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Das Erbe Der Nibelungen

Titel: Das Erbe Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein , Torsten Dewi
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Müdigkeit strampelte er zur Meeresoberfläche zurück, wo er sein Boot vorfand, wie er es verlassen hatte.
    Er dachte darüber nach, ob das, was er vorhatte, einen Treuebruch darstellte, und schüttelte den Kopf. Sigfinn war tot, so viele Jahre schon, und die Kinder, die er mit Brynja gezeugt hatte, kannten weder die alten Geschichten noch die Rolle ihres Vaters darin. Sigfinn hatte es zeit seines Lebens für angebracht gehalten, nicht zu viel Wissen des schwarzen Jahrhunderts in seine Welt zu tragen.
    Ein schnelles Schiff konnte in kaum zwei Wochen nach Britannien segeln. Regin mit seinem Ruderboot brauchte mehr als zwei Monate. Er hatte keine Karten, orientierte sich nicht an Sternen oder Strömungen. Es war ihm egal. Seine Muskeln wurden nie müde, und das Meer wagte es nicht, ihn zu verschlingen, nicht einmal im größten Sturm. Seine Art war von den Göttern gesegnet, selbst in dieser gottlosen Zeit.
    An einer Steilküste landete er schließlich, weit im Südosten der großen Insel. Statt einen Pfad zu suchen, kletterte er behände die Felsen hinauf, Nothung an einer Lederschnur hinter sich her ziehend. Es pendelte dabei hin und her und schlug klingend gegen den Stein.
    Über Weiden, Wiesen und durch Wälder führte Regin
der Weg, den er nicht geplant hatte und dessen Ziel er nicht kannte. Oft regnete es, und Menschensiedlungen wich er tunlichst aus. Eher zur Unterhaltung fing er Hasen und Wildschweine mit bloßen Händen, um sie am Feuer, fast roh noch, zu verzehren. Dabei begann er, mit dem Schwert zu sprechen, weil sonst niemand da war, der seine Worte hören wollte. Es wurde ihm ein so guter Freund und Gefährte, wie es kein lebendes Wesen je gewesen war.
    Irgendwann fand Regin einen Wald, der ihn an seine Heimat erinnerte. Mächtige Eichen ragten in den Himmel, die Küste war nah, und ein starker klarer Fluss wälzte sich durch ein tiefes Bett. Schwere Findlinge waren mit dickem Moos überwuchert, Pilze wuchsen groß wie Kinderköpfe, und scheues Rotwild sprang zwischen ihnen umher.
    Wichtiger aber: die Natur hatte hier keine Stimme. Kein Zischeln, kein bösartiges Flüstern, kein neidisches Fordern. Wenn Regin die Hand auf den weichen Boden legte, hörte er seine Brüder nicht. Was noch von ihnen übrig war, blieb am Rhein, misstrauisch und feige.
    Dieser Wald war jungfräulich und rein.
    Es war der richtige Ort für ein neues Spiel. Eines von nicht minderer Eleganz und Komplexität, aber gänzlich ohne die Nibelungen, denen Regin die Schuld daran gab, dass Generationen in Blut versunken waren. Das neue Spiel musste anders sein, mit klareren Regeln und weniger Fallstricken. Es würde Helden gebären und Schurken, ein goldenes Zeitalter und tiefste Finsternis. Doch sie würden im Einklang stehen, wie es das Spiel forderte. Keine Seite würde je für sich die Ewigkeit reklamieren können.
    Regin fand einen Findling, der nur hüfthoch schien, aber tief in den Boden reichte, so dass er von Menschenhand nicht zu bewegen war. Die Oberseite war rau, aber gleichmäßig
und von hellgrauer Struktur. Ein fester Stein, ein ewiger Stein.
    Er war gerade dabei, zu tun, wofür er gekommen war, da hielt der Nibelunge inne. Regin zweifelte mit einem Mal, dass er alles gut durchdacht hatte.
    Nothung war ohne Zweifel prächtig und ehrfurchtgebietend, aber ob die Briten ohne Kenntnis der Legenden des Kontinents damit umzugehen wussten? Was, wenn es für sie nur ein Schwert war, ohne Wert und Geschichte? Wenn sie es achtlos stehen lassen würden?
    Nein, Regin war nicht bereit, ein derartiges Risiko einzugehen! Zumal Siegfrieds Klinge Besseres verdiente. Also machte er ein Feuer und schürte es zu solcher Lohe, dass es fast wie in der Schmiede glühte, die er einst betrieben hatte. Nur am Heft, wo der Griff auf die Klinge traf, brachte er Nothung zum Glühen, machte es weich und nachgiebig. Dann suchte er einen faustgroßen Stein, mit dem er die harte Klinge seines Dolchs immer wieder in das Metall des Schwertes treiben konnte. Es war eine mühsame Arbeit, doch Regin wollte es nicht anders. Zeichen um Zeichen, die niemand lesen konnte und doch jeder verstand, gab er Nothung eine Nachricht mit.
    »Dem wahren König -«
    Nicht mehr. Mehr wäre zu viel gewesen. Die genaue Bedeutung der Worte musste den Menschen überlassen sein. Ihre Fantasie würde Wege finden, aus den drei Worten alles zu lesen, was ihnen die Gier diktierte. Diese drei Worte konnten Krieg bedeuten und Untergang, aber auch Glanz und Glorie.
    Im nahe gelegenen

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