Das Erbe der Jedi-Ritter 19 - Verreint durch die Macht
Vielleicht glaubten sie wirklich, dass Shimrra überredet werden könnte, der Galaktischen Allianz ein Friedensangebot zu unterbreiten, und dass die Allianz den Yuuzhan Vong gestatten würde, Coruscant selbst zu behalten, da der Planet zumindest nicht mehr zu retten zu sein schien. Aber die Ketzer waren keine Dummköpfe. Ihnen war sicher klar, dass die Kriegerkaste das nie zulassen würde. Nas Chokas Kräfte würden bis zum letzten Kriegsschiff und zum letzten Krieger kämpfen.
Aber, vielleicht zählten die Ketzer auch darauf, und sei es nur, um die Chance zu erhöhen, dass andere Kasten in Ruhe gelassen wurden. Aber wovor? Angehörige der Elite oder Beschämte, jene Yuuzhan Vong, die den Krieg überlebten, würden in die wenigen Weltschiffe gepackt werden, die noch existierten, und zu der Leere zurückkehren, aus der sie gekommen waren, verurteilt, im tiefen Raum zu sterben statt auf dem lebenden Planeten, den sie als die Provinz ihres nicht existierenden Yun-Shuno betrachteten.
Es war lächerlich.
Die einzige wirkliche Hoffnung bestand darin, dass Shimrra Nas Choka auf die Allianz und Zonama Sekot losließ und die Feinde und der lebende Planet besiegt würden. Dann würden die Ketzer erneut gezwungen, ihr Los als Beschämte anzunehmen, aber zumindest würden sie am Leben bleiben.
Plötzlich rannten mehrere Dutzend Krieger auf die Szene. Sofort gingen sie gegen die Versammlung von Ketzern vor, warfen Knallkäfer und schlugen mit Amphistäben zu, schickten ein paar glückliche Wenige zurück in die Risse, aus denen sie gekommen waren, und verursachten unzählige Blutflecke auf den Pflastersteinen.
Von nicht weniger als vier Amphistäben getroffen, wurde die weibliche Rednerin zur Basis des Geröllhaufens gezogen, wo sie schließlich als zuckender Haufen zusammenbrach.
Alle waren jetzt willig, Märtyrer zu werden, dachte Nom Anor, als er seinen Sänftenträgern signalisierte, sich zu beeilen. Man hatte in der Präfektur gehört, dass ein paar Banden von Ketzern zögernd erste Bündnisse mit Widerstandskämpfern geschlossen hatten. Es war die Pflicht der Verwalterkaste, diese Aufstände niederzuschlagen und die Bevölkerung zur Ruhe zu bringen, aber da die Ketzer immer tapferer wurden und öffentliche Plätze zu Versammlungsorten machten, wurde das beinahe unmöglich.
Ebenso wie Nom Anors persönliche Aufgaben.
Kunra erwartete, dass der Prophet zurückkehrte und die Ketzer bei ihrer offenen Revolte anführte, und Drathul erwartete, dass er sich mit den Anhängern Quoreals zur Demaskierung Shimrras zusammentat. Der Hochpräfekt machte Andeutungen, dass sie bereit waren, einen neuen Höchsten Oberlord einzusetzen − selbstverständlich immer vorausgesetzt, dass Shimrra die Handvoll Kandidaten nicht wieder umgebracht hatte. Das hätte Nom Anor zumindest getan. Denn ohne einen würdigen Ersatz − einen, der sofort die Gunst der Gaffer finden würde − würden die Hohen Priester Shimrra nur zögernd entthronen, ganz gleich, wie viele seiner Lügen ans Licht gebracht würden.
Für Nom Anor zählte eigentlich nur noch, wieso man ihn zur Zitadelle gerufen hatte.
Als die Sänftenträger bei seiner Residenz eingetroffen waren, war er sicher, dass Shimrra seinen Tod befohlen hatte, denn schließlich war er es, der dafür sorgen sollte, dass Zonama Sekot in den Unbekannten Regionen blieb. Er hatte kurz überlegt, in den Untergrund zu fliehen und dort wieder die abgetragenen Gewänder des Propheten anzuziehen. Aber je mehr er über die Sache nachdachte, desto sicherer wurde er, dass seine Sicherheit gewährleistet war. Shimrra hatte nie geglaubt, dass der lebende Planet irgendwann zurückkehren wurde; sein plötzliches Auftauchen war nichts weiter als schlechte Zeiteinteilung.
Und was wichtiger war: Während Shimrra vielleicht nicht erfreut war, befand er sich auch nicht in der Position, um zu verkünden, dass er von Zonama Sekot gewusst hatte, nicht ohne einen Aufstand der Elite zu riskieren. Shimrras beste Annäherung bestand darin, sich verleugnen zu lassen und keine Anfangskontakte mit dem lebenden Planeten vor zig Jahren zuzugeben. Wenn das nicht funktionierte, konnte er immer noch behaupten, von den Priestern, die er seitdem ermordet hatte, auf eine falsche Fährte gelockt worden zu sein. Aber auf keinen Fall konnte er zugeben, mit Kommandant Ekh’m Val gesprochen oder Val wegen seines Wissens um Zonama Sekot umgebracht zu haben.
Die Lösung wäre einfacher gewesen, wenn Nom Anor als Einziger von Val wüsste.
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