alten Göttern versklavt wurden −, hält uns am Leben, auch wenn alle Vernunft uns sagt, dass wir schon vor langer Zeit hätten aufgeben sollen. Vielleicht werden wir durch diesen Glauben eines Tages Gelegenheit erhalten, unsere Selbstachtung wiederzuerlangen und aus den Löchern zu kommen, in denen wir uns verstecken. Aber du − ich bin sicher, wenn du auch nur die Spur einer Gelegenheit erhältst, wirst du sie sofort in den Dreck ziehen, wenn du glaubst, es würde dir helfen, deine Macht zurückzuerlangen.«
»Du glaubst also, dass ich euch verraten würde?«, fragte Nom Anor. »Dich und alle hier, die mich aufgenommen und mir geholfen haben?«
Die Muskeln des ehemaligen Kriegers spannten sich an, und seine Narben glitzerten im Licht. »Ja, das glaube ich, Nom Anor.«
Nom Anor erhob sich nun ebenfalls, und die Beschämten, die ihm am nächsten waren, traten unsicher einen Schritt zurück. Obwohl er viel älter und kleiner war als Kunra, durfte er jetzt nicht zurückweichen. Damit würde er in den Augen der anderen zugeben, dass er gelogen hatte. Leider blieben ihm kaum andere Möglichkeiten. Falls er den ehemaligen Krieger nicht in offenem Kampf besiegen konnte − und er hätte nicht so lange an Shimrras Hof überlebt, wenn er nicht imstande gewesen wäre, das zu tun −, gab es immer noch das Plaeryn Bol. Aber wenn er die Anführerin der Beschämten richtig eingeschätzt hatte …
Sie stand auf und trat zwischen die beiden. »Ich werde das nicht zulassen«, sagte sie, die Stimme so fest und tödlich wie ein Amphistab.
»Es ist mein Recht, ihn herauszufordern«, zischte Kunra durch zusammengebissene Zähne.
»Ich dachte, wir hätten den alten Weg aufgegeben, Kunra«, sagte Niiriit. »Und jetzt willst du dich ihm wieder zuwenden? Du kannst nicht beides haben.«
»Das verstehe ich, aber …«
»Kein Aber, Kunra. Was soll es sein? Du bist entweder für uns oder gegen uns. Und das Gleiche gilt für dich, Nom Anor«, sagte sie und sah den ehemaligen Exekutor an. »Wir sind zu wenige, um auch noch gegeneinander kämpfen zu können.«
Nom Anor verbeugte sich leicht, zum Teil, um ein triumphierendes Lächeln zu verbergen. Nein, er hatte Niiriit nicht falsch eingeschätzt. »Es tut mir leid«, sagte er. Dann wandte er sich seinem Herausforderer zu und tat das Gleiche. Den Friedlichen zu spielen war eine neue Erfahrung für ihn, aber es unterschied sich nicht sonderlich von anderen
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