Das Erbe der Pandora

über den riesigen Raum schweifen
ließ. »Das ist gut. Das ist echt gut.«
    »Hier ist mein Büro.«
    Auf einer Seite des großen Zimmers
standen vier lange Tische aneinandergereiht, vollgestellt mit Computerteilen.
Der Holzboden unter den Tischen war mit einer dicken Plastikplane ausgelegt,
auf der zwei rollbare Bürostühle standen. Zwei weitere Stühle standen mitten im
Zimmer, anscheinend dort, wo sie hingerollt waren, nachdem man sie weggestoßen
hatte. Ein Schreibtisch aus Holz, mit mehreren Bücherstapeln und Zeitschriften
bepackt und einem eingerahmten Bild von Bridget und Brianna, stand auf der
gegenüberliegenden Seite des Zimmers. An der Wand hingen eine Reihe von großen
weißen Tafeln. Viele dieser Tafeln waren in verschiedenen Farben mit abwischbaren
Stiften bekritzelt worden.
    Kip ging nervös auf die Tür zu, als er
sah, daß Banzai seinen Rucksack abgenommen hatte und darin herumwühlte.
    Banzai zog die Hand heraus und hielt
einen großen Stapel Disketten fest, der mit Gummibändern zusammengehalten
wurde. Er strahlte, und sein breites, weißes Grinsen hob sich von seiner
dunklen Haut ab, während er die Disketten mit beiden Händen umklammerte. »Das
ist ein Spiel, Mann.« Bescheiden hielt er Kip die Disketten entgegen.
    Kip kam sich albern vor, weil er gedacht
hatte, der Junge könnte ihm eine Pistole unter die Nase halten, und nahm die
Disketten. »Wie heißt es?«
    Banzai ging zwei Schritte zurück, so
als bereite er sich auf einen Sprung vor. » Beschleuniger .«
    Kip sah auf die Disketten.
    »Ich weiß, der Name ist langweilig,
aber...«
    »Nein, ganz und gar nicht. Ich finde
ihn gut. Wir gucken uns das mal an.«
    Banzai atmete heftig aus und stöhnte
dabei wie in Ekstase. »Für diesen Moment habe ich gelebt. Die
Slade-Slayer-Spiele haben mich inspiriert. Sie haben so viele Grenzen
durchbrochen. Sie haben die Computerspiele in eine höhere Dimension geführt. Trottel
verlieren immer ist einfach...« Er atmete erneut lautstark aus.
    Kip nahm die Gummibänder ab und sah
die harmlosen, schwarzen Disketten durch. Sie klapperten in seinen Händen
gegeneinander. Auf jeder einzelnen befand sich ein Aufkleber mit einer
handgeschriebenen Numerierung. »Mal sehen, was du da hast.« Er ging zu einem
der langen Tische und betätigte den Schalter einer Mehrfachsteckdose, um einen
Computer anzustellen. Er rollte sich einen Stuhl herbei und gab Banzai ein
Zeichen, dasselbe zu tun.
    Kip legte die erste Diskette ins
Laufwerk. »Installieren?«
    »Ja.«
    Kip lud alle Disketten.
    »Um es zu starten, muß man B,E,S,C,H
eingeben«, meinte Banzai. »Ich hab noch keinen Ton hinzugefügt.« Seine
Knubbelknie schauten unter der langen Shorts hervor.
    Kip gab den Befehl ein. Kurz darauf
erschien auf dem Bildschirm ein Lenkrad und die Kühlerhaube eines langen,
glänzenden schwarzen Autos, dargestellt aus der Perspektive des Fahrers.
»Pfeile, Steuerung, Leertaste, das Übliche?«
    Banzais schaute gebannt auf den
Bildschirm. »Ja.«
    Kip drückte auf die Pfeiltasten, um
den Wagen die Straße entlang zu manövrieren, wobei er Hindernisse umfuhr,
Feinde tötete, durch dunkle Tunnel und Labyrinthe raste. Er sagte nichts. Die
Arbeit war kompetent, an einigen Stellen sogar clever, aber sie war nicht
außergewöhnlich. Der Einfluß der Slade-Slayer-Spiele war offensichtlich.
    Banzai erriet Kips Gedanken. »Es ist
zu Anfang etwas lahm.« Er bewegte sich mit dem Bild auf dem Monitor mit und sah
gelegentlich besorgt zu Kip, der leidenschaftslos die Tastatur bearbeitete.
    Auf dem Bildschirm sprangen mehrere
Männer in grünen Armeeuniformen hinter einer Baumgruppe hervor und fingen an,
auf das Auto zu schießen.
    Banzai rückte auf die Stuhlkante vor.
»Na los!«
    Kip feuerte seine Waffe zu spät ab,
was ihm anscheinend egal war.
    Das Auto überschlug sich mit seinen
durchgeschossenen Reifen und flog einen Abhang hinunter, wobei der Fahrer
hinausgeschleudert wurde. Das Bild drehte sich kopfüber, während der Fahrer
hinabfiel, Beine und Hände herumwirbelten und der Körper gelegentlich gegen den
Fels knallte. Die Hände des Fahrers griffen nach Sträuchern und zogen sie
heraus. Das Bild zerfiel nicht in einzelne Farbpunkte, wenn sich die
Perspektive dem Abhang näherte oder wenn sich alles wie wild drehte. Das Ganze
hielt zusammen. Kip wurde seekrank. Es war herrlich.
    Banzai bemerkte Kips gesteigertes
Interesse und grinste. »An dem Algorithmus habe ich ewig gesessen.«
    Kip schüttelte den Kopf, um das
Schwindelgefühl