Das Erbe der Pandora
sich in Erinnerung, wie sich T. Dukes
Gewinnsucht in seinem Verhalten hinsichtlich Pandora widerspiegelte. Bridget
hatte ihr erzählt, T. Duke hätte sich außergewöhnlich stark in die
Angelegenheiten von Pandora eingemischt und so getan, als besäße er weitaus
mehr als zwanzig Prozent der Firma. Sie hatte Iris auch anvertraut, daß sie es
mittlerweile bereute, das Geld von USA Assets genommen zu haben — auch wenn sie
dies Kip gegenüber nie zugeben würde.
Die Besprechung heute war eigentlich
ein Höflichkeitsbesuch, um T. Duke über Bridgets Plan, mit Pandora an die Börse
zu gehen, in Kenntnis zu setzen. Natürlich konnte sie die Neuemission auch ohne
den Segen von Kip oder T. Duke durchführen. Sie besaß sechzig Prozent der
Anteile. Kip und USA Assets besaßen jeweils zwanzig Prozent. Bridget ging davon
aus, daß T. Duke ihren Plan unterstützte. Warum auch nicht? Damit käme ein Teil
des Geldes von USA Assets wieder herein.
Eine der Doppeltüren am Ende der
Treppe öffnete sich unerwartet und ließ Iris erschrocken zusammenfahren. Eine
große, hübsche Frau mit langen blonden Haaren und langen Beinen kam durch die
Tür. Sie trug ein hervorragend gearbeitetes pinkfarbenes Kostüm, welches auf
anzügliche Weise kurz und enganliegend war; zwischen dem Revers waren die
Ansätze eines üppigen Dekolletes zu sehen. Ihr Make-up war perfekt wie das
eines Models und für diese Tageszeit übertrieben. Merkwürdigerweise waren die
Lippen ungeschminkt.
Sie ging mit ihren hochhackigen,
herausfordernden Schuhen zu dem holzverkleideten Aufzug neben der Doppeltür,
drückte auf die Taste und drehte sich dann zu Iris und Baines um. Sie öffnete
ein wenig den Mund und fuhr sich mit der Zunge über ihre Oberlippe. Die
sexuelle Komponente dieser Geste war offenkundig. Ihr Blick war selbstgefällig.
Iris sah zu Baines, der immer noch
zwei Schritte hinter ihr war. Sein Gesicht blieb regungslos, aber seine Augen
funkelten.
Die Tür des Aufzuges öffnete sich. Die
Frau betrat den Lift, drehte sich um und biß sich auf die Unterlippe. Die
Aufzugtüren gingen lautlos zu.
»T. Dukes Sekretärin?« fragte Iris,
obwohl sie bezweifelte, daß die Fähigkeiten der Frau irgend etwas mit
Textverarbeitung zu tun hatten.
Er ignorierte ihre Frage und hielt
einen der Türflügel auf.
»Danke für den Rundgang.« Iris ging
über die Schwelle. »Erzählen Sie: Wie ist es so, mit T. Duke
zusammenzuarbeiten?«
Baines Augen glänzten. »Er ist
inspirierend. Es ist eine Ehre, für ihn zu arbeiten.«
»Ich bezweifle, daß Rita Free Ihrer
Meinung gewesen wäre.«
Baines starrte sie ausdruckslos an.
»Sie wissen sicher, wer Rita Free
ist.« Iris wartete eine Antwort nicht ab. »Ich habe alles über sie und T. Duke
in einem Artikel der Business Week gelesen, den ich im Internet gefunden
habe. Vor etwa sechs Jahren gab T. Duke eine kleine Party in einer Hotelsuite
in Las Vegas. Noch bevor der Abend zu Ende ging, flog Miss Free, die sich ihren
Lebensunterhalt als Prostituierte verdiente, von dem Balkon im sechzehnten
Stock. Sie landete nicht gerade weich. Der 23jährige Sohn von T. Duke, Randall,
wurde der fahrlässigen Tötung für schuldig befunden.«
Baines Tonfall klang gelassen, hatte
aber einen Anflug von Wut in sich. »Randall Sawyer war drogenabhängig und
Alkoholiker. An jenem Abend war er stockbetrunken. Das Mädchen hatte irgendwas
gesagt, was ihm nicht gefiel, und schon flog sie hinunter.«
Iris fuhr fort: »Randall Sawyer
behauptete später, er hätte es auf sich genommen, um seinen Vater zu schützen.
Er hatte durch den Skandal wesentlich weniger zu verlieren als T. Duke. Man
ging davon aus, daß Randall höchstens achtzehn Monate abzusitzen hatte. Dann
saß er schließlich doch fünf Jahre im Gefängnis.«
»Randall hat die Strafe bekommen, die
er verdiente. Sein Vater hatte nicht die Absicht, ihm dabei zu helfen,
ungeschoren davonzukommen.«
»Man hat sich gefragt, ob Randall von
T. Duke angeheuert worden war.«
»T. Duke Sawyer heuert niemanden für
so etwas an.«
»Sind Sie sich da sicher, Baines?«
»Absolut.« Er hielt noch immer einen
der Türflügel auf.
Iris sah auf seine Anstecknadel am
Revers. Erst jetzt bemerkte sie, daß statt der Sterne auf blauem Grund die Inschrift 1x1 zu lesen war.
»T. Duke ist einer der anständigsten
Menschen, denen ich je begegnet bin.«
»Sie sind doch nicht sauer auf mich,
oder, Baines?«
»Nein.«
»Ich meinte nur, weil Sie mich nicht
mehr Ma’am nennen.«
»Nein,
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