Das Erbe Der Loge: Roman
habt?«
Kögel nickte. »Genau. Ich habe dir damals gesagt, dass dies ein Hinweis war, habe ihn aber selbst nicht verstanden. Der Professor hatte so lange alle Unterlagen gesammelt und studiert, dass er schon längst wusste, nach was alle suchen würden. Sein letzter Atemzug auf dem Grab war auch sein letzter möglicher Hinweis auf das Geheimnis der Loge. Nur hatte ihn schon jemand in Verdacht, aber den Hinweis auch nicht richtig gedeutet und ihm eine Tarotkarte zugesteckt. Denn der Name Goldrausch stand schon länger auf der Abschussliste des Mörders. Er war das Übel für die Loge. Kapierst du das?«
»Wir haben uns durch das Todesjahr 1936 täuschen lassen ...«, folgerte ich.
»Genau«, schnaubte Kögel, »und deshalb können die Druckplatten nur in diesem Grab liegen. Es war ein fein eingefädeltes Spiel. Von Anfang an. Darf ich dir mal was zeigen?«
Er zerlegte sein Handy, wie ich es schon kannte, und klaubte zwei winzige Mikrofone von der Platine.
»Keine Angst. Das Zeug ist unschädlich ...« Er hielt mir die Dinger in seiner Handfläche hin.
»Was rätst du, warum uns Hannah nach Johannesburg geködert hat?«
Der Bankier, die ABSA-Bank, das großzügige Angebot des Luxuswagens mit Fahrer, bis zu ...
»Du hast dein Handy die ganze Zeit dabeigehabt und der Fahrer hat unser - mein - Gespräch mit Kornbluth aus kurzer Distanz mitgehört ...«
»Fahr endlich«, knurrte er jetzt deutlich missgestimmt, ließ die Einzelteile des Geräts auf den Boden fallen und versuchte sie mit dem Absatz zu zerkleinern.
Als Betrüger vom Betrüger betrogen zu werden ... zog es schmunzelnd durch mein Gemüt. Diese Situation — als Fall im kriminologischen Sinn konnte ich es wirklich nicht bezeichnen - überstieg alle unsere Kenntnisse und Möglichkeiten. Hier waren Vollprofis am Werk, die uns geschickt benutzten, ohne dass wir jemals den ganzen Sinn begreifen, ja, überhaupt erfahren würden.
Der Rabbi machte ein nachdenkliches Gesicht, nachdem er das Schriftstück studiert hatte, und ließ sich in den Stuhl hinter seinem alten Schreibtisch fallen. Einen Moment formte er nachdenklich seine Hände wie ein Dreieck. Die Fingerspitzen aneinander gelegt, die Daumen bildeten die Basis. Dann öffnete er eine dieser knarrenden Schubladen und zog eine Mappe hervor.
»Meine Herren, Sie kommen zu spät.«
Sein Mund verzog sich zu einem Grinsen, und die Augen enthielten so etwas wie eine schelmische, erkennende Belustigung.
»Das Grab gibt es seit zwei Tagen nicht mehr.«
Spürbar erleichtert wartete er unsere Reaktion ab, die keine war. Denn so schnell konnte das keiner von uns begreifen. Warum sollte es ein Grab plötzlich nicht mehr geben, das seit 1936 existierte?
»Lesen Sie ...«, schob er uns die Mappe über den Tisch.
Kögel war schneller als ich und griff zu. Es waren nur drei Blätter, die Kögel hin und her wendete, als habe er es mit einer Erscheinung oder einer Keilschrift zu tun, die noch entziffert werden musste.
»Das gibt es doch nicht«, reichte er mir stöhnend die Mappe.
Das erste Blatt war in Sütterlin-Handschrift verfasst, zweifach notariell beglaubigt und enthielt Senator Goldrauschs Verfügung, seinen auf dem jüdischen Friedhof zu Köln 1936 beerdigten Bruder, Bankier Moses Edwald Goldrausch, geboren 1871 in ebendieser Stadt, und ihn, Senator Haim Moses Goldrausch, ebenfalls in Köln geboren, binnen sechzig Stunden nach seinem Tod gemeinsam in das Familiengrab in Jerusalem zu überführen.
Das zweite Blatt war eine Verfügung der Stadt Köln, Nachlassgericht, ebendiesem Wunsch stattzugeben. Gezeichnet: Richter des Nachlassverwaltungsgerichts: Anton Fröhlich ...
Das dritte Blatt enthielt nur die Kostenübernahmeerklärung eines Bestattungsunternehmens in Israel, für Öffnung des Grabes, alle damit entstehenden Kosten, Ablösung noch anstehender Mietlaufzeit, Überführung...
Es dauerte einen Moment, bis mein Gehirn das eben Gelesene in einen Zusammenhang gebracht hatte. Langsam schloss ich die Mappe und schob sie dem immer noch grinsenden Rabbi hin.
»Waren Sie bei der Öffnung des Grabes dabei?«
Der Rabbi nickte.
»Was wurde gefunden und überführt?«
Mit einem triumphierenden Lächeln schob er ein gefaltetes Blatt nach. Er war auf diese Frage vorbereitet.
»Die vom beauftragten Institut und mir bestätigte Liste der dem Grab entnommenen Gegenstände. Können Sie behalten. Ist eine Kopie. Nun entschuldigen Sie mich bitte. Ein verstorbener Glaubensbruder wartet auf das frei gewordene
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