Das Erbe der Pandora
denkt die Polizei auch.«
»Wo also liegt das Problem?«
»Kip Cross hat seine Frau nicht
getötet.«
»Sind Sie sicher?«
Ihr Vertrauen in Kips Unschuld war
geschwunden, aber das mußte Platt nicht wissen. Sie befand sich immerhin mitten
in einer PR-Kampagne zur Wiederherstellung des guten Rufes von Pandora.
»Absolut.«
Platt sah sie überrascht an.
Sie fuhr fort: »In Pandoras Akten
tauchen Briefe auf von einzelnen Personen und von Organisationen, die gegen die
gewalttätigen und sexuellen Inhalte der Slade-Slayer-Spiele protestieren.
Wissen Sie, ob Sie auch solche Briefe erhalten haben?«
»Ständig. Irgend jemandem trete ich
immer auf den Schlips.« Er grinste erneut. Es gefiel ihm, den bösen Jungen zu
spielen.
»Ich interessiere mich besonders für
Briefe von den »Vertrauensmännern^«
»Ich fliege für drei Monate zu
Außenaufnahmen nach South Dakota; ich lasse jemanden die Akten durchsehen. Das
Studio bearbeitet die gesamte Post.«
Iris holte eine Visitenkarte aus ihrer
Handtasche und gab sie ihm.
Platt schob die Karte in die
Gesäßtasche seiner Jeans.
Iris stand auf und hängte sich die
Tasche um. »Danke. Wie ich schon sagte, es ist weit hergeholt.«
»Wenn es irgendwie hilft, den Mörder
von Alexa zu finden, mache ich es gern. Ist auf alle Fälle eine gute Story.«
Sie gingen durchs Haus zum Eingang. Er
hielt ihr die Tür auf. »Ozzie Levinson hat mir erzählt, daß seine Frau Liz für
Sie arbeitet.«
»Ja, stimmt. Ich muß mich bei Ozzie
dafür bedanken, daß er dieses Treffen arrangiert hat.«
»Meine Finanzen sind ein heilloses
Durcheinander. Von irgendwo kommt Geld herein, es geht wieder raus, was weiß
ich, wohin? Ist Liz wirklich so gut, wie behauptet wird?«
»Sie ist die Beste. Sie haben meine
Visitenkarte. Rufen Sie uns doch mal an.«
»Mache ich.«
»Vielen Dank für Ihre Zeit. Sie haben
ein wirklich schönes Haus.«
Er klopfte gegen den falschen
Steinbogen. »Fiberglas«, sagte er stolz. »Aus einem Stück. Man muß bekloppt
sein, wenn man in L.A. echten Stein nimmt. Außerdem, warum sollte man sich mit
dem echten abgeben, wenn die Imitation genauso gut aussieht und praktischer
ist? Zumindest zermalmt es einen nicht bei einem Erdbeben.«
20
K ip Cross erregte kaum Aufmerksamkeit,
als er seinen buttergelben Ferrari am Bordstein vor dem Blue’s parkte. Die
Angestellten und Stammkunden des ehrwürdigen Hot-Dog-Restaurants am La Cienega
Boulevard, das 1942 von Ben Blue gegründet worden war, hatten sich daran
gewöhnt, alles und jeden zu sehen. Teure Autos waren von geringem Interesse,
besonders in solch unmittelbarer Nähe zu Beverly Hills.
Kip ging zur Theke, hinter der
Bottiche mit kochenden Würstchen, dampfendem Sauerkraut und einem dicken,
klumpigen, bräunlich-roten Gebräu standen, in dem Fettkügelchen schwammen und
das als Blue’s Chili bekannt war. Pommes frites und Zwiebelringe brodelten im
Öl vor sich hin. In einem Dampfgerät stapelten sich Dutzende der weichen
Hot-Dog-Brötchen. Über beiden Enden der L-förmigen Theke schwebte ein
Fernseher.
Die Frauen, die hinter der Theke
standen, waren für ihre Schroffheit bekannt und sogar beliebt. Heute arbeiteten
drei von ihnen. Die eine war eine kräftige Blonde, die anderen beiden dünne
Brünette; sie waren anscheinend alle drei in den Zwanzigern und kauten alle
Kaugummi. Sie trugen blaue Kleider, die vorne zugeknöpft und reichlich mit Fett
beschmiert waren, und dazu kleine gefaltete Hütchen, die sie an ihren
hochgesteckten Haaren befestigt hatten. Eine von ihnen stupste ihre Kollegin
an, als Kip näher kam.
Ein Mann, der an der Theke stand und
sich einen Chili-Dog in den Mund schob, ignorierte Kip zunächst — bis er Kips
billige Sandalen sah. Dann trat er wie aus einem Reflex heraus einen Schritt
beiseite.
»Einen Hot-Dog mit Chili und
Sauerkraut, dazu Käse und extra Zwiebeln, Zwiebelringe und eine große Cola«,
sagte Kip zu der kräftigen Blondine.
Sie rührte sich nicht, um seine
Bestellung zuzubereiten, sondern nahm ihn lange von oben bis unten unter die
Lupe, während sie mit ihrem Kaugummi Blasen machte und sie zerknallen ließ. Die
beiden anderen Frauen sahen erwartungsvoll von der Blondine zu Kip und zurück.
»Stimmt etwas nicht?« fragte Kip.
»Zwiebelringe!« rief die Frau über die
Schulter hinweg. Sie schnappte sich ein Brötchen, häufte die von Kip erbetenen
Zutaten darauf, wickelte es in Wachspapier ein und schob es über die Theke. Es
wäre auf der anderen Seite
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