Das Erbe der Pandora
Ihre
Bank an.«
Sie zeigte auf ihre Handtasche, die
auf einem Stuhl im Eßzimmer neben dem Wohnzimmer lag. Er deutete ihr mit der
Waffe, die Tasche zu holen. Sie ging hin, und auf ihrem Weg zurück riß er sie
ihr aus der Hand, wühlte drin herum und gab sie ihr wieder. Sie ging wieder zum
Sessel, nahm ihr elektronisches Telefonbuch und ihr Scheckheft heraus, fand die
Nummer des 24-Stunden-Services der Bank und nahm sich das schnurlose Telefon
von einer umgestülpten Kiste, die als Beistelltisch diente. Nachdem sie endlose
Nummern in die Tastatur des Telefons eingegeben hatte, las ihr eine
Computerstimme den Kontostand vor. Es waren 20.000 Dollar mehr auf dem Konto,
als es sein sollten. Sie legte auf und blickte Evan ausdruckslos an.
Er grinste sie selbstgefällig an.
»Heute ging ein Scheck von Canterbury Investments mit Ihrer gefälschten
Unterschrift auf Ihrem Konto ein. Sie entschließen sich vielleicht, das Geld
nie anzufassen. Vielleicht versuchen Sie, mir das Geld zurückzugeben. Das
spielt keine Rolle. Der Scheck landete auf Ihrem Konto, und der Posten wurde
unwiderruflich gebucht. Stellen Sie mich einfach wieder ein, lassen Sie mich
meinen Geschäften nachgehen, und niemand wird etwas davon erfahren. Sie können
die zwanzig Mille sogar behalten. Sehen Sie es als vertrauensbildende Maßnahme an.
Ansonsten werde ich dafür sorgen, daß Sie mit mir untergehen.«
Iris wickelte sich eine Haarsträhne um
den Finger und sagte nichts.
»Evan«, flehte Toni immer noch
weinend, »sei doch nicht so.«
»Wo steht Sam Eastman bei der ganzen
Sache?« fragte Iris, wobei sie versuchte, ihre feste Stimme zu behalten. »Ist
er an Canterbury Investments beteiligt, bekommt er einen Anteil?«
Evan schüttelte den Kopf. »Sam Eastman
ist weder ein Freund von Ihnen noch von mir, Iris. Er wußte die ganze Zeit über
von Canterbury Investments. Sam hat Sie zwar reinlegen wollen, aber er ist
nicht das Genie hinter allem.«
»T. Duke Sawyer«, sagte Iris. »Ich
weiß alles über Sie und Ihren Vater, Evan.«
Toni war geschockt. Sie schaute Evan
mit offenem Mund an, als sähe sie ihn zum ersten Mal.
Evan blickte Iris anerkennend an.
»Ihnen entgeht nicht viel. Das gefällt mir.«
Iris schlug wieder die Beine
übereinander und bemühte sich, lässig zu wirken. »Wer hat nun wirklich die
Prostituierte vom Balkon dieses Hotels in Las Vegas gestoßen?«
Toni riß den Mund noch weiter auf.
»Mein Vater. Ich war im anderen Zimmer
der Suite, bewußtlos. Er amüsierte sich mit einem teuren Call-Girl. Eines
seiner Hobbies, Sie verstehen. Ab und zu eine professionelle Nummer schieben.«
Iris erinnerte sich an die Frau, die
Baines mit anzüglichen Gesten erfreut hatte, als sie T. Duke das erste Mal in
seinem Büro in Somis besucht hatte.
»Warum sollte man sich mit einem Amateur
abgeben, wenn man eine professionelle Kraft bekommen kann, sagt er immer. Es
geht das Gerücht um, daß meine Mutter seit Jahren nicht in seine Nähe gekommen
ist. Der alte Herr liebt es, viele schöne Frauen um sich zu scharen. Das war
der einzige Grund, weswegen er mich in seine Eskapaden mit einschloß — um ihn
gut aussehen zu lassen. Er benutzte mich und haßte mich gleichzeitig dafür.
Deshalb landete das Weib auch auf dem Boden. Die Geschichte geht
folgendermaßen: Der alte Herr war betrunken und kriegte keinen hoch. Das allein
war ja schon schlimm genug, aber dieses Mädchen machte noch irgendeine
Bemerkung; sie wollte nicht, daß er sein Geld verschwendete und so. Sie bot an,
es mir zu machen. Dann beging sie den verhängnisvollen Fehler. Sie bot an, es
mir umsonst zu machen.«
Evans Geschichte klang in Iris’ Ohren
etwas zu konstruiert, besonders nachdem sie seine Gewalttätigkeit aus erster
Hand erfahren hatte. Aber da er in Plauderlaune zu sein schien, konnte sie ihn
auch noch etwas ausquetschen — in der Hoffnung, daß ein paar Körnchen Wahrheit
dabei abfielen. »Wissen Sie, ob T. Duke mit einer Gruppe namens
Vertrauensmänner zu tun hat, oder ob er daran gearbeitet hat, die Darstellung
von Sex und Gewalt aus den Unterhaltungsmedien zu verbannen?«
Evan lachte. »Machen Sie Witze? Mein
Vater arbeitet nur für einen wohltätigen Zweck — für sich.«
Toni meldete sich zu Wort. »Aber es
scheint, als hättest du in den letzten Jahren nicht viel Kontakt zu ihm gehabt.
Vielleicht hat er sich geändert.«
»Ja, sicher.«
»Warum ist er so versessen darauf, die
Kontrolle über Pandora zu erhalten?« fragte Iris.
»Das ist ein Spiel, Iris.
Weitere Kostenlose Bücher