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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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hing die Schiffswand über ihnen. „Man kann sich kaum vorstellen, daß dieses Ungeheuer es fertigbringt, zu fliegen.“
       Melnikow mußte lachen.
       „Und ob es fliegt!“ sagte er. „Die Höchstgeschwindigkeit des Raumschiffs beträgt vierzig Kilometer in der Sekunde.“
       „Ich weiß, kann es aber kaum glauben.“
       Sie war ein wenig fassungslos. Die stumme und scheinbar drohende Metallmasse, die ihr zu Häupten hing, wirkte unwill- kürlich auf ihre Nerven.
       „Gehen wir hinein!“
       Ganz in der Nähe war ein Eingang. Er stand offen, und eine Aluminiumtreppe führte ins Innere. Sie war steil und hatte kein Geländer.
       Wie ein Artist vom Zirkus erklomm Orlow sie. Olga war das enge Kleid hinderlich. Melnikow faßte seine Frau unter und geleitete sie geschickt hinauf. Kaum konnte sie noch sagen: „Du wirst abrutschen!“ – als sie auch schon im Innern des Schiffes angelangt waren.
       Sie standen in einem kleinen, völlig kahlen Raum. Nur an der einen Wand hing ein Armaturenbrett mit verschiedenen Knöpfen. Die Öffnung im Boden, durch die sie eingestiegen waren, konnte durch eine Schiebetür verschlossen werden.
       „Das ist eine Ausgangsschleuse“, erklärte Melnikow. „Zur Zeit stehen beide Türen offen, aber auf der Venus werden sie sich nur nacheinander öffnen, damit die Luft des Planeten nicht in das Schiff eindringen kann.“
       Die nach innen führende Tür befand sich an der Decke, und zu ihr stiegen sie eine weitere Treppe hinauf. Olga lehnte kate- gorisch jede Hilfe ab und kletterte allein.
       Oben öffnete sich vor ihnen ein langer Korridor, der rund wie eine Röhre aussah; seine Wände waren durchgehend mit weichen „Lederkissen“ gepolstert. Darüber führte ein proviso- rischer Brettersteg.
       „Es gibt sechs solcher Korridore, die vom Heck bis zum Bug durch das ganze Schiff führen“, sagte Melnikow. „Und jeder be- sitzt eine Ausgangsschleuse. Zwischen ihnen liegen die Räume für die Besatzung, die Werkstätten, die Laboratorien und son- stigen Arbeitsplätze. Das Achterschiff beherbergt die Trieb- werke. Dieser Teil ist von den übrigen Räumen durch eine sehr dicke Dreifachwand aus einer festen Legierung abgeteilt. Die Hohlräume zwischen den Einzelwänden sind mit hitzebestän- digem und geräuschundurchlässigem Material gefüllt. Demzu- folge ist das Raumschiff eigentlich nur neunzig Meter lang. Jeder der siebzig Meter langen Korridore endet in dem größten Raum, in dem astronomischen Observatorium, das im Vorschiff einge- baut ist.“
       „In jenem Reich also, in dem Belopolski, Paitschadse und ich regieren“, ergänzte Orlow.
       „Das Schiff ist so groß, daß man müde wird, darin umherzu- laufen“, bemerkte Olga.
       „Man braucht übrigens gar nicht zu laufen. Wenn man schnell durch einen Korridor muß, kann man sich hier dieser Einrich- tung bedienen.“
       Melnikow trat an die Wand und drückte auf einen unauf- fälligen Knopf. Eine kleine schmale, horizontal gelagerte Tür öffnete sich und gab den Blick auf einen langen Gegenstand frei, der einem Torpedo glich.
       „Das ist einer der zahlreichen Fahrstühle des Schiffes“, sagte Melnikow. „Er befördert dich binnen Sekunden ans entgegen- gesetzte Ende des Korridors, beziehungsweise zu der Tür, zu der du willst. Es gibt Fahrstühle, die alle sechs Korridore mit- einander verbinden und dir helfen, von dem einen in den ande- ren zu gelangen. Willst du es ausprobieren?“
       „Nein, nicht nötig! Gehen wir weiter! Aber in diesem ,Tor- pedo' kann man doch nur liegen?“
       „Im Bereich der Schwerelosigkeit verlieren die Begriffe ‚liegen' oder ,stehen' ihren Sinn. Der Mensch kann sich in be- liebiger Richtung bewegen und fühlt sich in jeder Lage wohl.“
       „Wie merkwürdig!“ sagte Olga.
       „Daran gewöhnt man sich schnell.“
       Hintereinander gingen sie auf dem Brettersteg, der so schmal war, daß sie nicht nebeneinander laufen konnten. Den Korridor beleuchteten elektrische Lampen hinter dickem, bauchigem Glas. Sie gruppierten sich in gleichmäßigen Abständen an der Wan- dung, und wenn man nach vorn sah, wirkten sie wie eine eigen- artige leuchtende Spirale.
       Es mutete seltsam an, auch zu Füßen Lampen zu entdecken, die von unten her Licht spendeten, aber Olga fiel ein, was ihr Mann soeben erklärt hatte, und sie verstand, warum dies so eingerichtet war. Während des Fluges würden natürlich in die-

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