Das Erbe der Pandora
loszuwerden, und sah dann, wie weit unterhalb des Fahrers das
Auto aufschlug, explodierte und in Flammen aufging. Der Fahrer stürzte genau
ins Feuer und in das Autowrack. Er drückte vergebens auf die Pfeiltasten. Als
die Flammen den Fahrer berührten, fing der Körper an zu brennen und zu
schmelzen. Das Bild blieb stehen.
Kip starrte auf den Monitor, die Hände
noch immer auf der Tastatur.
»Das ist das Ende von dem Abschnitt«,
sagte Banzai. »Auf der Straße liegen ein Fallschirm und ein Sauerstoff-Schild,
die man benutzen kann. Darf ich?«
Kip rückte mit dem Stuhl aus dem Weg
und schob die Tastatur zu Banzai hinüber, der stolz die feineren Eigenschaften
des Spiels vorführte, so wie ein frisch gebackener Vater Babyfotos zeigen
würde. »Wenn man das Sauerstoff-Schild aktiviert, kann man das Feuer überleben,
sehen Sie?« Er suchte in Kips Blick nach Zustimmung.
Kip sah schweigend zu, während er mit
verschränkten Armen vor und zurück schaukelte und über seine Augenbraue strich.
Er urteilte vorsichtig: »Es ist nicht schlecht. Du hast ein paar gute Ideen.«
»Wirklich? Finden Sie?« Nervös klemmte
Banzai sich eine Haarsträhne hinters Ohr. »Ein Freund von mir hat bei der
Graphik geholfen, aber die Codes hab ich im großen und ganzen selbst
geschrieben. Ich möchte Ihnen gern die Seitenstraße zeigen. Dafür hab ich ewig
gebraucht.«
»Es hat Möglichkeiten. Wie du schon
sagtest, es ist noch etwas ungeschliffen.« Kip schaukelte weiter langsam vor
und zurück. »Die Sequenz, als das Auto den Abhang hinunterstürzte, wie hast du
das gemacht?«
Banzai riß die Augen auf. »Wollen Sie
den Quellcode sehen?«
Kip hielt in seiner Bewegung inne.
»Hast du den dabei?«
»Ja klar, Mann!« Banzai wühlte in
seinem Rucksack und holte mehrere Stapel Disketten mit Gummibändern heraus.
»Ich hab’ das immer bei mir. Ich will nicht, daß meine Mitbewohner auf die Idee
kommen, mich zu beklauen. Besonders nicht meinen Algorithmus für den Sturz vom
Kliff. Das ist mein Meisterstück. Aber Ihnen zeig’ ich’s. Es wäre mir eine
Ehre, es Ihnen zeigen zu dürfen.« Atemlos ging er aus dem Spiel heraus und fing
an, die Disketten zu kopieren.
»Wie alt bist du?«
»Einundzwanzig.«
»Studierst du?«
»Ich hab’ mir so was wie’n
Urlaubssemester genommen. Jedenfalls hab’ ich das meinen Eltern erzählt. Aber
eigentlich hab’ ich das Studium abgebrochen. Ich brauche den Freiraum, um mein
eigenes Ding zu machen. Meinen Eltern habe ich erzählt, daß ich später
weitermache.« Er zuckte mit den Schultern, so als wäre das nicht sehr wahrscheinlich.
»Hey, Jobs und Gates haben das College auch geschmissen.« Er grinste Kip breit
an. »Und Sie auch.«
Endlose Zeilen mit Codes füllten den
Bildschirm und verschwanden am oberen Rand, während Banzai den Cursor nach
unten laufen ließ. Als er zu dem Teil kam, den er Kip zeigen wollte, klickte er
Zeile für Zeile weiter und erklärte, wie er die Sequenz mit dem abstürzenden
Wagen und dem fallenden Fahrer bis zum Aufschlag und dem Feuer gemacht hatte.
Kip las konzentriert mit, runzelte
gelegentlich die Stirn, hob die Augenbrauen und nickte. Einen Abschnitt fand er
besonders interessant. Er schaute es sich näher an.
Banzai plapperte weiter. »Das ist so
toll. Ich fühle mich so geehrt, daß Sie sich meine Arbeit überhaupt ansehen.
Also, glauben Sie, daß ich hier arbeiten könnte?«
Kip hob die Hand, um ihm zu deuten,
daß er Ruhe brauchte, und sah weiter auf den Bildschirm.
Banzai verstand den Hinweis nicht.
»Also, Mann, glauben Sie, ich könnte für Sie arbeiten?«
Kip schaute noch immer konzentriert
auf den Bildschirm.
»Ich könnte zuerst Software testen
oder so. Ich erwarte nicht, ganz oben anzufangen. Hey, was halten Sie davon?«
Kip lehnte sich zurück und sah Banzai
an, als hätte er vergessen, daß er da war. »O ja. Ähm, laß mich... laß mich drüber
nachdenken, okay?« Er löschte die Dateien von seiner Festplatte, sammelte
Banzais Disketten zusammen und gab sie ihm.
»Sie müssen das nicht löschen, Mann.
Zeigen Sie’s Today Rhea oder so. Das ist sozusagen mein Bewerbungsschreiben.«
»Ich möchte nicht, daß das hier
herumfliegt.«
»Sie haben ja so recht, Mann. Wie mein
Alter sagt, in dieser Welt darf man niemandem trauen.«
»Das ist wohl wahr.«
Banzai hielt seine Disketten ganz
fest. »Also, Kip, was meinen Sie?« Er schwieg kurz und fuhr dann fort. »Wie sieht’s
aus mit einem Job?«
»Ich rufe dich an, in Ordnung?« Kip
stand
Weitere Kostenlose Bücher