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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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schlafen, die an der Wand be- festigt sind. Die Möbelstücke, die ihr so verdutzt betrachtet, sind tatsächlich Schränke, und sie dienen zur Aufbewahrung von Kleidungsstücken. Die ungewöhnliche Form rührt daher, daß sie nicht Fächer, sondern weiche, mit Stoßdämpfern versehene Zellen besitzen. In diesen Zellen werden während des Starts, wenn die Schwerkraft das normale Maß weit übersteigt, die zer- brechlichen Gegenstände aufbewahrt. Ja, hier hat man alles wohl überlegt. Dieses Brett dort ist mein Tisch. Ich kann ihn Während des Fluges in jede beliebige Lage bringen, und er fällt nicht um. Gewöhnliche Tische, Stühle und dergleichen wären im Bereich der Schwerelosigkeit nutzlos. Allerdings haben wir einige dennoch an Bord.“
       „Zu welchem Zweck?“
       „Wir werden sie auf der Venus brauchen. Wenn das Raum- schiff auf dem Planeten landet und eine bestimmte Lage ein- nimmt, werden in den Kajüten provisorische Regale angebracht und Möbel aufgestellt. Wir werden auf der Venus immerhin ziemlich lange Zeit bleiben – da müssen wir für eine gewisse Bequemlichkeit sorgen.“
       „Und wozu dient diese Schalttafel in deiner Kajüte?“ fragte Olga.
       „Es gibt an Bord eine Kommandozentrale“, antwortete Mel- nikow, „eine Kommandobrücke, wie wir das nennen. Dort be- findet sich das Hauptsteuerpult. Ebensolche Pulte sind noch an drei anderen Stellen eingebaut: auf der Reservekommando- brücke, in der Kajüte des Kommandanten, das heißt Belopol- skis, und in meiner. Wie du siehst, liegt meine Kajüte unten und Belopolskis oben. Die Hauptkommandobrücke liegt weiter vorn, die Reservebrücke im Achterschiff.“ Melnikow ereiferte sich bei seinen Erklärungen und vergaß alle Vorsicht seiner Frau gegen- über. „Das ist deswegen so eingerichtet, weil es bei einer Raum- fahrt zu unvorhergesehenen Zwischenfällen kommen kann. Man muß das Schiff von verschiedenen Stellen aus steuern können.“
       Olga sah ihren Mann unverwandt an. „Und du willst mir wie mein Vater immer einreden, die Fahrten in den Kosmos seien völlig ungefährlich. Das paßt schlecht zu dem, was du zuletzt gesagt hast.“
       Orlow eilte seinem Kollegen, der sich verplappert hatte, zu Hilfe und entgegnete: „Darin liegt doch keinerlei Widerspruch! Vernünftige Vorsicht ist nicht mit dem Vorhandensein von Ge- fahren gleichzusetzen. Meiner Meinung nach ist der Flug mit einem Raumschiff nicht gefährlicher als der Flug mit einem Flugzeug, in dem es immerhin auch Fallschirme gibt. Übrigens habe ich sogar Angst, mit einem Flugzeug zu fliegen“, schloß er lächelnd.
       Aber Olga ging nicht auf den scherzhaften Ton ein. Schwei- gend wandte sie sich ab und setzte den Rundgang fort, Orlow und der über seinen Fehler untröstliche Melnikow folgten ihr.
       Olga ärgerte sich über sich selbst. Was sie soeben gesagt hatte, war ihr gleichsam versehentlich, gegen ihren Willen, entschlüpft, und sie bedauerte es, weil sie wußte, daß ihr Mann nicht gern über die Gefahren seiner Arbeit sprach. Wozu auch darüber sprechen? Wußte sie etwa nicht, wen sie geheiratet hatte? Ob- wohl voller Erregung und Unruhe, war sie doch stolz auf seine Arbeit und liebte ihn wegen seiner ruhigen Unerschrockenheit und seiner Liebe zu seinem Beruf.
       Die Besichtigung des Raumschiffes dauerte über zwei Stunden. Sie gingen in das Observatorium, in die Messe und auf die Kommandobrücke. Sogar eine Rote Ecke gab es an Bord dieses Giganten.
       An der Expedition auf die Venus sollten zwölf Personen teil- nehmen, und jeder von ihnen hatte seine eigene Kajüte; sie waren nicht alle so groß wie die Belopolskis oder Melnikows, aber doch ziemlich geräumig. Außer den Wohnkajüten gab es Laboratorien, Lagerräume und verschiedenes Nebengelaß. Das Fassungsvermögen des Schiffes schien unermeßlich zu sein.
       Melnikow zeigte ihnen „Hangars“, in denen zwei Düsenflug- zeuge mit eingezogenen Tragflächen, mehrere geländegängige Kraftwagen verschiedener Größe und sogar ein kleines Unter- seeboot standen.
       Das Ausmaß der Expedition machte auf Olga einen großen Eindruck.
       „Ich hätte nie gedacht, daß euer Raumschiff so reich ausge- stattet ist“, sagte sie. „Wozu braucht ihr das U-Boot?“
       „Zu unserem Plan gehört die Erforschung des Ozeans auf der Venus“, antwortete Melnikow. „Wir führen auch Taucheranzüge einer besonderen Konstruktion mit. Sie sind die neueste Er- findung und werden

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