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Das Erbe der Pandora

Das Erbe der Pandora

Titel: Das Erbe der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Pugh
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»Seien Sie willkommen, und nehmen Sie doch Platz. Kann
ich Ihnen etwas anbieten? Limonade? Kaffee?«
    »Alles, was light ist.«
    Baines verließ wortlos das Zimmer.
    T. Duke nahm seinen Platz wieder ein,
lehnte sich tief in seinen Sessel zurück und legte die Füße auf den Tisch.
    Iris sah sich um.
    Das Zimmer war oval, die Wände
zartblau gestrichen mit geschnitzten Kranz- und Fußleisten in glänzendem Weiß.
Mehrere Ölgemälde waren zu sehen, allesamt Landschaften aus dem 19.
Jahrhundert, die in scharfem Gegensatz zu den abstrakten Arbeiten in den
anderen Räumen standen.
    Baines kehrte zurück, legte zunächst
einen schweren Untersetzer vor Iris auf den Tisch, bevor er ein kristallenes
Kelchglas mit Cola und Eiswürfeln daraufstellte.
    T. Duke verschränkte die Hände hinter
dem Kopf. »Bridget, erzählen Sie mir, was es bei Pandora Neues gibt.«
    Bridget stützte sich mit den Ellbogen
auf dem Tisch ab und zeigte mit den Händen in Richtung von T. Duke. »Um
Mitternacht haben wir die ersten beiden Levels von Trottel verlieren immer im Internet veröffentlicht.«
    T. Duke nickte, während er die Decke
anstarrte. »Diese Marketing-Methode haben Sie erfunden, und nun wird sie von
vielen nachgeahmt. Sie ist auf brillante Weise simpel und nutzt die gleiche
Logik, die einen bestimmten Song zu einem Hit macht, indem er im Radio rauf und
runter gespielt wird. Sie ködern Ihre Surfer im Internet mit einer
Gratis-Kostprobe und hoffen, daß sie mehr wollen.«
    »Und sie wollen wirklich mehr«, warf
Bridget ein. »Wir haben schon jetzt 100.000 Bestellungen; das ist ein Zuwachs
von fünfundzwanzig Prozent gegenüber dem Verkauf von Slade Slayer 3D im
gleichen Zeitraum. Slade Slayer 3D wurde acht-zehnmillionenmal verkauft.
Ich gehe davon aus, daß Trottel verlieren immer die 25-Millionen-Grenze
überschreiten wird. In den Chat-Foren erzählt man sich schon, daß die
3-D-Effekte von Trottel alles übertreffen, was es bisher in der Art
gab.«
    »Baines hat sich das Spiel, das Sie
mir geschickt hatten, mal angesehen, und Sie fanden es ziemlich gut, oder?« T.
Duke hatte noch immer die Hände hinter dem Kopf verschränkt und die Beine auf
dem Tisch liegen, als er über die Schulter zu Baines schaute und dann seine
Aufmerksamkeit wieder der Decke zuwandte.
    Iris folgte wie beiläufig der
Blickrichtung von T. Duke und war überrascht von dem, was sie sah. An der hohen
Decke befand sich ein Trompe l’oeil-Fresco mit beflügelten Engelchen an einem
weiten blauen Himmel, der mit weißen Wolken durchsetzt war, welche von gelbem
Sonnenlicht angestrahlt wurden. Das Gemälde vermittelte die Illusion, daß die
ebene Decke gewölbt war. Die Engel waren in einem Kreis angeordnet und sahen
aus, als schauten sie auf die Besucher hinunter. Ihre Gesichter waren
merkwürdig schrullig, ja sogar häßlich.
    »Einige Stellen sind ziemlich gut«,
meinte Baines.
    Bridget fuhr fort: »Für Trottel hat Kip eine von Grund auf neue Graphik-Engine geschrieben, die faszinierende
3-D-For-en mit einer noch nie dagewesenen Fülle an Details produziert. Baines,
Sie haben vielleicht bei anderen Spielen, die im Umlauf sind, und auch bei
unseren früheren Slade-Slayer-Spielen gemerkt, daß eine Oberfläche — wie zum
Beispiel eine Mauer oder eine fremdartige Figur — räumlich wirkt, bis man sich
ihr nähert. Dann zerfällt es in einzelne Lichtpunkte — in die Pixel, aus denen
das Bild besteht.«
    Iris wandte ihren Blick von der Decke
ab und konzentrierte sich wieder auf die Besprechung, aber irgend etwas zwang
sie, noch einmal hochzuschauen. Sie wußte jetzt, weshalb ihr die Engel seltsam
vorkamen: Einer von ihnen sah aus wie T. Duke. Sie warf unauffällig einen Blick
auf die leibhaftige Ausgabe und dann noch einmal — um sicherzugehen — auf die
andere. Es war ein jüngeres Abbild, aber er war es. Das Engelchen neben ihm
hatte ein schönes Frauengesicht. Die beiden anderen hatten die Gesichter von
kleinen Mädchen. T. Duke hatte sich und seine Familie in Gestalt himmlischer
Geschöpfe unsterblich gemacht. Iris fand die Idee aufgeblasen und rührend
zugleich.
    Sie sah sich eine der Wolken etwas
genauer an. Sie war weiß und bauschig wie die anderen, hatte aber eine
unregelmäßige Form und einen Schatten im Hintergrund. T. Duke sah, daß Iris die
Decke betrachtete. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Baines.
    Die Augen von Baines leuchteten und
zeugten von einem so intensiven Interesse, wie sie es bei ihm bisher nur
gesehen hatte, als sie der

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