Das Erbe der Pandora
herausgefunden. Er hat vor
sechs Jahren bei Harvard graduiert, summa cum laude, aber in den Unterlagen des
Büros der Ehemaligen steht, daß er letztes Jahr verstorben ist.«
»Hmm. Was ist mit seinen Lizenzen?«
»Er hat den Schein, aber ich habe
gehört, daß es Broker gibt, die andere dafür bezahlen, daß sie die Prüfung für
sie ablegen.«
»Er hat jedenfalls Geld. Ich erkenne
einen teuren Anzug, wenn ich einen sehe.« Liz schloß den Muschelschalendeckel
ihres leeren Salatbehälters und warf ihn in den Müll. »Und er fährt einen
nagelneuen Range Rover.«
»Woher weißt du das?«
»Ich stieg zufällig auf demselben
Parkdeck wie er aus dem Aufzug und folgte ihm.«
»Ich kenne das Gebäude, in dem er
wohnt — feudale Eigentumswohnungen am Wilshire Boulevard in West Los Angeles.
Ich hatte mal einen Kunden, der dort wohnte. Der bezahlt mit Sicherheit eine
ziemlich hohe Miete.« Iris vernichtete den Rest ihres Drinks und warf die
Verpackung ihres Mittagessens ebenfalls in den Mülleimer.
Liz holte eine kleine Dose mit Spiegel
aus ihrer Jackentasche und zog ihre Lippen nach. »Hat er schon gute Geschäfte
abgeschlossen?«
Iris nahm einen Lippenstift aus ihrem Schreibtisch
und trug zwischen den Sätzen Farbe auf. »Nichts Aufsehenerregendes. Er
telefoniert viel, aber er löst keine Begeisterungsstürme aus. Er verdient mit
Sicherheit nicht genug, um seinen Lebensstil zu finanzieren. Angeblich sollte
er einen guten Kundenstamm mitbringen.«
Liz spähte in den winzigen Spiegel
ihrer Lippenstiftdose und richtete mit der Hand ihre dichten schwarzen Locken.
»Welche Prämie hat er bei Unterzeichnung des Vertrages bekommen, wenn ich
fragen darf?«
»Fünftausend Dollar.«
Liz runzelte die Stirn, so als hätte
sie nicht richtig gehört. »Das ist nichts. Die durchschnittliche Prämie liegt
bei zwanzig Mille.«
»Das ist keine Summe, die irgend
jemanden hinter dem Ofen hervorscheucht. Evan tat so, als hätte Sam ihm die
Sterne vom Himmel geholt.« Iris schlug die Beine übereinander, grub den Absatz
eines Schuhs in den Teppich und drehte sich in dem Stuhl hin und her. »Sam hat
erzählt, daß Evan ein Angebot von Ron Aldrich von Pierce Fenner Smith hatte.
Ich wünschte, ich könnte herausfinden, ob das stimmt.«
»Ich verabrede mich mit Ron und spiele
mal Detektiv«, bot Liz sich an. »Er hofft noch immer, ich könnte wieder für ihn
arbeiten, daher ist er immer sehr nett zu mir.«
»Ron Aldrich und Sam Eastman sind die
besten Kumpel. Es ist also sehr gut möglich, daß Ron die Geschichte von Sam
bestätigen würde, ob sie nun wahr ist oder nicht.« Iris’ Stuhl quietschte, als
sie ihn hin und her drehte.
»Was hält Garland davon, daß Sam ohne
deine Zustimmung Evan eingestellt hat?«
»Er sagt, er hätte so etwas noch nie
erlebt. Noch etwas anderes ist merkwürdig. Sam hat sich rar gemacht, seit Evan
hier ist. Normalerweise kann ich mich kaum bewegen, ohne über den Kerl zu
stolpern. Es ist fast so, als versuchte er, sich von mir zu distanzieren.«
Louise steckte den Kopf zur Tür
herein. »Entschuldigen Sie, daß ich störe, aber Redwood Equities hat für heute
abend abgesagt und kommt nicht zu Ihrer Cocktail-Party.«
»Nicht noch einer!« klagte Iris. »Die
Gesellschaften mit Risikokapital müßten Schlange stehen, um in Pandora zu
investieren. Kip Cross wurde freigelassen und arbeitet wieder, und dank der
PR-Firma, die ich engagiert habe, hört man überall nur Positives über Pandora.
Alles läuft gut! Was also versetzt die Anleger so in Panik?«
Sie beantwortete die Frage selbst. »So
viel Einfluß kann T. Duke doch nicht haben. Wir »reden hier über Kapitalgeber.
Wir reden über Geld und die Möglichkeit, Geld zu verdienen .«
»T. Duke wirft lange Schatten«, meinte
Liz.
Iris war niedergeschlagen. »Die
Anleger wollen mit Pandora nichts zu tun haben. Geheimnisvolle Organisationen
schreiben Drohbriefe. Ein Firmen-Plünderer ist entschlossen ein kleines
Unternehmen für Computerspiele an sich zu reißen. Und in meinem Büro tauchen
geheimnisvolle Broker auf. Was kommt wohl als nächstes?«
»Steigere dich da nicht in etwas
hinein, Iris. Sam hat Evan wahrscheinlich aus genau den Gründen eingestellt,
die er dir genannt hat. Evan Finn ist kein Monster. Er ist sehr gutaussehend,
zuvorkommend und charmant.«
»Das ist er. Das und was sonst noch?«
Um drei Uhr verließ Iris ihr Büro, um
die Vorbereitungen für ihre Cocktail-Party zu überprüfen. Gerade als sie die
Glastür der Bürosuite
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