Das Erbe der Pandora
Eine
Frau, von hinten gezeigt, ging hinauf. Sie sah aus wie Cherry Divine aus dem
letzten Level von Trottel. Die Frau drehte sich um. Sie hatte das
Gesicht von Iris.
Die Frau ging weiter, näherte sich
einem dunklen Schloß am Ende der Treppe. Als sie die Tür erreichte, wurde diese
schlagartig geöffnet, und Slade Slayer war zu sehen. »Hallo, Iris«, sagte er
mit seiner vertrauten Baritonstimme und seinem typischen Grinsen. Mit beiden
Händen stieß er sie die Treppe hinunter. Sie fiel bis zur letzten Stufe,
schreiend, und lag schließlich mit nach hinten verdrehtem Kopf reglos da.
Slade Slayer blieb oben auf der Treppe
stehen. Er zeigte auf die echte Iris und sagte: »Sei brav, sonst bis du die
nächste.«
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T oni! Irgendjemand hat mir etwas
Seltsames auf den Computer aufgespielt!« Iris hörte über das Telefon ein
raschelndes Geräusch, daß sie zu der Annahme veranlaßte, daß Toni nicht
aufrecht saß und nicht allein war. »Störe ich?«
»Nein, nein. Erzählen Sie. Was ist
passiert?«
»Ich hab meinen Laptop angeschaltet,
und dann lief diese Sequenz ab, die aussah wie die aus Trottel. Aber
Cherry Divine hatte mein Gesicht. Slade schubst sie — oder mich — die Treppe
hinunter und sagt: >Sei brav, sonst bist du die nächstem Das läuft jedesmal
ab, wenn ich den Computer neu lade.«
»Oh, mein Gott.«
»Das muß jemand gemacht haben, der bei
Pandora arbeitet, oder?«
»Nicht unbedingt. Die Darstellungen
von Slade Slayer sind im Internet abrufbar. Jeder mit einigen
Programmierkenntnissen und Zugang zu Ihrem Computer könnte das gemacht haben.
Können Sie den Laptop morgen zu Pandora mitnehmen?«
»Sicher...« Iris hörte wieder das
Rascheln am anderen Ende der Leitung.
»Eine Sekunde.« Es hörte sich so an,
als hätte Toni die Hand auf die Sprechmuschel gelegt. Nach einigen langen
Sekunden meldete sie sich wieder. Ihre Stimme klang angespannt. »Ich komme
jetzt gleich vorbei.«
»Jetzt?« Iris sah auf die Uhr. Es war
acht Uhr abends. »Ist jemand bei Ihnen?«
Die Stimme der anderen Frau klang nun
noch gequälter. »Nein... niemand.«
»Ich dachte, ich hätte Sie mit jemandem
reden gehört.«
Ȁh... nein. Also, kann ich jetzt
vorbeikommen, bitte?« Die plötzliche Dringlichkeit in Tonis Stimme verwirrte
Iris. Sie tat es als eine weitere Folge von Tonis endlosen Männerproblemen ab.
»In Ordnung, wir sehen uns gleich. Ich muß Ihnen auch etwas über Evan
erzählen.«
Eine Dreiviertelstunde später
klingelte es an der Tür. Iris schaute durch den Spion und sah Toni auf der
Veranda stehen. Iris schloß die Tür auf. Toni kam schnell herein, griff nach
der Tür und versuchte, sie zuzuknallen. Erst jetzt sah Iris, daß Toni geweint
hatte. Iris fand keine Zeit, Fragen zu stellen. Evan drückte die Tür ohne
Schwierigkeiten auf.
»Zurück.« Evan fuchtelte mit einer
Waffe vor den beiden Frauen herum.
»Es tut mir leid, Iris«, jammerte Toni
mit Tränen in den Augen. »Er hat mich gezwungen! Er war in meiner Wohnung, als
Sie anriefen.« Sie sah Evan schmollend an. »Ich verstehe dich nicht.«
Evan sah sich in dem spartanisch
eingerichteten Wohnzimmer um. »Ich hätte gedacht, Sie haben mehr Möbel.«
»Ich bin gerade eingezogen.«
»Setzen Sie sich hier hin.« Er zeigte
auf den Sessel.
Iris setzte sich.
»Toni, setz dich auf den Boden
daneben.«
Toni ließ sich auf die Knie fallen und
setzte sich im Schneidersitz auf den Boden. Sie schluchzte leise vor sich hin
und wischte sich mit beiden Handrücken über die Augen und die Nase.
»Ich komme morgen früh wieder zur
Arbeit bei McKinney Alitzer«, verkündete Evan.
Iris sah ihn verwundert an. »Ach ja?«
»Sie werden allen erzählen, daß wir
ein Mißverständnis hatten und daß Sie mich wieder eingestellt haben.«
Iris lehnte sich entspannt in den
Sessel zurück, überschlug die Beine und war merkwürdig ruhig. »Warum sollte ich
ihnen das erzählen?«
»Weil Sie keine andere Wahl haben.«
»Und wieso nicht?«
»Weil ich alles so eingefädelt habe,
daß es aussieht, als bekämen Sie einen Anteil von dem Geld, das Canterbury
Investments erwirtschaftet.«
»Aber ich habe kein Geld von Ihnen
genommen.«
»Haben Sie heute schon Ihren
Kontostand überprüft?«
Iris erinnerte sich daran, wie erpicht
Sam Eastman auf die Informationen für die Direkt-Einzahlung war. Die Liste, die
Louise ihm gegeben hatte, enthielt die Bank- und Kontonummern der Angestellten,
die bei diesem Verfahren mitmachten.
»Nur zu«, meinte Evan. »Rufen Sie
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