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Das Erbe der Pandora

Das Erbe der Pandora

Titel: Das Erbe der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Pugh
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Ma’am.«

5
     
     
    I ris ging durch die Tür und betrat ein
großes Vorzimmer. Eine kompetent aussehende Frau mittleren Alters, bekleidet
mit einem konservativen Kostüm, arbeitete an einem Schreibtisch in einer Ecke.
In der gegenüberliegenden Ecke standen zwei beeren- und naturfarben gestreifte
Sofas. Auf einem Couchtisch davor befanden sich verschiedene dicke Bücher über
moderne Kunst und die Reste von Erfrischungen, die wahrscheinlich Kip und
Bridget serviert worden waren: Kaffeetasse und Untertasse, ein kleines
Porzellantablett mit Keksen, ein geschliffenes Kristallglas und eine Dose
Pepsi. Die gesamte hintere Wand des Zimmers war von einem Fenster eingenommen,
von dem aus man die parkähnliche Umgebung des Gebäudes überblicken konnte.
    Die Wände waren wie in dem riesigen
Foyer schlicht gestrichen, aber statt der Vitrinen waren sie hier mit
abstrakten Gemälden behängt. Iris erkannte keines von ihnen — was nichts zu
bedeuten hatte, da sich ihr Wissen über Kunst in Grenzen hielt. In einer Wand
befand sich eine mit Schnitzereien verzierte Holztür.
    »Er hat Sie gerade hineingerufen.« Die
Frau am Tisch wies mit einer ausladenden Geste auf die Tür.
    Baines öffnete sie für Iris, und sie
betrat ein Büro, das größer war als das Vorzimmer. In diesem Raum hingen auch
Gemälde und standen ebenfalls ein Sofa, Sessel und ein Couchtisch, auf dem
Kunstbücher lagen. In der Mitte stand ein riesiger Schreibtisch, der aus einer
polierten schwarzen Marmorplatte gefertigt war. Auf dem Tisch befand sich
absolut nichts außer einer Telefonanlage mit mehreren Anschlüssen. Nicht einmal
eine Büroklammer war zu sehen. Das Telefon war das einzige Werkzeug, das T.
Duke benötigte.
    Noch eine weitere Tür führte aus
diesem Zimmer heraus, und Iris fragte sich, wohin sie an diesem wohlhabenden,
aber seltsamen Ort wohl als nächstes ginge. Sie hatte das unbestimmte und
unangenehme Gefühl, eingesperrt zu sein.
    Baines hatte den Raum bereits
durchquert und hielt jene Tür auf, aber Iris nahm sich Zeit und versuchte,
alles in sich aufzunehmen. Sie bemerkte, daß die Kissen und Polster auf dem Sofa
schief lagen und zerdrückt waren, so als hätte sich dort jemand entspannt oder
ein Nickerchen gemacht. Auf dem Couchtisch davor lag ein zusammengeknülltes
Papiertaschentuch, das anscheinend mit rosafarbenem Lippenstift vollgeschmiert
war. Iris erinnerte sich an die Frau am Aufzug. Eine Frau entfernt ihren
Lippenstift aber wohl nur, wenn sie verhindern will, daß sie sich, jemand
anderen oder etwas anderes damit beschmiert. T. Duke, du alter Teufel,
dachte sie.
    Baines wartete ungeduldig mit einem
etwas verächtlich verzogenen Mund. Iris schlenderte an ihm vorbei durch die Tür
und mußte sich zurückhalten, um ihn nicht zu ärgern, indem sie ihm die Wange
tätschelte.
    Sie entdeckte Bridget und seufzte
erleichtert auf, da sie endlich ein freundliches Gesicht sah. Bridget und Kip
saßen an einem großen ovalen Tisch aus dunklem Holz, um den Stühle ohne
Armlehnen und mit einem Bezug aus noppigem, hellem, himbeerfarbenem Stoff
herumstanden.
    Bridget lächelte Iris zu. Sie hatte
mit einem billigen Filzstift auf einem kleinen Ringblock, der vor ihr auf dem
Tisch lag, gedankenlos herumgekritzelt. Ein halbvoller Becher Cola stand auch
auf dem Tisch. Sie trug einen Blazer mit Fischgrätenmuster, eine Freizeithose
und eine cremefarbene Seidenbluse. Sie schien hellwach zu sein und strahlte
jene Vitalität aus, die Iris — selbst kein Faulpelz — immer das Gefühl gab, ein
Bummelant zu sein. Aber Iris entdeckte Anzeichen von Müdigkeit um Bridgets
Augen herum.
    Kip, der mit dem Rücken zur Tür saß,
drehte sich um, als Iris hereinkam. Er nickte ihr zu, indem er seinen Kopf kurz
zurückwarf und die Augenbrauen anhob. Er trug eine abgetragene Jeans, ein
zerknittertes weißes Frackhemd mit aufgekrempelten Ärmeln und offenem Kragen
und Sandalen an nackten Füßen. Die Gummisohlen der Schuhe bestanden aus
mehreren bunten Schichten. Vor ihm stand ein offener Laptop.
    Vom Kopfende des Tisches winkte T.
Duke Sawyer Iris angeregt herbei, während er weiterredete. »Dann bestellt der
Blinde noch einen Drink bei dem Barkeeper. Der Barkeeper bereitet den Drink zu,
stellt ihn auf die Theke, der Blinde trinkt ihn. Nach einer Weile nimmt der
Blinde wie schon vorher einmal seinen Blindenhund und dreht ihn am Schwanz im
Kreis. Der Barkeeper beobachtet das. Schließlich kann er sich nicht mehr
zurückhalten. >Mister<, sagt er, >ich hab’ Ihnen

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